Ingmar Alge
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Kultur

Ingmar Alge: Ein genauer Beobachter der Gegenwart

Der Maler Ingmar Alge aus Höchst hat sich in den vergangenen Jahren in Vorarlberg rar gemacht, was Ausstellungen betrifft. Jetzt zeigt der 48-Jährige in der Galerie „allerArt“ in Bludenz seine neuen Arbeiten. Dabei greift er aktuelle Geschehnisse auf.

Auf einer überlebensgroßen Leinwand zeigt Ingmar Alge rosa Tücher vor schwarzem Hintergrund. Die Farbe der Tücher wechselt je nach Licht in ein leuchtendes Pink – und aus dem vermeintlich schwarzen Hintergrund lösen sich Köpfe, Hände, ganze Menschen. Was sind das für Leute, was wollen sie uns sagen? Immerhin gibt uns der Titel darüber Auskunft: Hier wird protestiert. Wogegen, bleibt offen. „Momentan spüre ich so ein großes Stillstehen, eine große Handlungsunfähigkeit“, sagt der Künstler selbst. „Ich denke, es wäre sehr wichtig, dass wir jetzt in Anbetracht der großen Probleme, die sich stellen, ins Handeln kämen.“

Ausstellung von Ingmar Alge

Ingmar Alge hat sich in den vergangenen Jahren in Vorarlberg ausstellungsmäßig rar gemacht. Doch nun zeigt der 48-jährige Maler aus Höchst in der Galerie allerArt in Bludenz neue Arbeiten, in denen er sich mit nichts weniger als der Gegenwart und der Zukunft auseinandersetzt.

Zwischen bewusster und unbewusster Intellektualität

So magisch das Farbspiel beim Protest-Bild, so aussagekräftig das Sujet beim Konferenz-Bild. Wir wissen instinktiv, dass es sich um Politiker handelt: Ist da nicht Merkel? Und vorne Trump oder Johnson? Dass die Figuren auf dem spiegelglatten Boden stehen und dabei in den Nebel laufen – das Gefühl dazu zu vermitteln, vermag Malerei. „Der handwerkliche Anteil an der Malerei ist ein sehr wichtiger“, sagt Alge. „Und inwieweit dann intellektuelle Überlegungen oder Beobachtungen sich vermischen oder einbringen in die aktuell Arbeit, das mäandert so hin und hier, mal ist es stärker, mal bewusster, mal unbewusst.“

Werk von Ingmar Alge
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Auch in der Porträtserie verführt Alges Malerei zum genauen Hinschauen. Die Gesichter sind unkenntlich gemacht, verwischt – das passiere ihm, sagt der Künstler. Dennoch interessieren wir uns für die Porträtierten, glauben sie zu kennen. Auch im Bild „Suche“ scheinbar Bekanntes: Ist das nicht ein Flüchtlingsboot? Doch warum macht der Vordermann ein Selfie?

Werk von Ingmar Alge
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Blick aus der Zukunft

Ingmar Alge ist ein genauer Beobachter der Gegenwart und bezieht seine aktuellen Bilder auf Texte des Publizisten Roger Willemsen, der meinte: „Wir waren jene, die wussten, aber nicht verstanden, voller Information, aber ohne Erkenntnis. So gingen wir, von uns selbst nicht aufgehalten.“ Alge wünscht sich einen Blick aus der Zukunft auf das Heute – seine Malerei könnte als Vehikel dienen. Zu sehen bis 9. November in Bludenz.