Jelineks „Wut“ feierte in Dornbirn vor der Himmelstreppe Premiere
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Kultur

Jelineks „Wut“: Kraftlose Premiere in Dornbirn

In „Wut“ von Elfriede Jelinek formulieren vier Racheengel ihre rasende Wut. Die Premiere der neuen Produktion der Theatergruppe Unpop am Mittwoch im Kulturhaus Dornbirn wurde zu einer wütenden Abrechnung. Das Publikum spendete freundlichen Applaus.

Im Jänner 2015 stürmten drei Männer in Paris die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt. Sie töteten insgesamt zwölf Menschen. Die Fassungslosigkeit angesichts solcher Taten hat die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek in „Wut“ verarbeitet.

Der Tod klopft an die Himmelspforte und von oben regnet es Racheflügel herab. Katharina Haudum, Christina Scherrer, Michaela Spänle und Maria Strauss sind die vier Racheengel – doch sie tragen auch die Jelinek’sche Haartolle: „Wir tauchen eigentlich in ihren Kopf ein und nehmen verschiedene Haltungen, verschiedene Positionen ihrer Gedanken ein“, sagt Spänle. „Aber wir haben eigentlich die große Rolle der Elfriede Jelinek, die uns die ganze Zeit umgibt.“

Premiere von Wut

Die Österreichische Literaturnobelpreisträgerin von 2004, Elfriede Jelinek, bezeichnet ihr Werk als „Literatur der zornigen Auflehnung“. In ihrem wohl persönlichsten Stück „Wut“ hat sie das Terrorattentat gegen die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zum Ausdruck gebracht.

Es sind nicht die Wiederholungen im Text, die irritieren oder gar stören – schließlich ist Elfriede Jelinek eine Meisterin ihres Fachs. Es sind andere Umstände, die dem vielstimmigen Wutchor, mit dem die Literaturnobelpreisträgerin ihre eigene Fassungslosigkeit angesichts terroristischer Gräueltaten zum Ausdruck gebracht hat, jegliche Schärfe nehmen.

Jelineks „Wut“ feierte in Dornbirn vor der Himmelstreppe Premiere
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Die vier Racheengel in Jelineks „Wut“

Von Wut war weit und breit nichts zu spüren, die Stimmen der islamistischen Terroristen, Pegida-Anhänger und Wutbürger blieben saft- und kraftlos. Regisseur Stephan Kasimir wollte Elfriede Jelineks persönlichstes Stück – wie er sagt – bei ihr belassen. Dieses Vorhaben ist grundsätzlich ehrenhaft und verständlich, aber in dieser Umsetzung hat es sich als reizlos herausgestellt.