IV-Präsident Ohneberg auf der Bühne
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Wirtschaft

Imageproblem: Industrie will Bürgern besser zuhören

Unter dem Motto „Unsere Industrie ist für die Menschen da“ startet die Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV) eine Dialogoffensive mit den Bürgern. Das kündigte IV-Präsident Ohneberg beim Neujahrsempfang am Montag an. Eine Umfrage hatte ergeben, dass das Vertrauen der Vorarlberger in die Industrie schwindet.

Die heimische Industrie hat offensichtlich ein Imageproblem – das hat eine Umfrage der Industriellenvereinigung unter knapp 1.000 Vorarlbergern ergeben. Diese will deshalb lernen, den Menschen besser zuzuhören. Dazu hat sie die Hörbranzer Brüder Ernst und Gerhard Fehr an Bord geholt – beide Experten in der Verhaltensökonomie.

Imageproblem: Industrie will Bürgern besser zuhören

Unter dem Motto „Unsere Industrie ist für die Menschen da“ startet die Industriellenvereinigung Vorarlberg eine Dialogoffensive mit den Bürgern. Das kündigte IV-Präsident Martin Ohneberg beim Neujahrsempfang am Montag an.

Mit einer Strategie zur Weiterentwicklung Vorarlbergs sei in den vergangenen Jahren vor allem die Politik angesprochen worden, sagte IV-Präsident Ohneberg – in einem weiteren Schritt gelte es nun, in einen intensiven Dialog mit der Bevölkerung zu treten. „Wir müssen noch mehr Beziehung aufbauen, auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Wir müssen transparenter machen, was in den Betrieben heute schon alles für die Menschen geleistet wird“, so der IV-Präsident.

„Big Picture“ wurde ergänzt

Als Grundlage für diesen Dialog soll das vor einem Jahr von der IV vorgestellte „Big Picture“ dienen – ein mit zehn Handlungsempfehlungen verknüpftes Zukunftsbild von Vorarlberg. Dieses „Big Picture“ wurde in den vergangenen Monaten um aktuelle Themen ergänzt, nachdem die Ergebnisse der Umfrage vorlagen.

Am Ende wurden 20 Themen wie etwa „sichere und beste Arbeitsplätze“, „leistbares Wohnen“ oder „intakte Natur“ beschrieben. „Dieses positive Zukunftsbild verbindet die Bedürfnisse der Menschen mit jenen unserer Betriebe“, unterstrich Ohneberg.

„Mehr gefordert statt zu bitten“

Aus Sicht der Ökonomen Ernst und Gerhard Fehr ist die Verbesserung des Dialogs der Wirtschaft mit der Bevölkerung dringend notwendig. Ernst Fehr betonte auf dem Neujahrsempfang, dass die Wirtschaft in der Vergangenheit mehr gefordert habe anstatt zu bitten. Die Industrie müsse lernen, anders zu kommunizieren – und stärker in den Vordergrund stellen, dass es ihr um die Menschen gehe: „Wenn es mir nur um mich selbst und um den Gewinn meines Unternehmens geht, dann wird die Bevölkerung kein Vertrauen fassen“, so Ernst Fehr.

Nur „bedingtes Vertrauen“

Industrie und Bevölkerung würden aneinander vorbeireden, so Verhaltensökonom Gerhard Fehr. Viele wüssten gar nicht, was die Industrie dem Land und den Menschen eigentlich bringe. Viele würden sogar glauben, dass Tourismus und Landwirtschaft einen größeren Beitrag für das Gemeinwohl leisten würden als es die Industrie tue – obwohl es eigentlich umgekehrt sei.

„Die Vorarlberger vertrauen den Industriebetrieben nicht vollumfänglich, wir nennen das Bedingtes Vertrauen“, so Gerhard Fehr. Es müsse etwas getan werden – dazu müsse man genau nach Vorarlberger Tugenden vorgehen, „akkurat, genau, ein bisschen konservativ und dann die Dinge regelmäßig überprüfen, ob sie passen“.

Ohneberg: Gesamtinteresse Vorarlbergs in den Mittelpunkt

IV-Präsident Martin Ohneberg will in der breiten Bevölkerung nun für mehr Verständnis werben. Denn die Rahmenbedingungen seien gerade nicht einfach. Das gelte konjunkturell auf den Weltmärkten, politisch aufgrund von Unsicherheiten und auch gesellschaftlich.

Beim Neujahrsempfang forderte der IV-Präsident zudem mutige Entscheidungen von der Politik. Die IV sehe die Landesebene noch deutlich stärker in der Pflicht, wenn es um das Steuern gehe. „Es geht um weniger Einzelentscheidungen. Nicht das Klein-Klein, sondern das Gesamtinteresse Vorarlbergs muss mehr im Mittelpunkt stehen“, betonte Ohneberg.