„Focus“

Sabine Köszegi: „Robotik Quo vadis?“

Wie wird unsere menschliche Zukunft aussehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich in dieser „Focus“-Sendung Univ.-Prof. Mag. Dr. Sabine Köszegi. Ihr Vortrag „Robotik Quo vadis?“ wurde beim Symposium „Impact Lech“ aufgezeichnet.

Wie wird unsere menschliche Zukunft aussehen? Werden wir umringt sein von Robotern, die uns nicht nur den wie jetzt schon den Rasen mähen, sondern die in menschenähnlicher Gestalt diverse Arbeiten erledigen: von der Pflege im Altersheim, über Gerichtsgutachten bis hin zu Liebesdiensten? Und was machen wir dann noch in einer Welt voller künstlicher Intelligenz? Behält der Mensch noch die Kontrolle über sein Tun und sein Leben? Solchen und ähnlichen Fragen widmete sich das heurige „Impact Lech“.

Dort sprachen hochkarätige Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Bereichen der Wissenschaft und Wirtschaft zum Thema „Der Mensch und die Maschine“. Eröffnungsrednerin war Universitätsprofessorin Sabine Köszegi von der TU Wien mit ihrem Vortrag „Robotik – Quo vadis?“.

Sabine Köszegi
Luiza Puiu

Unbehagen und neue Perspektiven

Das Unbehagen bei Künstlicher Intelligenz ist mitunter groß. Die Technologie ist schließlich disruptiv, es kommt zu einer revolutionären Veränderung. Frau Professor Köszegi sagt, die Technik sei so disruptiv wie vielleicht einst die Dampfmaschine oder kürzlich das Internet.
Der Mensch definiert aber die algorithmischen Entscheidungssysteme, betont Sabine Köszegi. Es liegt also an uns Menschen, was wir aus der Technik machen.

Roboter und KI schüren aber nicht nur Unbehagen, sondern eröffnen vielen auch Perspektiven: Die jüngsten wissenschaftlichen Fortschritte nähren die Hoffnung, dass autonome, intelligente Maschinen den Menschen von mühsamen und ermüdenden Routinearbeiten befreien und so viel Raum für kreative – und für den Menschen – sinnstiftende Aufgaben schaffen. Mehr noch, mit Hilfe der intelligenten Maschinen sollten wir in Zukunft auch bessere Entscheidungen treffen können und große Herausforderungen wie etwa die Klima- oder Pflegekrise lösen können. Diesem Narrativ folgend befähigt KI die Menschen zu Leistungen, die sie ohne diese Technologie nicht erreichen könnten, ohne sie dabei gänzlich zu ersetzen.

Drei entscheidende Fragen

Die Erwartungen sind nach Ansicht von Sabine Köszegi aber überzogen. Fakt ist: Der Mensch verliert nun Kompetenzen. Ihrer Ansicht nach müsste man also den Menschen in die Handlungen der Maschine wieder besser einbinden.

Drei Fragen sind für sie entscheidend:
1) Wie menschlich sollen Roboter aussehen? Warum braucht es überhaupt ein menschliches Design? Der Mensch neigt dazu, Dinge zu vermenschlichen, sagt Frau Professor Köszegi, dann scheinen Dinge vertrauenswürdig und werden eher genutzt.
2) Wer hat die Kontrolle? Mensch oder Maschine? Wie viel Handlungsmacht gibt der Mensch ab, wie viel Verantwortung verschiebt sich tatsächlich zur Maschine?
3) Wer gibt letztendlich die Ziele für die Maschine vor, was soll sie wirklich können, wer ist am Design beteiligt?

Entscheidend ist also die Gestaltung dieser Technologien. Die Gestaltung der Maschinen müsse sich an die Bedürfnisse der Menschen anpassen und nicht umgekehrt.

Projekt zum Thema Pflege-Robotik

Sabine Köszegi von der Technischen Universität Wien ist Expertin für sogenannte soziale Roboter. Sie leitet etwa auch ein Projekt zum Thema Pflege-Robotik. Pflegeroboter werden entwickelt, um das Pflegesystem zu entlasten und um älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. An dem Projekt arbeiten die TU Wien, die Universität Salzburg, die Caritas, die verschiedenen Pflegeheime und auch das Technische Museum in Wien mit. Bei so vielen handelnden Personen stellt sich etwa Frage 3 – Wer gibt die Ziele vor? Was soll ein Care-Roboter können?

Frau Dr. Köszegi sagt, die Berücksichtigung gesellschaftlicher Zielsetzungen und Werte sei wichtig und es brauche auch diese Verhandlung von Interessenskonflikten zwischen den Stakeholdern an einem Prozess.

Sendungshinweis

„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 5. August 2023, 13.00 bis 14.00 Uhr

Frau Professor Köszegi ist der Meinung, dass man die Anwendung von künstliche Intelligenz und von Robotern regeln muss, damit die Handlungsmacht noch beim Menschen bleibt. Sie hat am weltweit allerersten Reglement mitgearbeitet: an den Ethikrichtlinien der Europäischen Kommission. Insgesamt waren 52 WissenschaftlerInnen, aber auch Interessensvertretungen von Gewerkschaften, Unternehmen und sozialen Organisationen vertreten. Gemeinsam wurde ein politische Empfehlung entwickelt, wie die Regulierung aussehen soll. Weitere Schritte werden für eine gute Nutzung der neuen Technik folgen müssen.

Rat für Robotik und Künstliche Intelligenz

Sabine Köszegi ist Professorin für Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für Managementwissenschaften der Technischen Universität Wien. Sie ist ehemalige Vorsitzende des österreichischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligenz des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Dieser Rat beschäftigte sich – solange es ihn gab – mit den Fragen, welche gesetzlichen Rahmenbedingungen es in diesem Bereich braucht und welche ethischen Diskussionen dazu geführt werden müssen.

Köszegi ist Mitglied des Fachbeirats für Ethik der Künstlichen Intelligenz der UNESCO Kommission Österreich und sie arbeitete zuletzt an der weltweit ersten Reglementierung von KI mit, an den ethischen Richtlinien für KI der Europäischen Kommission.