Der Hohenemser Literaturpreis ist jenen Autorinnen und Autoren gewidmet, die Deutsch schreiben, obwohl dies nicht ihre Muttersprache ist. Die 32-jährige Karosh Taha nimmt das wörtlich.
Hohenemser Literaturpreis für Karosh Taha
Der mit 7.000 Euro dotierte Hohenemser Literaturpreis geht in diesem Jahr an die Essener Autorin Karosh Taha.
„Als Vater nach Kurdistan zurückging, wusste meine Mutter nicht, in welcher Sprache sie mit mir sprechen soll: Deutsch, damit sie es auch lernt, oder Kurdisch, damit ich es nicht verlerne. Und in meiner Vorstellung beschließen wir, beide Sprachen zu sprechen und immer dann zu wechseln, wenn uns die Wörter ausbleiben. Und wir träumen in Kurdeutsch“, so die Preisträgerin.
Taha von Auszeichnung überrascht
Kurdeutsch ist die Metapher für die Suche nach Verständigung zwischen der Kopftuch tragenden Mutter und ihrer Tochter, die einem ganz anderen Frauenbild entspricht. Hochpoetisch sei die Sprache dieser Autorin, rühmt die Jury, das Geflecht aus fragilen Beziehungen, Sehnsüchten und Einsamkeiten faszinierend. Für Taha selbst, die zuletzt mit dem Roman „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ beeindruckte, kam die Auszeichnung sehr überraschend.
„Vor allem weil es jetzt ein neuer Text ist und ich auch unsicher war, wie dieser Text ankommt, weil er – meiner Meinung nach – sehr anders ist als mein erster Roman. Und umso mehr freut es mich, dass auch diese Art von Geschichte und Erzählung angekommen ist“, sagt die Autorin.
Autorin mit irakischen Wurzeln
Taha, die 1987 in der kurdischen Kleinstadt Zaxo im Irak geboren wurde, lebt und arbeitet seit 1997 in Deutschland und hat Anglistik und Geschichte studiert. 2018 erschien ihr Debütroman „Beschreibung einer Krabbenwanderung“, welcher sowohl von Kritikern als auch vom Publikum gefeiert wurde. Zudem erhielt Taha für das Werk den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.