Vier Smileys mit verschiedenen emotionalen Gesichtsausdrücken.
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„Focus“

Bärbel Wardetzki: Ist es Selbstliebe oder Narzissmus?

Frauen mit Narzissmus leiden oft unter starken Selbstzweifeln und fühlen sich ungenügend, so die bekannte Münchner Psychologin Bärbel Wardetzki. In ihrem Buch beleuchtet sie die vielen Facetten des weiblichen Narzissmus.

„So ein Narzisst!“ Das ist zu einem beinahe schon inflationär verwendetem Schimpfwort geworden und geht meist an dem vorbei, was unter einem Narzissten oder einer Narzisstin tatsächlich zu verstehen ist.

Die bekannte Münchner Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Bärbel Wardetzki hat dem Thema Narzissmus ihr jüngstes Buch gewidmet: „Ist es noch Selbstliebe oder schon Narzissmus? – Den weiblichen Narzissmus verstehen und überwinden“. Darin beleuchtet sie vor allem die vielen Facetten des weiblichen Narzissmus, der sich oft ganz anders äußerst als bei Männern.

Dr. Bärbel Wardetzki ist promovierte Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin aus München.
Maik Kern
Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Bärbel Wardetzki

Wardetzki: „Das sind Frauen, die unter unglaublichen Selbstzweifeln leiden, die immer das Gefühl haben, ich bin nicht gut genug und ich bin nicht liebenswert. Um liebenswert zu sein, muss ich eine ganze Menge tun. Ich kann nicht einfach sagen, ich bin hier, ich bin ein Mensch, so wie jeder andere. Und ich bin von Haus aus liebenswert. Selbstverständlich. Nein. Sie müssen Vorleistung in Vorleistung gehen, und Sie müssen der Welt zeigen, dass sie etwas präsentieren können, was sie liebenswert macht. Bei Frauen ist es eine ganz spezifische Form der Darstellung, nämlich auch eine grandiose, aber die fällt gar nicht so auf. (…) Diese Frauen sind oftmals unglaublich leistungsfähig, in ihren Berufen stehen sie ihre Frau wie eine Eins, aber unten drunter ist immer dieses Gefühl ‚Es reicht nicht, es reicht nicht, es reicht nicht.‘“

Diplom-Psychologin Dr. Bärbel Wardetzki spricht aus ihrer jahrzehntelangen Berufserfahrung, wenn sie sagt, Narzissmus ist immer ein Schutz, den sich bereits Kinder zurechtlegen, die Erwartungshaltungen erfüllen müssen. Sie machen eine bittere, existenzielle Erfahrung. Es wird ihnen nämlich vermittelt: So wie du bist, bist du nicht gewollt. Es ist eine Erfahrung der emotionalen Verlassenheit. Dadurch kommt es zur Selbstentfremdung.

Sendungshinweis

„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 4. Mai 2024, 13.00 bis 14.00 Uhr

Narzissten verwechseln laut Wardetzki oft das Bedürfnis nach Bewunderung mit dem Bedürfnis nach Sein. Wardetzki: „Bewunderung ist eine Nahrung für die Seele, eine Nahrung auch für die Grandiosität. Aber es hat nichts damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, ich darf sein und ich darf so sein, wie ich will.“

Aufgenommen in der Reihe „Wissen fürs Leben“ der Arbeiterkammer in Feldkirch.

Ein Narzisst – männlich wie weiblich – lebt jedenfalls in Extremen, hat die Balance verloren und die innere Ausgeglichenheit. Es braucht Bodenhaftung, sagt Psychologin, Psychotherapeutin und Autorin Bärbel Wardetzki, um sich nicht abgehoben in der Grandiosität zu verirren und um innere Stabilität zu gewinnen.

Im Vortrag gibt die Psychologin, Psychotherapeutin und renommierte Autorin leicht nachvollziehbare Impulse, das authentische Selbst zu entdecken und ein positives Lebensgefühl zu entwickeln, sich zu akzeptieren – ohne abzuheben – und authentisch mit anderen Menschen umzugehen, ohne sich schwach zu fühlen.

Zur Person:

Dr. Bärbel Wardetzki ist promovierte Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin aus München. Wardetzki arbeitet auch als Supervisorin, Coach, Referentin und Autorin. Ihre Bücher sind international begehrt: sie wurden in 10 Sprachen übersetzt, darunter ins Chinesische oder Japanische. Bärbel Wardetzki ist regelmäßig als Expertin im deutschen Fernsehen und Rundfunk zu Gast.

Buchtipp: Ist es Selbstliebe oder Narzissmus? – den weiblichen Narzissmus verstehen und überwinden
2022 im Kösel-Verlag.