André Stern wird als „Botschafter der Kindheit“ bezeichnet
Véronique Taupin
Véronique Taupin
„Focus“

„Kinder sind Riesen“: Stern fordert mehr Vertrauen

„Botschafter der Kindheit“, André Stern, fordert eine neue Haltung gegenüber Kindern und plädiert für mehr Vertrauen. In seinem Vortrag in der Kulturbühne Ambach in Götzis betont er, dass die Erwartungen und Bewertungen der Erwachsenen Kinder beeinflussen und sogar schädigen können.

André Stern wird als „Botschafter der Kindheit“ bezeichnet. Er sagt: Unsere Kinder werden so, wie wir sie sehen. Die Erwachsenen machen aber zahlreiche verhängnisvolle Fehler im Umgang mit Kindern, sie versuchen sie „kleinzuhalten“. Deswegen plädiert er für eine neue Haltung gegenüber Kindern, für viel mehr Vertrauen. In Götzis hielt er den Vortrag „Eine neue Haltung zum Mensch sein“.

André Stern stellt die Entfaltung von Kindern und die Möglichkeiten im Umgang mit ihnen in den Mittelpunkt. Bewertungen der Erwachsenen, die diesen selbstverständlich erscheinen, können Kinder nachhaltig beeinflussen, stören, schädigen.

Es geht André Stern nicht darum, die eigenen Erwartungen in den Kindern erfüllt zu sehen, sondern diese in einem Freiraum von Liebe, Vertrauen und Stärkung aufwachsen zu lassen, in dem sich ihre Fähigkeiten ungehindert entfalten können.

„Kinder werden von Erwachsenen klein gemacht“

Kinder sind Riesen, sagt Stern – und sie haben unendlich viel Potenzial. Kinder werden allerdings von Erwachsenen klein gemacht, auch weil wir alle selbst ein verletztes Kind in uns tragen „Das ist das Kind, dem eines Tages gesagt worden ist: ‚Kind, so wie du bist, bist du nicht gut.‘“, sagt Stern.

Laut Stern haben Eltern folgende Haltung gegenüber ihrem Kind: „Ich habe dich lieb, aber ich hätte dich lieber, wenn du bessere Noten nach Hause bringen würdest. Ich habe dich lieb, aber ich hätte dich lieber, wenn du deine Hausaufgaben selbst machen würdest, besser in Mathematik wärst, wenn du mir im Haushalt helfen würdest, dein Zimmer besser aufräumen würdest usw. Es ist immer ‚Ich habe dich lieb, aber…‘“

Sendungshinweis

„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 23. September 2023, 13.00 bis 14.00 Uhr

Diese Negativ-Erfahrung, nicht so angenommen, nicht so geliebt zu werden, wie man ist, geben verletzte Kinder später als Erwachsene an die eigenen weiter – ein Teufelskreis, der sich ewig fortsetzt. „Unser Verhängnis ist, dass wir sonst nichts erfahren haben, dass wir die eigenen Kinder so ansehen, wie wir als Kind angesehen worden sind. Das heißt, diese Verletzung hört nicht auf.“

Laut Stern hilft nur diese Haltung der bedingungslosen Liebe: „Ich habe dich lieb, weil du so bist, wie du bist.“ Das ist der Schlüssel zu allem. Der Wunsch, so angenommen zu werden, wie wir sind, findet sich in jedem Menschen.

Zur Person:

André Stern, 1971 in Paris geboren, Sohn des Forschers und Pädagogen Arno Stern. Er wird als „Botschafter der Kindheit“ bezeichnet, ist ein international gefragter Referent zu Familienthemen und Bestsellerautor. Seine Kernthemen sind Begeisterung und Vertrauen. Er leitet das Institut Arno Stern.

Sein Buch, „Reise in das unbekannte Land des Vertrauens – Über die Sehnsucht so angenommen zu werden, wie wir sind" ist 2022 im Elisabeth Sandmann Verlag erschienen