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Wissenschaft

Viele Todesfälle in Vorarlberg vermeidbar

Zwölf Prozent aller Todesfälle in Österreich wären vermeidbar, besagt eine Analyse von Gesundheitsökonomen, die am Montag im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche präsentiert worden ist. Vorarlberg schneidet dabei schlecht ab.

Die Gesundheitsökonomen Maria Hofmarcher und Christopher Singhuber haben mit ihrem neuen Report zum vierten Mal eine Analyse des österreichischen Gesundheitssystems auf Bundesländerebene durchgeführt. Erstmals wurde dabei die vermeidbare Sterblichkeit vor dem 75. Lebensjahr analysiert und zwar nach Diagnosen und Bundesländern.

Vorarlberg schneidet schlecht ab

In der Versorgungsqualität in Sachen Prävention, Diagnose und Therapie existieren in Österreich je nach Bundesland offenbar deutliche Unterschiede. Maria Hofmarcher: „Bei der vermeidbaren vorzeitigen Mortalität vor dem 75. Lebensjahr ist die Situation in Kärnten und im Burgenland zum Beispiel besorgniserregend. Vorarlberg schneidet bei seinen relativ hohen Aufwendungen ebenfalls schlecht ab. Niederösterreich und Oberösterreich sind am besten, Salzburg und die Steiermark im Mittelfeld. Wien schneidet auch recht gut ab.“

Die Daten mit Bezug auf das Jahr 2018, wie es im Report heißt: „Wir ermitteln für 2018, dass 10.069 oder zwölf Prozent aller Todesfälle (83.975) in Österreich nach OECD-Definition in die Kategorie der vermeidbaren vorzeitigen Todesfälle fielen.“ Das waren immerhin 114 Todesfälle von 100.000 (76 pro 100.000 davon verhinderbar durch Vorsorgemaßnahmen).

126 Todesfälle in Vorarlberg vermeidbar

Für Vorarlberg heißt das, 126 Todesfälle wären vermeidbar gewesen.
Im Burgenland waren es 144 vermeidbare vorzeitige Todesfälle pro 100.000 Menschen, in Kärnten 150, in Niederösterreich 104, in Oberösterreich 103. In Salzburg starben demnach 127 von 100.000 Einwohnern im Jahr 2018 vorzeitig an einer vermeidbaren Todesursache, in der Steiermark waren es 111 Todesfälle/100.000 Menschen, in Tirol 112 und in Wien 113.

Nimmt man die weiterhin häufigste Todesursache – die Herz-Kreislauf-Erkrankungen – so sieht die Situation so aus: In Österreich insgesamt könnten im Jahr 26 Todesfälle je 100.000 durch diese Erkrankungen vor dem 75. Lebensjahr verhindert werden, in Vorarlberg sogar 29.

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Kassenmedizin auf dem Rückzug

Besonders wichtige Erkenntnisse, wie es die Expertin ausdrückte: „Im ambulanten Sektor ist auffällig, dass sich in Österreich die Kassenmedizin auf dem Rückzug befindet.“ Das erhöhe die privaten Kosten für die medizinische Versorgung für den Einzelnen und führe automatisch zum Größerwerden der Wahlarztmedizin.

„Auffällig ist auch, dass in der Kassenmedizin – bei einem Anteil der Ärztinnen am Ärztestand insgesamt von rund 50 Prozent – nicht einmal 15 Prozent der Kassenärzte Frauen sind.“ Für die Zukunft benötigt das Gesundheitswesen einen Covid-19-Fonds, um sich aus der Krise „herauszufinanzieren“.