„Focus“

Manfred Spitzer – Natur macht gesund

Die Natur macht gesund. Sie macht aber auch aufmerksam, fördert die Kreativität und sogar das gesellschaftliche Zusammenleben. Das belegt der Mediziner, Psychologe und Philosoph Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer in der aktuellen „Focus“-Sendung bei ORF Radio Vorarlberg mit faszinierenden wissenschaftlichen Studien.

Dass das Erleben von Natur, die Bewegung in der Natur positive Auswirkungen auf den Menschen hat, wissen wir grundsätzlich – und dennoch wird dieser Effekt extrem unterschätzt, sagt der renommierte Hirnforscher und Psychiatrieprofessor der Universitäts-Klinik in Ulm.

Natur macht gesund

Aufgenommen im Rahmen der Reihe von Pro Mente Vorarlberg „Mit der Natur auf Du und Du – Wie die Natur uns guttut"

Schon der Blick ins Grüne ist heilsam

Die allererste Studie, die den positiven Effekt der Natur empirisch erforscht hatte, stammt aus den 1980er Jahren von einem Architekten: Von Roger S. Ulrich. Er verglich den Heilungsprozess von Patienten nach einer Gallenoperationen, die ein Krankenhauszimmer mit Blick ins Grüne hatten, mit Patientinnen und Patienten, die durchs Fenster nur eine Backsteinwand sahen. Bei jenen, die ins Grüne blickten, verlief die postoperative Rekonvaleszenz besser. Mit seiner Mission hat Architekt Roger S. Ulrich vielen Patientinnen und Patienten in Folge das Leben im Krankenhaus erleichtert und zu ihrer Genesung beigetragen. Ein massives Umdenken setzte ein.

Sogar Topfpflanzen haben eine Wirkung

Eine abwechslungsreiche Landschaft zu durchwandern, eine Blume zu betrachten oder dem Rauschen eines Baches zuzuhören – das macht uns glücklich. Die Natur wirkt sich laut Studien vielfältig aus: Angst und Sorgen nehmen ab, das Sicherheitsgefühl und die Aufmerksamkeit nehmen zu. Wiener Forscher haben sogar belegt, dass Führerscheinprüfungen in einem Zimmer mit grünen Topfpflanzen eher bestanden werden, als solche in nackten Zimmern.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 21. Oktober 2023, 13.00 bis 14.00 Uhr

Eine grüne Wohnumgebung hat auch einen großen Effekt auf die Volkskrankheit Stress. Und damit wiederum auf ganz viele Krankheiten, die durch Stress (mit)verursacht werden, wie etwa auch Krebs.

Natur tut also gut. Nicht umsonst wollen Eltern mit ihren Kindern am Wochenende gerne raus an die frische Luft gehen. Studien belegen aber, dass der Effekt noch viel größer ist, als man meint.

Einfluss auf Seele und Moral

Hirnforscher Manfred Spitzer zeigt auf, dass grüne Natur auch der seelischen Gesundheit guttut. Sie hat etwa einen positiven Einfluss auf die Selbstkontrolle, wie man Impulse steuert. Professor Spitzer geht aber noch einen Schritt weiter – er zeigt auf, dass die Natur sogar einen positiven Einfluss auf unsere Moral hat. Studien haben belegt, dass gesellschaftliches Zusammenleben im Grünen besser funktioniert als in einer städtischen Umgebung. Gemeinschaft und Beziehung werden in grüner Umgebung wichtiger, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft nehmen zu.

Wissenschaftlich belegt

Man braucht gar nicht so viel Zeit in der Natur, um einen Effekt zu haben, erklärt Hirnforscher Manfred Spitzer. 90 Minuten Natur pro Woche reichen für viele Effekte: „All das wurde so herausgefunden in guten Untersuchungen. Die Natur bringt uns also das Wahre, Schöne, Gute. Und dadurch, dass es weniger Stress gibt und mehr Gesundheit, zudem Glück und langes Leben. Und wer will das denn nicht?“

Zur Person

Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer hat Medizin, Psychologie und Philosophie studiert und wurde 1997 als jüngster Psychiatrieprofessor an die Uniklinik Ulm berufen. Der renommierte Hirnforscher ist zudem ärztlicher Leiter der dortigen Psychiatrischen Universitätsklinik.

Forschungsaufenthalte an der Harvard-University und der University of Oregon in den USA prägten das weitere wissenschaftliche Werk von Manfred Spitzer an der Schnittstelle von Neurobiologie, Psychologie und Psychiatrie. 2004 gründete er das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.