Ein Waldstück voller Schadholz.
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Umwelt

Zu viel Schadholz: Waldbesitzer fordern Hilfe

Die Waldbesitzer in Vorarlberg warnen, dass sie ohne zusätzliche finanzielle Hilfe nicht in der Lage sind, das viele Schadholz zu entfernen. Seit der Coronaviruskrise ist der Holzpreis weiter eingebrochen, es gibt kaum Abnehmer und die Nasslager sind fast voll. Das Land hat ein Programm zur besseren Vermarktung angekündigt.

Die Waldbesitzer hatten in den vergangenen Jahren mit Stürmen und Borkenkäfern zu kämpfen. Auch der Holzpreis war eine Zeit lang sehr niedrig – und gerade als sich die Lage wieder beruhigte, kam die Coronavirus-Krise. In den Wäldern liegt nun sehr viel Schadholz und es finden sich keine Abnehmer dafür. Anlässlich der Woche des Waldes hat die Forstwirtschaft am Montag auf ihre missliche Lage aufmerksam gemacht.

„Durch die Coronavirus-Krise ist der Holzpreis zusammengebrochen. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um den Preis, sondern eher darum, dass überhaupt Holz abgenommen wird, dass wir das überhaupt aus dem Wald herausbekommen“, so Thomas Ölz von der Vorarlberger Landwirtschaftskammer.

Schadholz
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Derzeit befindet sich viel Schadholz in den Wäldern

„Um finanzielle Unterstützung nicht herumkommen“

Laut Walter Amann von der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg wird es ohne zusätzliche staatliche Hilfe nicht gehen, die Wälder so zu pflegen, dass sie dem Klimawandel standhalten. „Wenn es der Wunsch der Politik ist, dass der Wald gepflegt wird und der Rohstoff Holz bereit gestellt werden kann, dann wird man um finanzielle Unterstützung nicht herumkommen“, so Amann. Die Waldbesitzer schreiben seinen Angaben zufolge rote Zahlen und hätten kein Interesse oder keine Möglichkeiten mehr, im Wald etwas zu tun, weil sie jedes mal „etwas drauflegen“.

Nasslager sind fast voll

Hinzu kommt, dass die Nasslager fast voll sind. Die Bundesregierung will jetzt die Sägewerke per Gesetz dazu zwingen, bestimmte Mengen an Schadholz abzunehmen. Ein Entwurf ist gerade in Begutachtung – damit er auch EU-konform ist, müssten die Holzverarbeiter aber auch Schadholz aus dem benachbarten Ausland übernehmen.

Ein Holzlager, das mit Wasser befeuchtet wird.
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Die Nasslager sind voll

Moosbrugger: Gewinne der Sägeindustrie

Für Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger hat der freie Markt versagt, der Staat muss seiner Meinung nach eingreifen. Zudem appelliert er an die Sägewirtschaft: „Warum gibt es hier nicht eine gemeinsame Verantwortung zwischen Waldeigentümer und der Sägewirtschaft oder endet das am Waldrand, damit das Holz dort verfault?“

Fakt sei, dass sich die Spannen in den letzten Jahren so entwickelt hätten, dass es der Sägeindustrie gut gehe. „Das zeigen die letzten Jahresergebnisse der Sägeindustrie, wo die Gewinne um ein Vielfaches ausgebaut worden sind“, so Moosbrugger. Gleichzeitig sei bei den Waldeigentümern das Loch vorhanden: „Da muss man nicht darüber reden, wer die Last zu tragen hat.“

Eine Maschine die Holz zerkleinert.
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Der Sägeindustrie geht es laut Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger gut

Land kündigt Vermarktungs-Programm an

Die Landesregierung kündigte am Montag an, noch heuer ein Programm für Vorarlberg zu starten, um zum Beispiel Holz in der Region besser zu vermarkten. So soll der Holzbauanteil im öffentlichen, gemeinnützigen und privaten Wohnbau deutlich erhöht werden – derzeit sind nur 15 Prozent aller Häuser in Vorarlberg aus Holz gebaut. Zudem sollen mit den Systempartnern wie Landwirtschaftskammer und Holzbaukunst die entsprechenden Beratungs- und Informationsaktivitäten ausgebaut werden.

Laut Angaben des Landes wachsen in Vorarlberg jährlich rund 450.000 Festmeter nutzbares Holz, wovon durchschnittlich 350.000 Festmeter geerntet werden. Das reiche, nach Abzug von Brennholz und Sägenebenprodukten, für jährlich rund 1.750 Wohneinheiten aus Holz, so Landesrat Christian Gantner am Montag in einer Aussendung.

Die nachhaltige Waldwirtschaft sei ein „wichtiger Beitrag für chancenreiche Lebensräume in unserem Land“, so Gantner weiter. Zudem sichere die Wertschöpfungskette Holzbau regionale Einkommen und Arbeitsplätze und eröffne jungen Menschen die Chance auf eine qualifizierte Lehrausbildung.

Wälder sind voll mit Schadholz

In den Wäldern liegt viel zu viel Schadholz herum, und dafür gibt es keine Abnehmer. Anlässlich der „Woche des Waldes“ hat die Forstwirtschaft heute auf ihre missliche Lage aufmerksam gemacht.