Eingang Covid-Station
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Chronik

Pflege auf der CoV-Station: „Unglaubliche Belastung“

Das Personal auf den Covid-Stationen leistet seit Beginn der Pandemie Außerordentliches. Der Pflegeleiter auf der Covid-Station im Krankenhaus Dornbirn hat dem ORF Einblicke in seinen derzeitigen Berufsalltag gegeben. Er spricht von einer „unglaublichen körperlichen Belastung“, die oft auch „psychisch nur schwer zu verkraften“ sei.

In der Schleuse vor der Covid-Station beginnt der Arbeitstag des medizinischen Pflegepersonals. Dort wird die Schutzausrüstung angelegt, ohne die gar nichts geht – die Sicherheit hat oberste Priorität. „So absurd das klingen mag, auf den Covid-Stationen ist man gut geschützt“, sagt Pflegeleiter Patrick Drechsler.

Aber es ist auch die Schutzkleidung, die das Arbeiten zur Herausforderung macht. „Nach zwei Stunden ist die Kleidung durchgeschwitzt, man ist regelrecht nass“, so Drechsler – und so nassgeschwitzt steht das Pflegepersonal regelmäßig im Durchzug. Denn: „Man weiß, frische Luft ist sehr wichtig, um Covid ein bisschen Herr zu werden“, so Drechsler – deshalb muss das Personal ständig dafür sorgen, dass die Fenster ost- und westseitig geöffnet werden.

Anziehen von Schutzkleidung
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Die Schleuse: Hier wird die Schutzkleidung angezogen

„Nur schwer zu verkraften“

Auf jener Station in Dornbirn, auf der früher 30 orthopädische Patienten versorgt wurden, liegen jetzt 17 Covid-19-Patienten. Der Pflegeaufwand ist fast doppelt so groß. „Es ist eine unglaubliche körperliche Belastung“, sagt Drechsler. Die Patienten müssen ständig umgelagert werden. Alle bekommen Sauerstoff.

Hinzu kommt die Psyche, sagt der Pflegeleiter: „Besonders auf Covid-Stationen ist die hohe Arbeitsdichte, diese Flut an kritisch kranken Patienten schwer und in manchen Fällen gar nicht zu bewältigen“ – mit dem Zusatz: „Das ist psychisch nur schwer zu verkraften.“

Besucht werden dürfen nur die, die im Sterben liegen

Weil Besuchsverbot gilt, wird viel telefoniert. Die Angehörigen sind in Sorge, haben viele Fragen. Und Patienten, die auf den Covid-Stationen liegen, sind auch einsam. Besucht werden dürfen nur jene, die im Sterben liegen. Zeit und Zuspruch für die Kranken bleiben auf der Strecke.

„Sei es nur dieser akute Zuspruch, diese Zuwendung, diese körperliche Nähe“, sagt Drechsler, dafür bleibe oft keine Zeit. Und es brauche auch engen Kontakt mit dem Patienten, um einen Verbandswechsel zu machen, um ihn zu waschen, um ihn zu lagern, um ihn zu mobilisieren. „Hier fehlt schlichtweg die Zeit, vor allem zu Spitzenzeiten, es fehlt die Ressource“, so Drechslers ernüchternde Bilanz.

Schichten um vier Stunden verkürzt

Ein Lichtblick: Die Schichten haben sich verkürzt, statt bisher 12 sind die Pflegemitarbeiter nur mehr acht Stunden im Dienst. Personal aus allen Stationen arbeitet zur Zeit bei Covid-Patienten, der Zusammenhalt im Haus ist groß.

„Man ist froh, wenn man sich ausschleust, wenn man sich umziehen kann, wenn man sich in der Umkleide duschen und nach Hause kann“, erzählt der Pflegeleiter. Aber die Arbeit lässt viele nicht los: „Dann ist der Partner gefordert, die Familie gefordert, das häusliche Umfeld gefordert, das etwas abzufangen.“

Pflege auf der Covid-Station

Patrick Drechsler, Stationsleiter der Covid-Station am Krankenhaus Dornbirn, gibt Einblick in einen sehr anstrengenden Berufsalltag. Das medizinische Personal ist erschöpft.