Symbolbild zum Thema häusliche Gewalt
APA/dpa/Maurizio Gambarini
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Chronik

Kein Anstieg von häuslicher Gewalt

Die häusliche Gewalt hat in Vorarlberg entgegen der Befürchtungen nicht zugenommen. Sowohl das Institut für Sozialdienste als auch die Exekutive stellen keinen Anstieg der Zahlen fest. 28 Wegweisungen hat die Polizei seit Mitte März ausgesprochen, drei mehr als im Schnitt.

Seit Mitte März gelten in ganz Österreich strenge Ausgangsbeschränkungen. Aus anderen Staaten, aber auch aus anderen Bundesländern, hat man in Folge von einer Zunahme der Gewalt in den eigenen vier Wänden gehört. Um dem entgegenzuwirken, stellten Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) Mitte März ein eigenes Maßnahmenpaket gegen häusliche Gewalt vor.

In Vorarlberg gibt es keinen Anstieg, bestätigen das Institut für Sozialdienste (Ifs) und die Polizei. Laut Stefan Schlosser von der Landespolizeidirketion gibt es kaum eine Zunahme an Gewalttaten im Familienkreis. 28 Männer hat die Polizei seit Verhängung der Ausgangsbeschränkungen aus der Wohnung weggewiesen. Vor der Coronavirus-Krise waren es in einem Monat im Schnitt 25, sagt Schlosser. Auch die persönlichen Anfragen von betroffenen Frauen beim Ifs werden nicht mehr, sagt Ulrike Furtenbach, Leiterin der Ifs-Gewaltschutzstelle.

Eigenes Leben hat Vorrang

Sowohl Schlosser als auch Furtenbach verweisen darauf, dass sich die gesetzliche Lage nicht geändert hat. Man sei dadurch gut vorbereitet gewesen. Auch das Verlängern eines Betretungsverbotes bei Gericht funktioniere derzeit gut, es komme hier zu keinen Verzögerungen.

Furtenbach betont, in gefährlichen Situationen habe natürlich das eigene Leben Vorrang, auch in Coronavirus-Zeiten mit Ausgangsbeschränkungen. Bei brutalen Wutausbrüchen oder Gewalttaten in den eigenen vier Wänden soll die betroffene Person unbedingt das Haus verlassen und beispielsweise zum Nachbarn flüchten. Dass diese nun auch vermehrt zuhause sind, sei ein Vorteil, meint die Leiterin der Ifs-Gewaltschutzstelle. Hinhören, einschreiten und auf keinen Fall wegschauen, das gelte für Nachbarn derzeit besonders.

Generationengewalt: In Erziehung versagt?

Ganz selten hat es nun auch das Phänomen gegeben, dass selbst Kinder oder Jugendliche auf ihre eigenen Eltern losgingen. Allerdings auch nicht öfter als zuvor. Laut Furtenbach müsse man hier differenzieren, so sind diese gewalttätigen Kinder meist nicht mehr minderjährig sondern bereits erwachsene Kinder, die immer noch im selben Haushalt leben wie die Eltern.

Laut einer Studie ist das Durschnittsalter bei einer solchen Generationengewalt 27 Jahre, die Täter sind fast immer männlich und das Opfer ist die Mutter. Allerdings falle es Frauen in solchen Fällen noch schwerer darüber zu sprechen. Laut Ifs-Geltschutzberaterin Ulrike Furtenbach haben sie Scham und Schuldegefühle in der Erziehung versagt zu haben.

Hier erhalten Sie Hilfe

  • ifs-Gewaltschutzstelle
    Telefon: 051755-535
    Mail: gewaltschutzstelle@ifs.at
  • Frauennotwohnung
    Telfon: 051755-577
    Mail: frauennotwohnung@ifs.at
  • Helpline
    Von Gewalt betroffenen Frauen steht zu jeder Tages- und Nachtzeit die Telefonnummer 0800 222 555 mit Expertinnen zur Seite. Eine Onlineberatung ist – parallel zur telefonischen Beratung – täglich in der Zeit von 15.00 bis 22.00 Uhr unter Haltdergewalt.at möglich