der Inhalt einer Biomülltonne
ORF/Koppensteiner
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Umwelt

Zu viel Müll im Bioabfall – und umgekehrt

Seit Jahren wird die Mülltrennung in Vorarlberg großgeschrieben, viele Studien bestätigen, wie gut sie funktioniert. Aber mit dem Biomüll aus den Haushalten haben wir ein Problem: Zu viel davon landet im Restabfall, zu viele Fremdstoffe geraten in den Bioabfall und obendrein schmeißen wir zu viele noch genießbare Lebensmittel weg.

„Vorarlberg hat im Österreich-Vergleich ein grundsätzlich sehr gut funktionierendes Abfallsystem, mit dem die Bürgerinnen und Bürger auch überdurchschnittlich zufrieden sind“, zitiert Umweltverbands-Obmann Rainer Siegele aus einer aktuellen GALLUP-Umfrage der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände. Trotzdem gebe es noch Herausforderungen bei der Mülltrennung, speziell beim Bioabfall.

8.000 Tonnen Bioabfall im Restabfall

Vorarlbergs Haushalte sammeln pro Jahr über 16.000 Tonnen Bioabfall, das entspriche etwa 6 LKW-Ladungen pro Werktag. Diese Bioabfälle werden in Lustenau im Auftrag der Gemeinden verarbeitet. Aber: „Weitere rund 8.000 Tonnen Bioabfälle finden sich leider im Restabfall“, berichtet der Geschäftsführer des Vorarlberger Umweltverbands, Herbert Koschier. Damit lande rund ein Drittel des Vorarlberger Bioabfalls aus den Haushalten am falschen Platz und werde mitverbrannt, statt getrennt verarbeitet zu werden. Das sind rund 21 Kilogramm pro Kopf und Jahr.

Bioabfall konsequenter sammeln – und ohne Fremdstoffe
Kerstin Formanek, Rainer Siegele, Herbert Koschier, Jürgen Ulmer
Umweltverband
Dass Bioabfall konsequenter und ohne Fremdstoffe gesammelt wird, wünschen sich v.l.n.r. Kerstin Formanek, Rainer Siegele, Herbert Koschier und Jürgen Ulmer

Über 10 Prozent Fremdstoffe im Bioabfall

Wenn der Bioabfall in Lustenau verarbeitet wird, zeige sich das nächste Problem: „Im Bioabfall finden sich über 10 Prozent Fremdstoffe“, erläutert Rainer Siegele. „Das sind vor allem Kunststoffsäcke, in denen im Haushalt die Bioabfälle vorgesammelt werden.“ Diese Teile stören die Verarbeitung und müssen teuer vorsortiert und entsorgt werden. Zudem kann Plastik auch in Klein- und Kleinstteilen in Boden und Wasser landen.

Zu viele noch genießbare Lebensmittel im Abfall

Die Haushaltsabfälle zeigen auch ein Problem unserer Gesellschaft auf: „Die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger werfen jährlich pro Haushalt noch genießbare Lebensmittel im Wert von 300 Euro in den Abfall“, macht Kerstin Formanek deutlich. Sie betreut seitens des Umweltverbandes die Vorarlberger Plattform „Lebensmittel sind kostbar!“, deren Ziel es ist, Abfälle gar nicht erst entstehen zu lassen.

Biotonnen-Waschung und Stärkesäcke

Ab dem kommenden Jahr werden auf Wunsch der BürgerInnen und Gemeinden bei jeder Leerung gereinigt. Mit dieser Maßnahme lassen sich pro Jahr rund 70.000 Einlegesäcke oder neun Tonnen Plastik einsparen, so der Verband. Nach umfangreichen Tests kommen künftig Stärkesäcke für die Bioabfallsammlung zum Einsatz.

„Die neuen Bioabfall-Sammelsäcke sind biologisch abbaubar, trotzdem aber nahezu wie Kunststoffsäcke zu verwenden“, erläutert Jürgen Ulmer, Abfallberater beim Umweltverband. „Einzig auf die Haltbarkeit ist zu achten: Die Stärkesäcke sollten nicht länger als sechs Monate gelagert werden.“ In den ersten Gemeinden werden die neuen Stärkesäcke bereits ausgegeben, alle anderen folgenschrittweise bis Ende 2021.

Tipps für den Haushalt:

  • Mit Lebensmitteln wertschätzend umgehen
    Die Vorarlberger Plattform „Lebensmittel sind kostbar!“ bietet im Internet und in einer eigenen kostenlosen Broschüre Tipps, wie sich mit bewusstem Einkauf, richtiger Lagerung und kreativem Kochen die Lebensmittelverluste reduzieren lassen.
  • Bioabfall getrennt und ohne Fremdstoffe sammeln
    Wer wirklich alle Bioabfälle in die Bioabfall-Sammlung einbringt und keine Fremdstoffe dazugibt, leistet wichtige Beiträge dazu, dass diese Materialien bestmöglich verarbeitet und in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Infos und Tipps für die richtige Bioabfall-Sammlung gibt es bei den Gemeinden und beim Gemeindeverband für Abfallwirtschaft und Umweltschutz .
  • Wenn kompostieren, dann richtig
    Gemeinsam mit Obst- und Gartenkultur Vorarlberg, der Landwirtschaftskammer, dem LFI und dem Land Vorarlberg hat der Umweltverband die „Kompostfibel“ neu aufgelegt. Die Fibel kommt u.a. bei Kompostierkursen zum Einsatz. Sie enthält in der Neuauflage zusätzliche Infos zur Wurmkompostierung, die das Kompostieren in der Wohnung und im Garten ermöglicht.