A scene from The Faggots and Their Friends Between Revolutions by composer Philip Venables and director Ted Huffman @ Home, Manchester. Part of Manchester International Festival 2023
(Opening Night 28-06-2023)
©Tristram Kenton 06-23
(3 Raveley Street, LONDON NW5 2HX TEL 0207 267 5550  Mob 07973 617 355)email: tristram@tristramkenton.com
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Bregenzer Festspiele

Musiktheater „Faggots“ thematisiert Queerness

„The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ von Philip Venables feiert seine österreichische Erstaufführung bei den Bregenzer Festspielen. Die Musiktheaterproduktion wurde vom Publikum positiv aufgenommen. Sie kontrastiert mit den Hauptproduktionen „Madame Butterfly“ und „Ernani“ und unterstreicht die Vielfalt des Festspielprogramms.

Auf den ersten Blick könnte die Kluft zwischen Puccinis „Madame Butterfly“ sowie Verdis „Ernani“, den Hauptproduktionen der Bregenzer Festspiele, und der am Donnerstag gezeigten österreichischen Erstaufführung von „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ von Venables nicht größer sein. Doch hat auch das neue, lustvolle Musiktheaterstück mit brisantem Sujet seinen Platz im Festival und unterstreicht die Programmierung. Die Zuschauerinnen und Zuschauer reagierten sehr positiv.

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A scene from The Faggots and Their Friends Between Revolutions by composer Philip Venables and director Ted Huffman @ Home, Manchester. Part of Manchester International Festival 2023
(Opening Night 28-06-2023)
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Gewalt und absurde Ehrbegriffe führen in „Ernani“ zur Katastrophe, in „Madame Butterfly“ leidet eine junge Frau unter männlicher Vormundschaft. Mit einem gehauchtem „Wir sind immer noch nicht frei“ beginnt die österreichische Erstaufführung von „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ auf der Bregenzer Werkstattbühne, die die Festspiele unter anderem als Auftragswerk mit der Factory International in Manchester realisieren konnten.

Wir, das sind all jene, die verdeutlichen, dass Heterosexualität eben nicht die Norm ist. Sie verdeutlichen das einerseits mit ihrer sexuellen Orientierung und im Besonderen mit einer differenziert offenen Weltanschauung. Ihre gesellschaftliche Relevanz schöpft diese Musiktheaterproduktion aus der Tatsache, dass die angesprochene Unfreiheit noch gegeben ist, auch wenn sich einiges zum Positiven veränderte. Dieser Zustand veranlasste Larry Mitchell 1977 zum Verfassen des gleichnamigen Romans.

Auseinandersetzung mit queerer Kultur

Die Texte des amerikanischen Soziologen, Autors und Verlegers lassen sich als Auseinandersetzung mit queerer Kultur in Episoden und Aphorismen lesen. Dreh- und Angelpunkt ist mit dem Aufstieg und dem Fall des Patriarchats ein Sujet, aus dem Ted Huffman eine Erzählung, keine Spielhandlung entwirft, die von 15 Mitwirkenden folglich vorgetragen wird. Rezitierend, miteinander plaudernd, als Sprechgesang, als Arie, in Chorpassagen, Duetten und als Moritat wird ein Stück entwickelt, das im Kern von drei Revolutionen handelt. In der friedvollen Welt von Faggots und Frauen kommen gewaltbereite Männer an die Macht, die sie sich per Anhäufung von Kapital sichern. Sich von Mechanismen zu lösen, die zu Unterdrückung und Unfreiheit führen, ist nun die Aufgabe der Faggots, zu deren Bewältigung das gegenseitige Erzählen von den Vorkommnissen beiträgt.

Der Einsatz von Instrumenten wie Laute, Viola da Gamba, Klavier, Cembalo, Schlagwerk, Flöte, Akkordeon, Harfe, Theorbe, Barockharfe, Saxofon sowie eines musikalischen Bogens, der von der Harmonik der Renaissance bis zu Technobeats reicht, lässt kein Stilkonglomerat erkennen, sondern reine Fabulierlust, die sich Philip Venables aufgrund seines sicheren Gespürs für das Klangresultat genehmigen kann. Zur Umsetzung seines Konzepts braucht er allerdings ein Ensemble, das nicht nur aus hervorragenden Instrumentalisten und Vokalistinnen, sondern aus lauter Multitalenten besteht.

Abgesehen davon, dass sich Kit Green nur mit viel Witz aus der etwas aufgesetzt wirkenden Interaktion mit dem zum Mitsingen aufgeforderten Publikum rettet, gipfelt beispielsweise ein Sopransolo von Mariamielle Lamagat, ein Flötenpart von Eric Lamb und die filigrane Harfenbegleitung von Joy Smith unter der musikalischen Leitung von Yshani Perinpanayagam in so grandiosen Szenen wie dem Auftritt des Countertenors Collin Shay mit Megafon. Ein Bossa Nova mit reichlich Percussion folgt auf barocke Klänge, und so wie der martialisch beschriebene Kampf gegen das Patriarchat nie mit einem Crescendo in der Musik einhergeht, setzt Venables auf den Effekt des Kontrastes. Gut eingesetzt verleiht er damit dem Erzählstrang Spannung und bringt mit der vom Titel abgeleiteten Tonfolge f-a-g ein musikalisches Motiv zur Wirkung.

Auf der Bühne von Rosie Elnile werden die zahlreichen Instrumente neben Stühlen aus verschiedenen Epochen zu den wichtigsten Requisiten, mit denen die Künstlerinnen und Künstler bzw. die vom Publikum laut gefeierten Multitalente somit höchst erfreulich verdeutlichen, woraus sich auch neues Musiktheater selbst bei derart brisanter Thematik in erster Linie speist.