Michael Tagwerker, Spartgenschäftsführer Einzelhandel bei der Wirtschaftskammer  Vorarlberg
ORF
ORF
Samstaginterview

Perspektiven für den Einzelhandel

Online-Handelsriesen sind eine gewaltige Herausforderung für Einzelhändler, aber immerhin beginnt jetzt mit der Vorweihnacht die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Im Samstaginterview spricht der Spartengeschäftsführer bei der Wirtschaftskammer, Michael Tagwerker, über die Perspektiven des Einzelhandels.

Sendungshinweis: „Landesrundschau“, ORF Radio Vorarlberg, 30.11.2019, 12.30 Uhr

Das Weihnachtsgeschäft sei sehr wichtig für den Vorarlberger Einzelhandel, sagt Michael Tagwerker, der Monat Dezember liege ca. 25 Prozent über dem Durchschnitt der anderen Monate und habe damit immer noch eine sehr große Bedeutung für den Einzelhandel. Er habe zwar Verständnis, dass die u.a. auch durch den Onlinehandel befeuerte, massive Werbung im Vorfeld auch zu einem gewissen Überdruss führen könne, aber angesichts der Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts für den Handel sei die Werbung nötig, um die Konsumenten in Stimmung zu bringen.

Kleinere Unternehmen unter Druck

Während das Weihnachtsgeschäft brummt, kommen kleinere Betriebe wie z.B. Bäckereien, Floristen und Fleischereien immer mehr unter Druck durch Großunternehmen und Ketten wie Supermärkte. „Das ist auch Wettbewerb und da gibt es gewisse Strukturveränderungen“, räumt Tagwerker ein. „Es ist aber das Bestreben der Wirtschaftskammer und der Sparte Handel, dass auch klein strukturiere Unternehmen am Markt bestehen können. Aber letzten Endes bestimmt es der Markt, wer sich durchsetzt und da können wir nicht eingreifen, das ist der Wandel der Dinge“, so der Spartengeschäftsführer.

Das Samstaginterview zum Nachhören:

Vorarlberger Onlinehandel holt auf

Michael Tagwerker beklagte in einem ORF-Gespräch vor gut einem Jahr, dass gut die Hälfte des Vorarlberger Geldes, das in den Onlinehandel fließt, ins Ausland gehe. Inzwischen habe aber der heimische Onlinehandel aufgeholt, so Tagwerker. Etwa 50 Prozent des Onlinehandelsvolumens würden hier im Land erwirtschaftet. Die Wirtschaftskammer versuche, die Unternehmen dabei zu unterstützen, gute Onlinepräsenzen zu schaffen, damit die heimischen Betriebe mitspielen können, wenn die Bevölkerung sich mehr und mehr dem Onlinegeschäft zuwende, sagt Tagwerker.

Einzelhandel habe kein Imageproblem

15.000 Personen arbeiten in Vorarlberg im Einzelhandel – und sind damit in einer Branche beschäftigt, in der nicht gerade die höchsten Gehälter ausbezahlt werden. Dennoch verteidigt Tagwerker die Berufslaufbahnen im Einzelhandel Der Einzelhandel habe kein Imageproblem: „Es sind tilweise begehrte Arbeitsplätze gerade für Frauen, die neben der Familie in Teilzeit arbeiten möchten.“ Gerade da biete der Handel mit seinen langen Öffnungszeiten gute und flexible Modelle. „Ich glaube, gerade was Familien betrifft ist der Einzelhandel ein guter Arbeitgeber“, sagt Tagwerker.

Lehrlinge gesucht

Allerdings gebe es Probleme beim Nachwuchs, gibt Tagwerker zu: „Der Handel würde sehr viel mehr Lehrlinge aufnehmen, wenn es Qualifizierte gäbe, also das Lehrstelleangebot übersteigt die Lehrstellen-Bewerber bei weitem.“ Es gebe aber noch keine dramatischen Engpässe. „Wenn man den eigenen Nachwuchs nicht ausbilden kann, dann muss man halt dieses Personal aus anderen Branchen zukaufen.“ Aber natürlich sei bereits ein dramatischer Kampf um die besten Köpfe im Land ausgebrochen, bei dem der Handel auch mitmische, so der Spartengeschäftsführer.