Mann hält die Hände einer alten Frau
ORF
ORF
„Focus“

In der Gemeinschaft selbstwirksam sein

Benediktinermönch, Psychotherapeut und Philosoph Johannes Pausch ist der Ansicht, dass man nur in einer Gemeinschaft selbstwirksam sein kann. Darüber spricht er in „Focus“. Sein Vortrag „Nur im Wir kann ich selbstwirksam sein“ wurde bei den vergangenen Goldegger Dialogen aufgezeichnet.

Voraussetzungen für Selbstwirksamkeit sind laut Pater Johannes Pausch Beziehungen und dass man sich von diesen auch berühren lässt. Er sagt: „Wenn es gelingt, in irgendeiner Form Beziehung zu erahnen, zu erspüren, weiterzugeben, dann erleben wir eine innere Bewegung, die uns Leben gibt. Es geht bei der Selbstwirksamkeit um eine spirituelle Erfahrung, um eine ganzheitliche Erfahrung".

Stabilität ist Voraussetzung für Dynamik

Pausch spricht in diesem Zusammenhang auch die Angst vor Veränderungen an: „Wir sollten uns diesen permanenten Veränderungsprozess unseres Lebens sehr bewusst machen, dass er immer geschieht, ob wir wollen oder nicht. Stabilität ist aber Voraussetzung für Dynamik, sagt Dr. Johannes Pausch. Dieser Gedanke hilft auch, die Angst vor Veränderungsprozessen zu nehmen.

Ökologie, Ökonomie und Ökumene

Ökologie, Ökonomie und Ökumene – auf diese drei Säulen stützt sich Selbstwirksamkeit, sagt Pausch: „Ökologie heißt: Wir denken, leben, handeln im Wissen, dass alles miteinander in Beziehung steht. Ökonomie heißt: Wir ordnen durch kluge und gerechte Verwaltung und Organisation das gemeinsame Leben. Und die Ökumene ist nur zum Teil, dass wir unter der Ökumene zwischen Religionen und Kulturen sind, sondern wir suchen gemeinsames Denken, wir suchen gemeinsame Grundlagen für das Entscheiden und Handeln".

Sendungshinweis

„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 30. März 2024, 13.00 bis 14.00 Uhr

Selbstwirksamkeit sei dann möglich und werde dann auch verständlich. Selbstwirksamkeit werde dann effektiv, wenn man gemeinsam denke, gemeinsam entscheide, gemeinsam handele aufgrund von gemeinsamen Werten, führt er aus.

Immer wieder neu Mensch werden

Hilfreich sei die Humilitas, also die Demut – sagt der Benediktinermönch. In dem Wort stecken drei Bedeutungsgrundlagen drin: Homo – Mensch werden, Humus – der Nährboden und der Humor. Um wirklich selbstwirksam zu sein und zu können, müsse man zuerst Mensch werden. Immer wieder neu. Jeden Tag.

Der Humus ist wie ein Komposthaufen, die Quelle des Lebens. Und ohne Humor versauert der Mensch, der Humor bringt Leben. Diese drei Ebenen – sagt Pater Johannes Pausch – müssen wir im Auge behalten, um selbstwirksam zu werden.

Johannes Pausch
Markus Basler
Johannes Pausch ist Benediktinermönch, Psychotherapeut und Philosoph

Liebe ist das gelebte Ja

Pater Johannes zitiert auch seinen Mitbruder des Benediktinerordens David Steindl-Rast, mit dem er zusammen sein jüngstes Buch „Erkenntnis“ geschrieben hat: „Liebe ist das gelebte „Ja“ zur Zugehörigkeit. Wenn das gelingen könnte, dann sind wir selbst wirksam. Wir sagen „Ja“ zu diesem Leben, zu den Menschen, zu der Schöpfung, zur Natur und begreifen, dass wir wirklich dazugehören. Wir sind ein Teil davon. Und dann werden wir selbstwirksam.“

Zur Person:

Pater Johannes Pausch OSB, Mag. Dr. theol. und Dipl. Päd. Psychotherapeut ist ein bayrisch-österreichischer Ordenspriester, Gründer und emeritierter Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee. Er gilt als „Tausendsassa“, er ist Psychotherapeut und Sozialpädagoge, studierter Philosoph und Theologe, Erzieher und Meditationslehrer, Gärtner und Kräuterexperte, Klostergründer und Kellermeister. Pater Johannes ist zudem Autor zahlreicher Bücher.