Eine weißhäutige und eine dunkelhäutige Hand ragen verschränkt in einander in den Himmel.
ORF Vorarlberg
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Chronik

Anti-Rassismus-Demo: Gemeinsam gegen Rassismus

Nicht nur in den USA hat das Video der Tötung von George Floyd durch einen Polizisten Erschütterung und Zorn ausgelöst. Weltweit gehen mittlerweile Menschen für die Rechte von ethnischen Minderheiten auf die Straße. In Bregenz findet am Samstag um 17.00 Uhr auf dem Kornmarktplatz dazu eine Kundgebung statt.

„Ich kann nicht atmen“ – dieser Satz ist mittlerweile global in aller Munde. George Floyd ist zum traurigen Symbol dafür geworden, dass es in den USA in vielen Lebensbereichen noch immer darauf ankommt welche Hautfarbe man hat. Eine Familie trauert, und die ganze Welt fühlt ihren Schmerz.

Unter dem Motto „Black Lives Matter“, also „schwarze Leben zählen“, gehen morgen auch Amerikanerinnen und Amerikaner auf die Straße, die in Vorarlberg leben.

Amerikaner in Vorarlberg über Rassismus

In Bregenz findet am Samstag auf dem Kornmarktplatz eine Kundgebung unter dem Motto „Black Lives Matter“ statt. An diesem Protest werden auch Amerikaner teilnehmen, Bettina Prendergast hat ein paar getroffen und mit ihnen über Rassismus gesprochen.

Rassismus geschieht jeden Tag

Ellise Brown-Gamper hat schon längst aufgehört zu zählen, wie oft sie von der Polizei in Los Angeles wie eine Kriminelle behandelt worden ist. „Sie haben mich angehalten und gesagt, ich sehe aus wie ein Bandenmitglied. Ich habe geantwortet, dass ich die Kleidung einer Kellnerin trage, weil ich in einem Restaurant arbeite. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit“, erzählt die Kalifornierin.

Beschwert hat sich Brown-Gamper nie über die falschen Vorwürfe, denn sie hat gelernt, dass es keinen Sinn hat: „Nein, es ist leider völlig normal, dass die Polizei mit schwarzen Bürgern so umgeht. Wir schauen offenbar immer so aus wie jemand, nachdem sie gerade fahnden.“ So etwas wie Ellise berichtet, ist Asheley Wäffler, die ebenfalls aus Kaliforniern stammt, noch nie passiert und wird ihr vermutlich auch nie passieren, denn sie ist weiß. „Man hat mich schon angehalten, weil ich ein Stoppschild übersehen hatte, aber ich musste noch nie mit erhobenen Händen aus meinem Auto aussteigen“, sagt Wäffler.

Probleme im amerikanischen Schulsystem

Asheley und Ellise sind beide Lehrerinnen. Sie sind überzeugt, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe nur die gleichen Chancen haben, wenn sie ebenso gute Schulen besuchen können, wie die weiße Bevölkerung – doch genau darin liegt das Problem. Die öffentlichen Schulen in Amerika werden durch Immobiliensteuern finanziert. „Lebt man also in einem wohlhabenden Viertel, sind die Schulen gut. Dort wo die Immobiliensteuern niedrig sind, haben die Schulen zu wenig Geld und dort leben viele schwarze Familien“, erklärt Asheley.

Die Ungerechtigkeit komme daher, dass Menschen mit dunkler Haut oft immer noch in schlechter bezahlten Jobs arbeiten, dass sie weniger Chancen haben, ein Studium zu absolvieren, und weil sie zum Teil in gefährlichen Gegenden leben, wo die Mieten günstiger sind, erklären die Amerikanerinnen. Doch es gehe auch darum, dass sich Kinder in den Schulen stärker mit Rassismus auseinandersetzen sollten. Sie sollten früh lernen, zuerst den Menschen und nicht die Hautfarbe zu sehen, sind sich die Lehrerinnen einig.

Ein Streetart-Kunstwerk der „Black lives matter“-Bewegung in den USA.
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Viele dunkelhäutige Menschen haben täglich mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen, die „Black lives matter“-Bewegung kämpft dagegen an

Rassismus zieht sich durch alle US-Bundesstaaten. Er passiert also nicht nur im Süden, wo Sklavenhaltung Teil der Geschichte ist. Auch im vermeintlich liberalen Norden oder an der Westküste ergeht es dunkelhäutigen Menschen tagtäglich wie Elise. Die in Vorarlberg lebenden Amerikaner haben wenig Hoffnung, dass sich unter Präsident Donald Trump politisch vieles zum Besseren wenden wird, aber die Gesellschaft muss weiter Druck machen, davon sind sie überzeugt.

Black Lives Matter
Solidaritätskundgebung
von Noreen Mughal und Johanna Mathis
Samstag, 6. Juni, 17.00 Uhr
Kornmarktplatz Bregenz

Gemeinsam gegen Rassismus ankämpfen

„Das Floyd-Video zeigt ganz klar die Brutalität der Polizei. In den USA geht die Polizei in vielen Gegenden so vor. Die Proteste sind leider gewalttätig geworden, aber die Menschen haben Recht, diese Brutalität muss sofort aufhören“, sagt Maurice Shourot, Berufsfotograf in Vorarlberg mit Wurzeln in New York.

Auch Sarah Krobath aus Massachusetts ist der Ansicht, dass es mehr als nur leere Worte braucht, um rassistisches Gedankengut zu bekämpfen: „‚Ich bin farbenblind, ich behandle alle gleich‘, solche Aussagen alleine reichen nicht, das sehen wir jetzt. Wir müssen die Menschen auch dazu erziehen.“ Es sei gut, wenn auch hier in Österreich gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit protestiert wird und ein Zeichen der Solidarität gezeigt werde.

Alltagsrassismus auch in Vorarlberg

„Auch in Vorarlberg müssen wir uns mit strukturellem Rassismus auseinandersetzen und die diesbezüglichen Alltagserfahrungen von People of Colour ernst nehmen. Abfällige Bemerkungen, die ständige Frage nach der Herkunft, vermehrte Kontrollen beim Zoll, das Ansprechen in gebrochenem Deutsch oder das Verwehren von Eintritten in Nachtlokale – alles habe ich selbst bzw. haben Familienmitglieder erlebt“, sagt Sandra Schoch, Grüne Landtagsvizepräsidentin.

Diesen Alltagsrassismus müsse man erkennen und benennen, nimmt Schoch die Politik in die Pflicht. „Es braucht eine klare Haltung, die jegliche Ungleichbehandlung aufgrund äußerlicher Merkmalen ablehnt, und eine Anti-Diskriminierungsstelle im Land“, fordert Schoch eine niederschwellige Anlaufstelle für Betroffene in Vorarlberg.