Symbolbild Arzt: Kinderärztin untersucht einen kleinen Jungen mit dem Stethoskop
Tomsickova/stock.adobe.com
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Gesundheit

Neue Ausbildungsform gegen Kinderärzte-Mangel

Um den immer größer werdenden Mangel an Kinderärzten in Vorarlberg zu bekämpfen, macht sich Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) für eine neue Ausbildungsform stark. Die Sozialdemokraten fordern mehr Ärztehäuser im Land.

Rüscher hat Vertreter von Ärztekammer, Krankenhäuser und Sozialversicherung bereits für kommenden Jänner zu einer ersten Gesprächsrunde geladen. Dabei geht es laut Rüscher vor allem darum, ein Lehrpraxis-Modell, wie es auch für niedergelassene Allgemeinmediziner derzeit angeboten wird, zu etablieren.

Zu wenig Kinderärzte im Land

Die ohnehin nicht hohe Zahl der Kinderärzte in Vorarlberg wird in den kommenden Jahren weiter sinken. Ein großer Teil der jetzt praktizierenden Kinderärzte wird in Pension gehen. Benötigt würden diese Fachärzte dringend. Die Sozialdemokraten fordern deshalb neue Konzepte.

„Es ist eine Ausbildung in der Ausbildung. Wir möchten daher sicherstellen, dass junge Pädiater und Pädiaterinnen die Möglichkeit bekommen, den niedergelassenen Bereich noch besser kennenzulernen, die Scheu verlieren und damit sich vielleicht auch vorstellen könnten, dann in den niedergelassenen Bereich zu wechseln“, so die Landesrätin. Noch gebe es dagegen allerdings Widerstand vom Bund.

Zu wenig Kinderärzte im Land

Kinderärzte werden mehr denn je gebraucht: Es gibt immer mehr Frühgeburten – Kinder, die besonders viel medizinische Betreuung brauchen. Die Impfberatung wird immer wichtiger und auch psychische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen spielen eine immer größere Rolle. Die Sozialdemokraten fordern deshalb neue Konzepte.

SPÖ will Ärztehäuser

In Vorarlberg werden 80.000 Kinder von 20 Kinderärzten betreut, so die SPÖ. Das sei viel zu wenig. SPÖ-Gesundheitssprecherin Elke Zimmermann will deshalb drei statt zwei der sogenannten Primärversorgungszentren, also Ärztehäuser mit der Möglichkeit, dass sich Kinderärzte in einer Gruppenpraxis zusammenschließen. Bisher sei das aber gesetzlich nicht möglich, sagt Zimmermann.

Aktive Suche nach Kinderärzten

Das Problem ist: es gibt nicht genügend Kinderäzte. Deshalb fordern die Sozialdemokraten die Landesregierung und die GKK auf, aktiv zu werden um Kinderärzte für Vorarlberg zu gewinnen: „Das Land muss einfach den Druck erhöhen mit der GKK, zu schauen, was für Möglichkeiten haben wir, um diese Kassenstellen zu besetzen“, sagt Zimmermann. „Können wir mehr ausbilden, können wir mehr schauen, dass die in die Praxis gehen, was können wir den jungen Ärzten anbieten, damit sie das machen?“

Zwei Stellen, aber keine Bewerbung

In die selbe Kerbe schlägt der Dornbirner Kinderarzt Wolfgang Hilbe. Er müsste eigentlich nach dem Gesetz mit 70 Jahren seinen Kassenvertrag abgeben. Aufgrund des Mangels an Kinderärzten wird sein Kassenvertrag ausnahmsweise bis Ende 2020 verlängert. Für seine Stelle sind zwei Stellen ausgeschrieben, noch gebe es aber keine Bewerbung. Auch er sieht die Politik in der Pflicht.

„Meiner Meinung nach wäre das voraussehbar gewesen und da hat man tatsächlich etwas zu wenig investiert“, sagt der Kinderarzt. Das beginne in den Spitälern mit den Ausbildungsstellen, gehe aber weiter, nicht nur im kinderärztlichen Bereich: „Wir haben auch zu wenig Augenärzte und zu wenig Frauenärzte“, so Hilbe. Auch er hält Gemeinschaftspraxen für sinnvoll, weil es immer mehr Ärztinnen gebe. Und die könnten oder wollten nicht das ganze Berufsleben über Vollzeit arbeiten, so der Kinderarzt.

NEOS brachten Antrag ein

Auch NEOS-Landtagsabgeordneter Johannes Gasser fordert mehr Kinderärzte im Land mit Kassenvertrag: „Wir haben letzte Woche einen umfangreichen Antrag eingebracht, um die medizinische Versorgung durch Kinderärzte mit Kassenvertrag sicherzustellen." Das habe oberste Priorität, damit Kinder tatsächlich gesund in Vorarlberg aufwachsen können und das Land zum chancenreichsten Lebensraum werden könne, so Gasser in einer Aussendung.