Ein Insektenhotel an deiner Holzwand.
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Chronik

So gelingt das perfekte Insektenhotel

Seit der Krefelder Studie zum Thema Insektensterben steht fest, dass die Insekten dringend unsere Hilfe brauchen und wir brauchen sie. „Insektenhotels“ können dem Insektensterben entgegenwirken.

Seit 2007 durch die Krefelder Studie festgestellt wurde, dass drei Viertel aller Fluginsekten in den letzten 30 Jahren ausgerottet wurden, sind die Tier- und Umweltschutzorganisationen in höchster Alarmbereitschaft. Ihr Ziel ist klar, das Insektensterben muss ein Ende nehmen.

Primär brauchen Insekten keine Nisthilfen, sondern Lebensräume. Strukturreiche Gärten mit einem großen Angebot an blühenden Wildstauden können den Verlust solcher Lebensräume abfedern. Sogenannte „Insektenhotels“ sind als zusätzliche Hilfe dennoch auch gerne gesehen. Beim Bau der trendigen Nistmöglichkeiten steht allerdings oft nicht die Funktionalität, sondern die Optik im Mittelpunkt. Doch „Schöner Wohnen“ für Insekten klappt leider nicht, weiß Wilfried Gruber aus Höchst.

Wilfried Gruber und sein Insektenhotel.
Verena Längle
Wilfried Gruber ist leidenschaftlicher Handwerker und setzt sich für den Erhalt der Insektenvielfalt ein

Weil jedes Tierleben zählt

Im Auftrag vom Naturschutzverein Rheindelta weist er Naturfreunde aus allen Himmelsrichtungen seit vielen Jahren in die hohe Kunst des Insektenhotel-Baus ein. Seine selbstgebauten Hotels testet er zuhause und in seinem Schrebergarten und nur die gut belegten, die quasi Ausgebuchten, zeigen auf, was die Kundschaft gerne hat. Auf Platz eins der Insekten-Vorlieben stehen verschieden große Zimmer.

Das Ziel sind viele verschieden große, möglichst sauber ausgebohrte Unterkünfte. „Es müssen scharf ausgebohrte Löcher sein, das heißt man sollte kein Weichholz verwenden, denn das Holz wird spröde und beim Bohren entstehen Holzspieße, die den Tieren die Flügel zerreißen“, erklärt Gruber. Wer kein Hartholz zur Verfügung hat, kann auf andere Materialien zurückgreifen, wie Schilf oder Bambus.

Bitte Eingangstür offenlassen

Die Niströhren müssen hinten geschlossen und nach vorne offen sein, denn um das Schließen der Vordertür kümmern sich die Hotelgäste dann selbst. „Man sollte einen kleinen Eimer mit feinem Sand unter das Hotel stellen, denn den verwenden zum Beispiel Bienen, um die vordere Öffnung zuzubetonieren“, so Gruber. Grau verschlossene Öffnungen bedeuten: „Hier entwickelt sich eine Sandwespe. Bitte nicht stören.“

Aber auch anderes Baumaterial wird dankend angenommen. Zum Beispiel klein geschnittenes Holunderholz, erklärt der Experte: „Da nehmen sie das Mark des Baumes heraus, um ihre Höhlen damit zuzustopfen.“ Außerdem sollten die einzelnen Niströhren fest im Hotelgehäuse verankert sein. Sonst freut sich der Specht. Deshalb bindet Wilfried Gruber die Niströhren immer fest mit Kabelbinder zusammen.

Ein Kleiner Fuchs-Schmetterling.
J. Georg Friebe
Viele Insekten sind schon vom Aussterben bedroht, Insektenhotels können das Artensterben mindern

„Natur pur“ liegt auch bei Insekten im Trend

Der letzte Tipp des Profis ist, das Hotel nicht anzumalen. Denn auch wenn es hübsch aussieht, Insekten mögen es dann doch lieber naturbelassen. „Das perfekte Insektenhotel muss Brummen und Summen, das ist dabei das Entscheidende, nicht die Schönheit“, betont Gruber abschließend.

Zweimal jährlich bietet der Naturschutzverein Rheindelta Kurse zum Bau von Insektenhotels und anderen Nisthilfen (auch für Vögel und Igel) an. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Exkursionen & Veranstaltungen des Naturschutzvereins Rheindelta.

Darauf sollte beim Basteln geachtet werden:

  • Bohrungen in gut gelagertem Hartholz, vorzugsweise Esche (kein Nadelholz!)
  • Bohrungen quer zur Faser, um ein Ausfransen der Gänge zu vermeiden
  • Größe der Bohrungen: 3 bis 10 mm Durchmesser
  • Natürliches Pflanzenmaterial wie Wiesenknöterich, Schilf oder Bambus als natürliche Niströhren
  • Keine Ziegel verwenden (viel zu große Öffnungen!)
  • Keine Glasröhrchen mit Schaufenster-Effekt verwenden (wegen Schimmelbildung)
  • Niströhren gut im Gehäuse fixieren (Spechtschutz!)
  • Achtung: markhaltige Stängel senkrecht und am besten einzeln fixieren