Studiosituation nbn „Neues bei Neustädter“
Tarja Prüss
Tarja Prüss
„Neues bei Neustädter“

CoV: Fragen an Landeshauptmann Wallner

Das Informationsbedürfnis der Menschen ist nach wie vor enorm groß. In einer „Neues bei Neustädter“-Sonderausgabe nutzten viele Hörerinnen und Hörer die Chance, die ihnen am meisten unter den Nägeln brennenden Fragen direkt an den Landeshauptmann zu stellen – etwa, warum Waschanlagen zu sind.

Sendungshinweis
„Neues bei Neustädter“
Donnerstag, 9. April 2020
ab 13.05 Uhr

Frage: Gärtner haben sehr viele Jungpflanzen, die wir kompostieren müssen, wenn die Märkte geschlossen bleiben. Was tun?

Wallner:„Märkte sind große Menschenansammlungen, das könnte ein neuer Ansteckungsherd sein. Aber es wird schon daran gearbeitet, dass wir im Mai die Märkte wieder öffnen können. Aber das hängt von den Zuwachsraten ab. Einige Gärtnereien haben Selbstbedienungsangebote vor ihren Läden installiert.“

Frage: Warum sind Bauernmärkte in anderen Bundesländern offen?

Wallner: „Wir sind strenger, der Gemeindeverband hat das so beschlossen. Bei uns hat das auch eine andere Tradition. Das ist ein echter Treffpunkt. Man geht nicht nur zum Einkaufen, sondern, um Leute zu treffen.“

Dornbirn Marktplatz
ORF
Kein Wochenmarkt in nächster Zeit

Frage: Warum sind Waschanlagen geschlossen?

Wallner: „Waschanlagen sind derzeit geschlossen, weil da ziemlich viel los ist. Da sind einfach zu viele Menschen an einem Ort.“

Frage: Ab Dienstag gelten neue Regeln: Wieviele Mitarbeiter, wieviele Kunden dürfen rein?

Wallner: „Als grobe Richtung bei einem Geschäft von 400 Quadratmetern sollten nicht mehr als 20 Kundinnen und Kunden im Laden sein. Die Personaltestung ist schwierig, denn theoretisch müsste man diese Menschen alle paar Tage testen. Was uns helfen würde, wäre ein Antikörpertest.“

Frage: Wer ein Mitarbeiter positiv getestet wurde, müssen dann alle im Betrieb nach Hause?

Wallner: „Zunächst muss nur der Erkrankte nach Hause. Dann wird geprüft, mit wem er Kontakte hatte und die werden dann ebenfalls geprüft. Aber es gibt keinen Automatismus, dass der gesamte Betrieb bei einem Covid-19-Fall geschlossen wird.“

Frage: Werde ich als Oma gestraft, wenn ich mit meiner Enkelin draußen angetroffen werde?

Wallner: „Ich bin nicht so sehr für Strafen, ich zähle auf die Vernunft. Großeltern und Enkelkinder sollten auseinander bleiben. Gerade Kinder haben oft keine Symptome, können aber ansteckend sein. Deswegen ist Vorsicht und Abstand weiterhin oberstes Gebot.

Frage: Mitarbeiter in der Pflege, die zu den Hochrisikopatienten gehören, müssen weiterarbeiten, obwohl ein Kontakt in der Pflege nicht vermeidbar ist. Warum schickt man die nicht auch ins Homeoffice?

Wallner: „Alle Menschen sind von den Regelungen ausgenommen, die dringend gebraucht werden, sei es im medizinischen Bereich oder im Lebensmittelhandel. Wir versuchen bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. Seit gestern können wir das Gesundheitspersonal beginnen zu testen. Das heißt, wir können helfen, dass diese Menschen bestmöglich geschützt werden.“

Thema: Grenzöffnung und Tourismus

Wallner: „Das Letzte, was wir wirklich öffnen können, sind die Grenzen. Es gibt Länder, wo das gründlich schief gelaufen ist. Und diese Länder erleben jetzt eine zweite Infektionswelle. Das gilt es zu verhindern.“

Frage: Durch die geschlossenen Grenzen können Menschen nicht ihre Partner oder erkrankte Angehörige über die Grenze besuchen.

Wallner: „Im Krankheitsfall ist das ein bisschen anders. Am besten soll der Betroffene ein Mail schreiben. Wenn die Versorgung nicht gewährleistet ist, dann müssen wir eine Lösung finden. Wenn es nur darum geht, die Freundin oder den Freund zu besuchen, das geht nicht. Das muss einfach noch ein bisschen warten.

Frage: Doppelstaatsbürger aus Liechtenstein, der seinen Wohnsitz nach Österreich verlegt hat, in Österreich baut und nun nicht mehr auf die Baustelle darf.

Wallner: „Klingt so, als ob es nicht ganz einfach ist. Ich schau mir den Fall an. Wir spüren, dass die Situation an der Grenze nicht einfach ist. Jeder hat einen guten Grund, um über die Grenze zu wollen."

Mäder am 16.3.2020 Zollamt Mäder, Grenzkontrolle Polizei, PI, Warenverkehr, Personenverkehr, Grenzgänger
Mathis Fotografie
Grenzkontrollen an der Grenze zur Schweiz bleiben aufrecht

Frage: Ist eine Abholung von Ware in Innsbruck möglich?

Wallner: „Übertritt der Ländergrenzen ist erlaubt und möglich."

Frage: Nach einem Todesfall in der Familie muss eine Wohnung aufgelöst werden. Freunde dürfen nicht helfen, viele Institutionen wie Bauhöfe sind geschlossen. Was tun?

Wallner: „Wir werden Möglichkeiten schaffen, dass Grünmülldeponien nach Ostern wieder öffnen. In solchen Notfällen können drei bis vier Personen mit Schutzmasken in einer Wohnung Arbeiten durchführen. Es gibt viele Nachbarschaftsinitiativen. Im Unterschied zu anderen Krisenlagen müssen wir einfach schauen, dass nicht viele Menschen zusammenkommen."

Frage: Im Juni ist eine Hochzeit mit 70 Gästen geplant. Was tun?

Wallner: „Ich weiß, jeder hätte gerne eine klare Antwort. Im besten Fall wäre es so, wenn wir keine Zuwachsraten mehr haben, aber wir sind nicht alleine auf der Welt. Es gibt schon erste Anbieter von „Winterhochzeiten". Aber ich kann es einfach nicht sagen, ob eine Hochzeit im Sommer stattfinden kann.“

Frage: Dürfen wir draußen über dem Gartenzaun mit den Nachbarn plaudern?

Wallner: „Ich kann verstehen, dass manchen in größeren Wohnanlagen die Decke auf den Kopf fällt. Wenn man also genügend Abstand hält, geht das schon."

Osterbotschaft

Wallner: „Ich wünsche allen jetzt schon Frohe Ostern. Es sind keine normalen Ostern. Ich verlasse mich sehr darauf, dass sich alle an die Regeln halten. Meine ganz große Bitte: keine großen Osterfeiern mit der Familie!“