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Rammel
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Gartentipp

Gemüse am Balkon pflanzen

Der Wunsch nach eigenem Gemüse ist vielfach zu spüren, aber nicht jeder hat einen Garten. Welche Möglichkeiten gibt es, um am Balkon oder auf der Terrasse Gemüse anzupflanzen? Radio Vorarlberg-Gartenexperte Harald Rammel hat Tipps.

ORF Vorarlberg: Was ist das wichtigste, damit der Anbau gelingt?
Rammel: Aus meiner Sicht ist ausreichend gute Erde der wichtigste Faktor. Im Boden wachsend, steht den Pflanzen ein großes Erdvolumen zur Verfügung, das Wasser und Nährstoffe speichert. Im Topf ist das anders. Je kleiner der Topf ist, desto weniger kann die Erde, rascher leidet die Versorgung der Pflanzen. Hier ist gute Erde gefragt und sorgfältiges Gießen.

Sendungshinweis

Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg, 5. April 2024

ORF Vorarlberg: Bleiben wir bei der Erde. Welche Eigenschaften sind entscheidend fürs Topfgärtnern?
Rammel: Zum einen sollte die Erde gut Wasser speichern können, um die täglichen Schwankungen gut auszugleichen. Dann sollte sie nur ein wenig zusammensacken, sprich strukturstabil sein. Drittens soll die Erde selbst Nährstoffe enthalten. Hier empfehle ich spezielle Gemüseerden. Viele davon enthalten organische Langzeitdünger z.B. wie Schafwollpellets oder Hornspäne.

ORF Vorarlberg: Jetzt haben wir die Erde. Welche Gefäße braucht es eigentlich fürs Balkongärtnern?
Rammel: Frostfeste Töpfe und Tröge sind ein Vorteil, weil haltbarer. Kopf-, Pflück- und Schnittsalate kommen schon mit einem normalen Balkonkistchen gut zurecht. Sie brauchen nur wenig Wurzelraum. Ebenso verschiedene Kräuter, Blattpetersilie, Rucola, Mairüben oder Kohlrabi. Sind diese abgeerntet, pflanzt man Buschbohnen, Fenchel oder Mangold für eine zweite Ernte nach. Im Spätsommer gibt es mit Wintergemüse eine dritte Ernte.

Dazu ist jedoch eine neuerliche Düngergabe notwendig. Töpfe mit mindestens zehn Liter Erdvolumen eignen sich für Chili, Paprika und kompakte Tomatensorten. Größere Tomaten und Zucchini brauchen noch mehr Erdvolumen. Hier sollte die Erde auch gehaltvoller sein. So kann hier ca. ein Drittel reife Komposterde beigefügt werden.

Wichtig ist auf jeden Fall zusätzlich Wasser anzubieten. Verwenden Sie Untersetzer oder Töpfe mit eingebautem Wasserreservoir. An heißen Sommertagen benötigen die Pflanzen zusätzlich Wasser zur Kühlung.

ORF Vorarlberg: Also brauchen wir auch eine Bewässerung?
Rammel: Das erleichtert die Sache. Es gibt einfache Systemen wie z.B. Tropf-Blumat. Hier saugen die Pflanzen bedarfsgerecht Wasser durch eine poröse Tonspitze aus einer gefüllten Leitung. Es gibt auch Tropfbewässerungen, die über eine Zeitschaltuhr bzw. über Feuchtigkeitssensoren gesteuert werden. Diese zahlen sich für Dauerbegrünungen oder größere Hochbeete aus.
Eine kostengünstige Lösung sind PET-Flaschen, die man mit Wasser gefüllt umgekehrt in die Erde steckt. Durch ein paar feine Löcher sickert Wasser langsam zu den Wurzeln, wodurch sich ein heißer Sommertag oder auch ein Wochenende gut überbrücken lässt. Für längere Abwesenheit braucht es einen verlässlichen Gießdienst.

ORF Vorarlberg: Welche Tipps gibt es noch fürs Balkongärtnern?
Rammel: Ich würde vorgezogene Setzlinge verwenden. Diese verkürzen die Zeit bis zur Ernte.
• Nicht aufs Düngen vergessen! Die Nährstoffreserve der Erde ist nach wenigen Wochen aufgebraucht. Ständiges Nachdüngen mit Flüssigdünger oder gelegentlichen Gaben von Düngegranulat liefern hier den benötigten Nachschub.
• An heißen Sommertagen würde ich Topfgemüse um die Tagesmitte durch einen Sonnenschirm oder eine Markise beschatten, um sie vor der ärgsten Hitze zu schützen.
• Keine Gemüsearten im Topf anbauen, die lange bis zur Ernte brauchen. Sellerie, Kraut, Sprossenkohl sowie tiefreichendes Wurzelgemüse sind für den Anbau am Balkon nicht geeignet. Ausnahme: Tomaten, Chili, Zucchini.