Eine Alpe mit Vieh in Vorarlberg
ORF
ORF
Landwirtschaft

Alpen brauchen dringend Personal

Ende Mai sollen die ersten der gut 500 Alpen in Vorarlberg mit Vieh bestückt werden. Doch das erforderliche Personal dazu kommt häufig aus dem Ausland und wird heuer fehlen, falls sich die Coronavirus-Situation nicht deutlich entspannt. Die Älpler suchen händeringend Verstärkung.

Jahr für Jahr kommen viele fixe Arbeitskräfte aus vielen Ländern wie Brasilien, der Ukraine, Rumänien oder auch Deutschland auf Vorarlbergs Alpen. Doch heuer wird das aufgrund der Reisebeschränkungen kaum möglich sein. Deshalb haben sich die Spitzen der Vorarlberger Alpwirtschaft am Dienstag im Käsekeller in Lingenau getroffen. Aktuell fehlen noch ungefähr 80 Älpler, erklärt Josef Türtscher, Obmann des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins.

Personalsuche im persönlichen Umfeld

„Ich kann nur appellieren, dass man jetzt frühzeitig nach Personal schaut, vielleicht auch im erweiterten Familien- und Bekanntenkreis", rät Türtscher. Es sei gut möglich, dass durch die aktuelle Situation Personen zur Verfügung stehen, die durchaus Interesse hätten, auf eine Alpe zu gehen und für die das aufgrund ihrer Situation am Arbeitsplatz jetzt auch möglich wäre, so Türtscher. „Alo ich wäre froh, wenn man möglichst in Eigeninitiative schaut, dass die Betreuung des Viehs trotz dieser Schwierigkeiten gewährleistet ist.“

Blick in eine Alp Sennerei
ORF
Blick in eine Alpsennerei – heuer wird auf den Alpen dringend Personal benötigt

Guter Verdienst für intensive Arbeit

Fachpersonal aus Vorarlberg wird jetzt gesucht. Ein guter Senn verdient etwa 2.000 Euro netto pro Monat. Gearbeitet wird allerdings 100 Tage am Stück – da heißt es durchhalten, sagt Christoph Freuis, der Geschäftsführer des Vorarlberger Alpwirtschaftsvereins: „Das ist die Herausforderung bei der Alpwirtschaft im Speziellen."

Das Personal müsse den Umgang mit Tieren beherrschen und von der Arbeitssituation her sei es ein Sieben-Tage-Job, weil die Tiere jeden Tag versorgt werden müssen, so Freuis. Erschwerend komme hinzu, dass die Sennkurse und Alpwirtschafts-Sprechtage heuer nicht stattfinden können, nur Einzelberatungen seien möglich.

Ein Senn auf einer Alpe schöpft Käse
ORF
Ein guter Senn verdient ungefähr 2.000 Euro netto pro Monat

Familiäre Strukturen geben Rückhalt

Ein Trumpf der Alpwirtschaft seien die familiären Strukturen, meint Erich Schwärzler, der Obmann des Österreichischen Almwirtschaftsvereins. Deshalb könne man mit Stolz sagen, dass die Almen in ganz Österreich in guten Händen seien, so Schwärzler. „Was aber sicher ein Problem ist im heurigen Jahr, ist der gesamte Absatz der Almprodukte, weil voraussichtlich der Tourismus fehlt.“

Die Vorarlberger Käselager sind noch voll, denn auch der internationale Markt ist eingebrochen. „Wichtig ist, dass wir im heurigen Sommer ganz stark auf die Qualität setzen und nicht auf die Quantität in der Erzeugung", so Schwärzler. Käse könne gelagert werden und daher hoffe man, dass man ihn wieder absetzen kann, wenn die Coronavirus-Krise einmal vorbei sei.

Alppersonal fehlt

Gut 500 Alpen gibt es in Vorarlberg und Ende Mai werden die ersten davon bestückt. Doch das erforderliche Personal wird heuer fehlen, wenn sich die Corona-Situation nicht deutlich entspannt.