Albert Hofer
ÖVP-Landtagsklub
ÖVP-Landtagsklub
Samstaginterview

Albert Hofer über Politikstil und Wohnungsmarkt

Nach 40 Jahren Landtagserfahrung hat Albert Hofer jüngst seinen Ruhestand angetreten. Im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg lässt der ÖVP-Politiker sein Politikerleben Revue passieren und verteidigt seinen teils emotionalen Politikstil. Die Debattenführung im Landtag bezeichnet er als zu vorsichtiges und „liebevolles Herumgeeiere“.

40 Jahre hat der 63-jähriger Lustenauer für den ÖVP-Landtagsklub gearbeitet, 20 davon als Abgeordneter. Er war Wohnbau- und Finanzsprecher seiner Partei und Klubdirektor. Ein Politiker mit einem manchmal durchaus emotionalen Debattenstil. Im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg sagt Hofer dazu, er habe nie jemanden persönlich beleidigen, sondern nur die Dinge „auf den Punkt“ bringen wollen.

Auch in anderen Parlamenten, etwa in Deutschland, werde direkter zur Sache gegangen. Hofer sagt, ihm sei das lieber als das „liebevolle Herumgeeiere“, welches er im Vorarlberger Landtag feststelle. Oft sei die Debattenführung dort zu vorsichtig und zu liebenswürdig.

Das Samstaginterview mit Albert Hofer hat ORF-Redakteur Jürgen Peschina geführt.

„Mehr Zeit, die Dinge anzusehen“

Hofer hat 1980 im Landtag als Sekretär im ÖVP-Landtagsklub angefangen – der Landeshauptmann hieß damals Herbert Kessler, der Bundeskanzler Bruno Kreisky. Auf die Frage, was er aus dieser Zeit vermisse, sagt Hofer: „In einem gewissen Maße gar nicht so viel. Die Zeit hat ja auch ihren Reiz.“

Damals habe er noch ein Telex gehabt, um beispielsweise Presseaussendungen zum ORF zu senden und von einem Fax geträumt – „heute unvorstellbar“. Vom Handy hatte man noch gar nichts gehört. „Allerdings kann man dazu sagen, es war bei weitem nicht so stressig. Der Alltag war etwas gemütlicher und man hatte auch mehr Zeit, die Dinge anzusehen.“

„Vertretung im Land wesentlich“

Die Diskussion um die Notwendigkeit von Landtagen verfolge er nun seit einem Vierteljahrhundert, so Hofer. Er glaube, dass auch die größten Kritiker inzwischen mitbekommen hätten, was es für einen Vorteil habe, wenn ein Land ein eigenes Parlament habe. „Die Vertretung im Land halte ich für wesentlich.“

Immobilienpreise: „Die Entwicklung ist eine fatale“

Weiteres Thema im Samstaginterview sind die Immobilienpreise. Seit vielen Jahren steigen die Immobilienpreise in Vorarlberg, in mittlerweile für viele Menschen unerschwingliche Höhen. Der ehemalige ÖVP-Wohnbausprecher räumt ein, dass der Erwerb von Eigentum für viele Menschen unmöglich geworden ist. Vor 40 Jahren sei es eigentlich für jeden, der gearbeitet hat, möglich gewesen, Eigentum zu erwerben. „Das ist es heute schlicht und einfach nicht mehr“, so Hofer.

„Die Entwicklung ist eine fatale“, es werde aber wohl noch dramatischer, „weil wir über die Wohnbauförderung nicht mehr in der Lage sind wie damals, den Leuten einen Teil abzunehmen“. Das, was früher jemand noch mit seinem eigenen Geld zu finanzieren hatte, sei wesentlich erträglicher gewesen als heute.

Hofer: Zuzug als Problem für Wohnungsmarkt

Bei dieser Diskussion müsse man mehrere Dinge berücksichtigen, so Hofer weiter. Ein wesentlicher Punkt, der dabei oft übersehen werde, sei der Zuzug, den Vorarlberg gehabt habe: „Wir sind das einzige Bundesland, das seit der Volkszählung nach dem Krieg über 100 Prozent an Einwohnern dazu gewonnen hat. Das gibt es bei keinem Bundesland sonst.“

Das sei hinsichtlich des Wohnungsmarktes nicht einfach zu bewältigen, so Hofer. „Wir haben im Moment wirklich ein Problem mit diesem Zuzug, den es zu meistern gilt.“ Das liege natürlich daran, dass Vorarlberg eine wirtschaftlich attraktive Gegend mit einer wunderschönen Landschaft sei. Diese Pluspunkte hätten dazu geführt, dass der Zuzug der vergangenen Jahre – was den Wohnungsmarkt angehe – „nicht zu verkraften“ sei.