Wenn Spencer Tunick ruft, dann kommen die Massen und ziehen sich aus – das war in Australien so, in Mexiko, am Toten Meer oder in Wien, als sich 2008 hunderte im Ernst Happel-Stadion einfanden. „Für mich ist der nackte Körper nicht nur kraftvoll, er ist auch verletzlich“, sagt der Künstler selbst. „Er ist Fleisch und Blut, er ist ein gefühlvolles Gegenüber in einer Welt aus Beton. Gleichzeitig bauen unsere Körper Maschinen, die stärker sind als eine Million Menschen zusammen.“
Im FLATZ Museum gibt Tunick nun erstmals Einblick in sein reiches Archiv. Eine Hommage an Österreich, wo er 1999 mit Happenings in Bregenz und Wien erstmals öffentlich gefeiert wurde: „Ich kam damals aus New York, wo der Bürgermeister mich verhaften ließ. Dann nach Bregenz zu kommen, wo der Bürgermeister meine Arbeit öffentlich würdigte, das war für mich eine neue Dynamik.“
Von Reisebildern bis zu politischer Kunst
Die Schau zeichnet den künstlerischen Weg Tunicks, zeigt frühe Fotografien aus New York, stille Reisebilder. Tunick wird immer politischer – 2005 lässt er 600 Menschen auf dem Schweizer Aletschgletscher posieren, um auf dessen Sterben aufmerksam zu machen. 2016 zeigt er Frauen vor dem amerikanischen Kongress, um gegen Trumps Nominierung zu protestieren.
Spencer Tunick im FLATZ Museum
Das FLATZ Museum Dornbirn zeigt die bislang erste Retrospektive der Arbeit des amerikanischen Photokünstlers Spencer Tunick in Österreich.
„Menschen schaffen gemeinsam ein Kunstwerk, quasi unter seiner Anleitung, und setzen damit auch ein Zeichen“, erläutert Kurator Gerald Matt. „Und es ist sehr wohl auch ein politisches Zeichen, nämlich: Der nackte Körper ist zutiefst politisch.“ Zu sehen ist die Ausstellung bis 1. Februar 2020.