Durch den recht warmen April mit wenig Schnee in den Bergen war schon im Mai ein Alpauftrieb möglich. "Das ist ungewöhnlich, sagt Josef Türtscher, der Obmann des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins: „Im Mai sind die Älpler normalerweise noch auf dem namensgebenden Maisäß. Weil sie heuer früher dran waren, war ihre Saison auch länger. Mehr als 100 Tage auf der Alpe sind heuer zusammengekommen.“ Türtscher spricht daher von einem guten Sommer.
Personalnot wegen CoV nicht eingetreten
Die Befürchtungen, dass es wegen der Coroanvirus-Pandemie auf den Alpen zu wenig Personal geben könnte, seien zum Glück nicht eingetreten, so Türtscher. Der Aufruf vor Beginn der Alpsaison habe gewirkt. Es haben sich genug Einheimische gemeldet und angeboten, auf einer der über 500 Alpen im Land mitzuhelfen.
Auch aus dem Ausland sind ungefähr 100 Arbeitskräfte gekommen – vor allem aus Deutschland, aber auch eine Handvoll Brasilianer. Die bekamen als Schlüsselarbeitskräfte ein Visum und absolvierten nach ihrer Einreise eine zweiwöchige Heimquarantäne direkt auf der Alpe. Das habe aus Sicht der Landwirtschaftkammer gut funktioniert. Corona-Fälle seien dort keine bekannt.
Enttäuschung wegen Veranstaltungsabsagen
Der Ausfall der Alpveranstaltungen hingegen sorgte laut Türtscher für Enttäuschung bei den Älplern: „Weil zum Beispiel die ansonsten gut besuchte Alpkäseprämierung abgesagt worden ist, fehlt natürlich auch die Werbung für die Alpprodukte.“ Josef Türtscher bittet daher die Menschen in Vorarlberg, nun verstärkt Käse, Butter oder Fleisch von den Alpen zu kaufen.
Wichtige Einnahmequelle brach weg
So sollen die Älpler unterstützt und zugleich ermutigt werden. Schließlich ist für viele Milchbauern im Frühjahr eine wichtige Einnahmequelle verloren gegangen: Die Vorarlberg-Milch hatte ihre Produktion gedrosselt und somit weniger Milch abgenommen. Der Direktverkauf auf den Alpen habe im Sommer aber gut geklappt, weil heuer mehr Menschen als sonst in den Bergen unterwegs gewesen sind, sagt Türtscher.
Heuer keine Wasserknappheit
Zu Wasserknappheit wie in den vorangegangenen Sommern kam es hingegen heuer nicht. Der Alpwirtschaftsverein führt das darauf zurück, dass es diesen Sommer in den Bergen nicht so heiß war, wie in den vergangenen Jahren und auch keine allzu langen Hitzeperioden aufgetreten sind.
Kaum Konflikte mit Wanderern
Auch zwischen Wanderern und Tieren hat es heuer auf den Alpen keine gröberen Zwischenfälle gegeben. „Der Respekt vor dem Vieh ist offenbar vorhanden“, sagt Türtscher. Sorgen macht ihm lediglich der Wolf, der im Bregenzerwald mehrere Schafe gerissen hat. Türtscher fordert diesbezüglich mehr Schutz für Nutztiere.