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Coronavirus

Große Sorgen der Vorarlberger Wirtschaft

Die Vorarlberger Wirtschaftskammer hat am Donnerstag bei einer Pressekonferenz eine Bilanz über fünf Wochen Coronavirus-Krise gezogen. Entscheidend sei es, wie rasch und gut es gelingen wird, die Wirtschaft wieder hochzufahren. Das werde ein längerer Weg.

Große Sorgen der Vorarlberger Wirtschaft

Die Vorarlberger Wirtschaftskammer hat am Donnerstag bei einer Pressekonferenz eine Bilanz über fünf Wochen Coronavirus-Krise gezogen. Entscheidend sei es, wie rasch und gut es gelingen wird, die Wirtschaft wieder hochzufahren. Das werde ein längerer Weg.

Die Vorarlberger Wirtschaftskammer warf in der Pressekonferenz einen Blick auf die unterschiedlichen Branchen in Vorarlberg. Die Krise betreffe die gesamte Wirtschaft in Vorarlberg, sagte Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny. Die einzelnen Wirtschaftszweige seien zum aktuellen Zeitpunkt unterschiedlich betroffen.

Laut Prognosen müsse man in den kommenden Monaten mit einer der schwersten Rezessionen der vergangenen Jahrzehnte rechnen, so Jenny. Wie schwer sie tatsächlich wird, hänge stark davon ab, wie schnell die Wirtschaft wieder hochgefahren werden kann.

Handel: „Jetzt noch kein Schlussverkauf“

Theresia Fröwis, Obfrau der Sparte Handel, geht davon aus, dass die „Kauflaune stufenweise“ zurückkehren wird. Abgesehen von den Bau- und Gartenmärkten sei der Andrang in den kleinen Geschäften der anderen Branchen bisher noch relativ ruhig gewesen.

Fröwis appellierte an die Händler, möglichst lange auf Preisreduktionen zu verzichten. Möglichst viele Waren müssten zum Normalpreis verkauft werden, damit wenigstens ein Teil der entgangenen Umsätze wieder wettgemacht werden könnte. Von großer Bedeutung sei es, in der Region einzukaufen und nicht bei internationalen Onlinehändlern. Fröwis fordert auch eine Öffnung der Grenze zur Schweiz für den Personenverkehr. Das sei ein wichtiger Schritt in Richtung Normalbetrieb.

Tourismus: „Neue Botschaften und Konzepte“

Viele Tourismusbetriebe in Vorarlberg seien akut bedroht, warnte Tourismus-Spartenobmann Elmar Herburger. Die derzeitigen Überbrückungsfinanzierungen würden bei weitem nicht ausreichen. Er forderte „nachhaltige Programme und Fördermodelle“.

Für den Tourismus entscheidend wird nach Ansicht von Herburger eine gute Marktbearbeitung von Vorlberg mit „neuen Botschaften und Konzepten“ sein. Für den Urlaub in Vorarlberg müssten auch verkehrstechnische Voraussetzungen umgesetzt werden, etwa die Öffnung des großen deutschen Ecks, der Zugang ins Kleinwalsertal oder Flugverbindungen nach Altenrhein mit gesicherten Grenztransporten nach Vorarlberg. Von großer Bedeutung werde auch der Arbeitsmarkt sein. Mithilfe des AMS müsse das Potential an verfügbaren Arbeitskräften im Land voll ausgeschöpft werden.

Industrie will Mitarbeiter halten

Vorrangigstes Ziel der Industrie sei es, Mitarbeiter zu halten und weiter beschäftigen zu können, sagte Spartenobmann Georg Comploj. In manchen Bereichen könnten die entstandenen Verluste wieder aufgeholt werden, in manchen allerdings auch nicht.

Trotz aller Unterstützungsmaßnahmen müsse die unternehmerische Aufgabe lauten, die weggebrochenen Märkte durch neue Geschäftsmodelle und neue Innovationen zu kompensieren.

Gewerbe und Handwerk: Ausreichend Schutzausrüstung

Die Sparte Gewerbe und Handwerk hat drei Kernanliegen formuliert. Zum einen müsse die Versorgung der Betriebe und ihrer Mitarbeiter mit Schutzausrüstung sichergestellt sein, betonte Spartenobmann Bernhard Feigl. Zweitens müssten Bauverfahren weiter behandelt beziehungsweise rasch wieder aufgenommen werden. Keinem Betrieb soll ein Sommer- oder Herbstloch drohen. Die finanzielle Unterstützung müsse fair für alle verteilt werden.

Information und Consulting für Öffnung

Dieter Bitschnau, Obmann der Sparte Information und Consulting, bekräftigte, dass die Digitalisierung unverzichtbarer denn je sei. Er forderte, dass die beratenden Dienstleistungen unverzüglich wieder geöffnet werden können. Die Beratung in den Räumlichkeiten etwa von Versicherungsvermittlern oder Werbeagenturen sei unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen möglich und wäre ein wichtiger Beitrag für eine schrittweise Normalisierung. Bitschnau möchte auch steuerliche Anreize für den Aufbau von Rücklagen.

Transport und Verkehr: Vereinfachter Zoll

Der Obmann der Sparte Transport und Verkehr, Gerhard Berkmann, forderte eine Vereinfachung und Beschleunigung der Zollabfertigung in der Ausfuhr in Richtung Schweiz. Es brauche mehr Zollpersonal, um die Verfahren bei der Abfertigung schneller abwickeln zu können. Für besonders notleidende Branchen wie etwa Seilbahnen und Reisebusunternehmen brauche es eine finanzielle Unterstützung.

Bank und Versicherung: Rechtzeitiger Kontakt

Die Vorarlberger Banken hätten sich darauf verständigt, alles daran zu setzen, um Familien und Unternehmen zu unterstützen, bekräftigte Wilfried Hopfner, Obmann der Sparte Banken und Versicherungen. Gemeinsam mit den Kunden werde man die beste Lösung für die individuelle Situation finden.

Darum sei es wichtig, rechtzeitig mit der Bank Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig müssten aber auch Banken und Versicherungen wie alle anderen Unternehmungen auch die eigene wirtschaftliche Situation im Auge behalten.