Hitze wird gespeichert in Steinflächen
Harald Rammel
Harald Rammel
Gartentipp

Gegen die Hitze: Steinwüsten im Garten vermeiden

Die sommerliche Hitze macht vielen Menschen zu schaffen. Tendenziell nehmen die Hitzetage mit mehr als 30 Grad zu und auch in den Nächten kühlt es in verbauten Gebieten immer weniger ab. Dazu tragen auch Steinflächen in Gärten bei, sagt Harald Rammel von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg und rät, stattdessen Bäume und Sträucher zu pflanzen.

ORF Vorarlberg: Können wir gegen die Hitze im Garten etwas tun?

Harald Rammel: In erster Linie Pflanzen setzen. Im Schatten von Bäumen, Sträuchern oder durch Bewuchs allgemein erhitzen sich die Oberflächen wesentlich geringer als in praller Sonne. Messungen zeigen Temperaturunterschiede zwischen Schatten und sonnigen Bereichen von über 15 Grad Celsius. Stammt der Schatten von Gehölzen, ist es unter diesen durch die abgegebene Luftfeuchtigkeit nochmals um rund 5 Gradkühler. Pflanzen sind natürliche Klimaanlagen.

ORF Vorarlberg: Wir können aber nicht überall Bäume setzen.

Harald Rammel: Vorarlberg ist ein Gartenland. Ein Großteil der Menschen lebt in Häusern, die mit Gärten umgeben sind. Wie wir diese Gärten, Vorgärten und Dächer, ja selbst Balkone gestalten, liegt sehr wohl in unserer Hand. Hier kann jeder ganz persönlich ein wenig beitragen. Jeder entscheidet, ob er sich mit Steinen und Kies oder mit Pflanzen umgibt. Und sicher ist, dass Pflanzen, trotz aller Arbeit die sie uns machen, immer die bessere Wahl für unser Wohlbefinden sind!

Sendungshinweis: Gartentipp bei ORF Radio Vorarlberg am 21. Juli2023

ORF Vorarlberg: Was können wir gegen die Hitze konkret tun?

Harald Rammel: Steinflächen reduzieren! Die Steine am Dach durch ein extensives Gründach ersetzen! Die Wüstenbedingungen von Kies- und Steinwüsten möglichst aus den Gärten und Städten verbannen! Versiegelungen reduzieren und möglichst viele Flächen in Pflanzbeete umwandeln.

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Hitzeschutz unter Bäumen
Harald Rammel
Bäume und Sträucher spenden Schatten und senken die Temperaturen. Messungen zeigen Temperaturunterschiede zwischen Schatten und sonnigen Bereichen von über 15 °C. Stammt der Schatten von Gehölzen, ist es unter diesen durch die abgegebene Luftfeuchtigkeit nochmals um rund 5 °C kühler. Pflanzen sind natürliche Klimaanlagen.
Hitze wird gespeichert in Steinflächen
Harald Rammel
Stein- und Kiesflächen heizen sich sehr stark auf in der Sonne, speichern die Hitze und geben sie lange wieder ab
Gründach
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Mit einem begrünten Dach statt des üblichen Kieses oder Betons, lässt sich die Aufheizung deutlich verringern
Trockenbeet statt Steinwüste
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Ein Trockenbeet statt einer Steinwüste ist pflegeleicht und wirkt der Aufheizung entgegen
Kiesfläche auf Dach
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Kiesflächen (hier auf einem Dach) heizen sich auf rund 55 Grad auf und strahlen diese Hitze wie ein Kachelofen wieder ab
Trockenstauden statt Steinwüste
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Trockenstauden sind langlebig und bei guter Pflanzenwahl unkompliziert bei überschaubarem Pflegeaufwand

ORF Vorarlberg: Was ist denn so nachteilig an Steinflächen und Kiesgärten?

Harald Rammel: Asphalt, Beton und Steine heizen sich im Sommer auf 55 Grad und mehr auf und strahlen diese Hitze wie ein Kachelofen wieder ab.

ORF Vorarlberg: Was wäre also die bessere Alternative?

Harald Rammel: Reduzieren wir diese lebensfeindlichen Flächen und beschatten wir möglichst viele Bereiche mit Pflanzen. Das senkt die Temperaturen, sammelt Staub und Kohlendioxid und entlastet das Kanalsystem bei Starkregen, da der Bewuchs auch Niederschläge speichert und vieles davon später wieder verdunstet.

ORF Vorarlberg: Welche Pflanzen sind dazu geeignet?

Harald Rammel: Trockenheitsverträgliche Stauden können dazu verwendet werden. Staudenbeete sind langlebig und bei guter Pflanzenwahl unkompliziert bei überschaubarem Pflegeaufwand.

ORF Vorarlberg: Und was können wir Pflanzen, damit auch der Mensch Abkühlung findet?

Harald Rammel: Sträucher und schattenspendende Bäume im Garten können größere Flächen beschatten, sie dienen auch dem Schallschutz. Oder man kann Sitzplätze mit Wein, Blauregen oder Schirmbäumen überwachsen lassen.

ORF Vorarlberg: Das sind teils große Entscheidungen, die hier zu treffen sind.

Harald Rammel: Bei Neubauten sollte der pflanzliche Hitzeschutz und auch das Rückhalten von Regenwasser von Beginn an mitgedacht werden. Hierfür haben wir hervorragende Gartengestalter im Land, die bei Planung und Umsetzung behilflich sein können.

ORF Vorarlberg: Das gilt eigentlich vom persönlichen Bereich bis in die ganz großen Planungsprojekte.

Harald Rammel: Selbst bei kleinen Gartenumbauten sollte man die Klimawirkung von Pflanzen stets im Auge behalten. Das gilt natürlich auch für Großprojekte und städteplanerische Maßnahmen, doch auf die haben wir Einzelnen nur wenig Einfluss. Aber viele Verantwortliche begreifen langsam, dass auch urbaner Raum nur durch Pflanzen und Wasser für Mensch und Tier dauerhaft lebenswert wird.