zwei Wegweiser mit Fake News und Wahrheit zwei Wegweiser mit Fake News und Wahrheit, 24.05.2023, Borkwalde, Brandenburg,
IMAGO/Steinach
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„Focus“

Verschwörungstheorien und Wahrheitsfindung

Was sind Verschwörungstheorien? Wem kann ich glauben? Wem kann ich trauen? Darüber spricht Andreas Zumach. Der Deutsche ist freier Journalist und Publizist. Er gilt als Experte für internationale Beziehungen und Konflikte.

Der renommierte, freie Journalist hat jahrzehntelange Erfahrung. Fakten sauber wiederzugeben, war und ist sein täglich Brot. Andreas Zumach gilt als Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Der deutsche Journalist schreibt und arbeitet für zahlreiche Medien, darunter auch die „taz“, für die er bis 2020 als Schweiz und UNO-Korrespondent fungierte. Im Jahr 2009 wurde ihm der Göttinger Friedenspreis verliehen.

Die Liste an Verschwörungsmythen und Theorien ist sehr lang. Mitunter geht es um politische Ereignisse, wenn man an die Ermordung Kennedys denkt, die Barschel-Affäre bis hin zum Unfalltod Jörg Haiders. Es gibt harmlosere Theorien wie etwa folgende: Jack the Ripper, sei ein Kind von Königin Viktoria gewesen, in den USA gebe es einen UFO-Landeplatz oder die simple Behauptung „Elvis lebt“. Dann gibt es ausgesprochen gefährliche Verschwörungstheorien, die Hass schüren und aufhetzen, wie etwa die seit Jahrhunderten existierenden vielen antisemitischen Mythen, die bis zur Holocaustleugnung reichen.

Sendungshinweis: „Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg, 17. Juni 2023, 13.00 bis 14.00 Uhr

Aufgenommen wurde der Vortrag im Haus Gutenberg in Balzers (FL). Zumach stellt zu Beginn seines Vortrages fest, dass es ja auch gute Verschwörungen geben kann: „Es gibt ja durchaus Beispiele, wo wir sagen würden, es war gut, dass es diese Verschwörung gegeben hat, auch wenn sie gescheitert ist. Als Beispiel nennt er die Männer, die in Nazideutschland am 20. Juli 1944 Adolf Hitler umbringen wollten. „Das war natürlich eine gute Verschwörung mit einer sinnvollen Absicht, aber sie ist leider aufgeflogen.“

Zumach geht in seinem Vortrag auch ausführlich auf die verschiedensten Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ein – auf die plausibleren genauso, wie auf die total absurden. Und er verweist auf die Zukunft: Im Jahr 2051 werden laut Zumach die letzten Geheimhalutnsstufen in Washington zu diesem Thema aufgehoben. "Dann erfahren wir hoffentlich alles, was im Moment noch unklar ist, und die offenen Fragen werden alle beantwortet.“

Rasend schnelle Verbreitung im Internet

Das Hauptproblem ist also die rasend schnelle Verbreitung solcher Theorien im Internet, stellt Andreas Zumach fest:„Kaum einer, vor allem von den jüngeren Leuten, prüft dann mal. Dann werden solche Theorien für bare Münze genommen, ohne zu hinterfragen: „Was ist denn die Quelle?“, „Gibt es eine zweite unabhängige Quelle?“ Heute sitzen die Leute vor ihrem Ding und kommunizieren in Echokammern ohne das Schlafzimmer zu verlassen und mit Menschen aus Fleisch und Blut zu reden, sondern man redet mit irgendwelchen Unbekannten oder kriegt mit, dass eine bestimmte Behauptung bereits 150.000 Klicks und Likes hat, da muss doch was dran sein, das muss doch richtig sein. Das ist eine sich selbst bestätigende, überwiegend anonyme Masse. Von den 150.000 kenne ich vielleicht zufällig 3 oder meinetwegen auch 15, weil das meine „Freunde“ sind. So entstehen doch heute „Wahrheiten“.

Andreas Zumach
Zumach
Andreas Zumach ist freier Journalist und Publizist.

Problematisch ist auch, wie derzeit Medien rezipiert werden. Andreas Zumach: „Spätestens beginnend mit dem 11. September 2001 gibt es ein zunehmendes Misstrauen in die seitdem so bezeichneten „Mainstream-Medien“, ein Misstrauen in die analogen, die klassischen Medien wie nie zuvor.“

Zur Person:

Andreas Zumach ist freier Journalist und Publizist. Er gilt als Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Der Deutsche beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Themen des Völkerrechts, der Menschenrechtspolitik, der Sicherheitspolitik, der Rüstungskontrolle und internationaler Organisationen. Zumach schreibt und arbeitet für zahlreiche Medien, darunter auch die "taz2, für die er bis 2020 als Schweiz- und UNO-Korrespondent fungierte. Im Jahr 2009 wurde ihm der Göttinger Friedenspreis verliehen.