Disco für Gehörlose lässt Musik spüren

Etwa 600 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sind absolut gehörlos, etwa 14.000 sind hörgeschädigt. Sie fallen im Alltag oft nicht auf, man sieht ihnen ihre Beeinträchtigung nicht an. Und genau das bezeichnet Lena Prassl, Sozialpädagogin vom Landeszentrum für Hörgeschädigte, als Problem.

Deswegen sei die Öffentlichkeit nicht so sensibilisiert darauf, Angebote für gehörlose Menschen zu schaffen, sagt Prassl. So wurden das Landeszentrum und die Offene Jugendarbeit Dornbirn aktiv – und organisierten Vorarlbergs erste Gehörlosendisco, die am Samstag im Kulturcafé Schlachthaus in Dornbirn stattfand.

„Sie spüren den Bass, sie spüren den Boden“

Initiator des Events ist Julian Gorbach. Er ist ein sogenanntes CODA, Child of deaf Adults – ein Kind gehörloser Eltern. Sein Chef habe ihn eines Tages gefragt, wie gehörlose Menschen denn eigentlich feiern. „Da habe ich gesagt, sie spüren den Bass, sie spüren den Boden. Und sie halten andere Leute an den Händen, dass sie sich im Rhythmus bewegen können“, erzählt Gorbach.

Die Idee zur Gehörlosendisco war geboren. Wochenlang wurde an dem Konzept getüftelt, ein ehrenamtliches Bar-Team in Gebärdensprache unterrichtet – und eine ganz spezielle Tanzfläche gebaut. Eine Tanzfläche, die zum Takt der Musik vibrieren kann. Und eine spezielle Beleuchtung sollte zusätzlich dafür sorgen, die Musik auch mit anderen Sinnen erlebbar zu machen.

„So in Vorarlberg noch nicht erlebt“

Das Konzept ging auf, schwärmt Lena Prassl: „Es kamen gehörlose Menschen, schwerhörige Menschen und viele hörende Menschen und die Kommunikation funktionierte – auch ohne Gehörlosensprache, mit Mimik und Körpersprache. Das habe ich so in Vorarlberg noch nicht erlebt.“

Im Sinne der Inklusion sei die Gehörlosen-Disco das Beste seit Langem. „Mein Wunsch ist es natürlich, dass dieses Angebot ausgebaut wird und in Zukunft regelmäßig stattfinden kann“, sagt Lena Prassl – und ist mit diesem Wunsch wohl nicht allein.