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Wissenschaft

In Vorarlberg wird zu wenig geforscht

In Vorarlberg sind Forschungsquote und öffentliche Forschungsgelder nach wie vor gering. Fast 80 Prozent der Ausgaben werden von Unternehmen getragen. Heinz Seyringer, Geschäftsführer von V-Research und neuer Forschungsleiter der Fachhochschule Heinz Seyringer wünscht sich im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg mehr öffentliche Mittel.

Die Forschung in Vorarlberg konzentriert sich auf den angewandten Bereich, auf praxistaugliche Entwicklungen für die Wirtschaft. Nur 4,3 Prozent aller Forschungsausgaben fließen laut Statistik Austria in Grundlagenforschung. Das ist vor dem Burgenland der zweitniedrigste Wert in ganz Österreich. Seyringer bestätigt das, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass Arbeitsplätze vor allem aus der angewandten Forschung entstehen und nicht aus der Grundlagenforschung. Ebenso verhalte es sich mit dem Technologievorsprung Vorarlbergs; auch er entstehe er aus der angewandten Forschung, so Seyringer.

Forschungsleiter Heinz Seyringer im Samstaginterview mit ORF-Redakteur Andreas Feiertag:

Eigene Uni für Vorarlberg

Um den Anschluss an diese Basiswissenschaft nicht zu verlieren, wird immer wieder über eine eigene Vorarlberger Universität diskutiert. Eine solche ist nach Ansicht von Seyringer aber nicht unbedingt notwendig. Die großen Forschungseinrichtungen im Land arbeiteten eng mit angesehenen Universitäten im In- und Ausland zusammen, über diese Netzwerke gelange auch die Grundlagenforschung nach Vorarlberg.

Forschung an der FH Vorarlberg
Sechs Forschungszentren gibt es an der FH: Mikrotechnik, Nutzerzentrierte Technologien, Prozess- und Produkt-Engineering, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Energie und Digital Factory Vorarlberg. 5,1 Millionen Euro betrug das Forschungsvolumen 2018. 60 Prozent davon wurden über Drittmittel finanziert.

Mehr Geld für Forschung

An die 460 Millionen Euro werden in Vorarlberg jährlich in Forschung und Entwicklung gesteckt, laut Rechnungshof liegt der Eigenanteil des Landes bei 25 Millionen Euro. Die Forschungsquote liegt bei 1,7 Prozent. Nur Salzburg und das Burgenland schneiden da noch schlechter ab. „Das hat den Hintergrund, dass Vorarlberg keine vom Bund finanzierte Universität hat und dementsprechend fehlen uns die großen Bundesmittel. Was man allerdings schon sagen muss, dass die Landesregierung trotzdem extrem engagiert ist“, sagt Seyringer.

Analysen im Labor mit Reagenzgläsern
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90 Forscherinnen und Forscher sind an der FH und bei V-Research tätig

Vorarlbergs Innovationskraft lässt sich messen. Bei der Anzahl der Patente zum Beispiel liegt das Land mit 61 Anmeldungen pro 100.000 Einwohnern unangefochten an der Spitze. Aber nicht alles ist eitel Wonne: Die Forschungsquote liegt bei nur knapp zwei Prozent, den Großteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Land stemmen heimische Unternehmen selbst und in die Grundlagenforschung fließt nur sehr wenig Geld. 80 Prozent der gesamten Aufwendungen werden von heimischen Betrieben gestemmt. Seyringer erhofft sich von der Regierung mehr öffentliche Forschungsmittel für das Land.

V-Research
Die V-Research wurde 2004 gegründet und ist eine 49 % Tochter der FH Vorarlberg, 51 % hält der Verein zur Förderung der industriellen Forschung in Vorarlberg.

Forschung und ethische Fragen

Die Fachhochschule in Dornbirn hat kürzlich eine Ethik-Kommission eingerichtet. Ethik sollte bei jedem Forschungsprojekt berücksichtigt werden, sagt Seyringer. Nicht jedes Forschungsprojekt impliziere aber schwierige ethische Fragestellungen, so Seyringer. Daher hält er es auch für unnötig, dass alle Forschungseinrichtungen eigene Ethik-Kommissionen gründen.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Die Zunahme der Digitalisierung und der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz wird auch den Forschungs-Standort Vorarlberg verändern, sagt Seyringer. Das künftige wissenschaftliche Spektrum im Land werde enger, weil Vorarlberg einfach zu klein sei. „Wir müssen einfach erkennen, in welchen Bereichen es für Vorarlberg wichtig und in welchen Bereichen können wir wirklich gut werden“, so Seyringer.