Kühe auf der Alpe
Sicheres Vorarlberg
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Landwirtschaft

Alpsommer: Käselager bereits voll

Während sich die Wasserknappheit auf den über 500 Alpen im Land heuer entspannt hat und die Futtersituation gut ist, macht einzig der durch den Lock-down bedingte, schleppende Käse-Absatz den Älplern dieses Jahr zu schaffen. Auch der traditionelle Markttag mit Käseprämierung in Schwarzenberg muss wegen der Infektionsgefahr ausfallen.

Die Alpe Oberdamüls liegt idyllisch auf knapp 1.700m Seehöhe. Über 200 Tiere versorgt die Sennfamilie Nigsch hier normalerweis von Juni bis Anfang September. Heuer sind sie früher denn je vor Ort, erklärt Senn German Nigsch: „Wir sind am 21. Mai hinauf. Es funktioniert super, man muss einfach der Vegetation folgen. Wenn das Gras draußen ist, muss man gehen, sonst wird es zu alt bis im Herbst.“

Auf den 520 Alpen im Land versorgen rund 1.000 Älpler an die 40.000 Tiere.

Wasserversorgung heuer entspannt

Wasser war in den letzten Jahren auf vielen Alpen Mangelware: „Es ist schon so, dass gewisse Quellen komplett versiegt sind, die auch nicht mehr wiedergekommen sind“, sagt Fritz Metzler, der Bereichsleiter des Milchreferats in der Vorarlberger Landwirtschaftskammer.

„Also musste man auf den Alpen auch sehr viel nach neuen Möglichkeiten suchen, wieder zu Wasser zu kommen", so Metzler. Heuer gebe es immer wieder Niederschläge, die Futtersituation sei heuer von Anfang an sehr gut: „Von dem her ist es ein sehr guter Alpsommer für die Tiere.“

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Die Käselager sind bereits voll
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Die Käselager sind heuer zu voll, weil der Absatz während des Lock-downs eingebrochen ist
Die Käseprämierung am Alptag muss heuer ausfallen
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Die Käseprämierung am Alptag in Schwarzenberg muss heuer wegen der Ansteckungsgefahr ausfallen
Senner German Nigsch auf der Alpe Oberdamüls bei der Arbeit
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Senn German Nigsch auf der Alpe Oberdamüls bei der Käseherstellung
Vor Mutterkühen wird gewarnt
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Vor Mutterkühen wird gewarnt, da sie Wanderer, die ihren Kälbern zu nahe kommen, angreifen könnten

Käselager sind zu voll

4,5 Tonnen Bergkäse produziert German Nigsch in einer Saison. Durch den Absatzeinbruch zu Beginn der Coronavirus-Krise blieb sein Käselager gefüllt. Wie bei vielen Alpen wird so die Selbstvermarktung immer wichtiger, um rentable Preise zu erzielen.

„Ich mache jetzt auch zweijährigen Käse und lege davon etwas mehr auf die Seite, dann habe ich nächstes Jahr ein wenig mehr Zweijährigen“, so der Senn: „So muss ich das ausgleichen und schauen, dass man so viel wie möglich verkaufen kann.“

Markttag muss heuer ausfallen

Die gut gefüllten Käselager im Land und die Coronavirus-Vorschriften zwingen zum Überdenken der Vermarktungsstrukturen. Heuer fällt sogar der traditionelle Markttag in Schwarzenberg samt Käseprämierung aus. „Wir sind als Veranstalter zusammengesessen und haben uns dafür entschieden, dass wir die Käseprämierung absagen müssen", so Fritz Metzler von der Landwirtschaftskammer.

Die Käsepramierung sei zwar der größte und wichtigste Werbefaktor für die heimische Käsequalität auf den Alpen und in den Sennereien, aber das Risiko einer Infektion sei einfach zu hoch: "Zumal sehr viele Senner und Sennerinnen im Saal sind. Sollte da etwas sein, dann wäre die Milchwirtschaft natürlich am Boden.“ Im Gegensatz zum Markttag kann der Alptag in Schwarzenberg allerdings stattfinden, der Termin steht aber laut Bürgermeister Markus Flatz noch nicht fest.

Volle Käselager in den Alpen

Über 500 Alpen werden in Vorarlberg bewirtschaftet. Der schleppende Käseabsatz aufgrund der Coronakrise bereitet den Bauern Sorgen.

Urlaub zuhause bringt neue Kunden

Qualitativ hochwertiger Bergkäse lässt sich gut verkaufen. Dass heuer mehr Einheimische ihren Urlaub in den Bergen verbringen, wirkt sich positiv aus, berichtet Älplerin Anja Nigsch: „Die legen sehr viel Wert auf Käse von uns, von regionalen Produzenten. Mittlerweile haben wir viele Stammkundschaften, das ist schon schön.“

Mutterkühe mit Kälbern meiden

Auch auf die Diskussion über Kuhattacken hat der Älpler in Oberdamüls reagiert: „Die Mutterkühe habe ich an Orte gebracht, wo kaum ein Wanderweg durchgeht. Und es gibt einfach den Appell, dass die Leute gut aufpassen und einen Bogen speziell um Mutterkühe mit Kälbern machen. Die normalen Milchkühe machen normalerweise nichts.“

Heuer wird Familie Nigsch schon Ende August ihre Tiere ins Tal treiben. Solange wird das Gras auf den Wiesen etwa reichen. Wenn nichts Dramatisches mehr passiert, dürfte es unterm Strich – wie für die meisten Alpen – eine gute Alpsaison werden.