Liebstöckel ist eine mehrjährige, winterharte Staude, die einen kräftigen und verzweigten Wurzelstock besitzt. Sie wächst buschig und kann ziemlich hoch werden. Vermutlich kommt das Würzkraut aufgrund der kräftigen Duftnoten aus dem asiatischen Raum.
Liebstöckel bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Platz im Garten und benötigt eine lockere, hummusreiche Erde. Er wächst aber auch im Topf. Hier muss jedoch besonders auf Staunässe geachtet werden.
Nicht nur als Suppen- oder Heilkraut beliebt
Liebstöckel ist auch als Luststock bekannt und wurde bereits im Altertum wegen seiner gesundheitlichen und angeblich luststeigernden Wirkung geschätzt, erzählt die Kräuterkundige Angelika Gstöhl. Wie aphrodisierend Liebstöckel sein kann, wurde bereits vor zig Jahrzehnten in einem Kinderlied dargestellt, schmunzelt die Dornbirner Expertin:
„Petersil und Suppenkraut,
wächst in unserem Garten,
unsere Liese ist die Braut,
soll nicht lang mehr warten.
Roter Wein, weißer Wein,
morgen soll die Hochzeit sein.“
„Weniger ist mehr“
Liebstöckel enthält zudem als Heil- und Gewürzpflanze in allen Pflanzenteilen ätherische Öle und wirkt verdauungsfördernd, weshalb Liebstöckel auch bei Magen- und Darmbeschwerden, Sodbrennen und Blasenleiden angewendet wird. Als Tee soll Liebstöckel anregend wirken. Hier müsse jedoch aufgepasst werden, warnt Gstöhl, zu viel Liebstöckel kann giftig sein.
Liebstöckel auch als Maggi-Kraut bekannt
Liebstöckel ist nicht jedem ein Begriff, Maggi-Kraut schon eher. In der Zutatenliste von „Maggi-Würze“, die in fast keiner Küche fehlt, findet sich jedoch kein Gramm Liebstöckel. Aber dank der Sellerienote, der leichten Schärfe und des intensiven Aromas ähnelt Liebstöckel der berühmten Küchenzutat. Wer an der Pflanze riecht, denkt also automatisch an die Würze in der dunklen Flasche, deren Inhalt aber noch kein Blättchen des gesunden Krauts gesehen hat. Das Gewürzkraut sollte noch vor der Blüte verwendet werden, meistens beginnt diese Ende Juni, Anfang Juli.
Aber nicht nur Liebstöckel ist ein vergessenes Kraut, auch Beifuß ist beispielsweise Hobby-Gärtnern oft nicht bekannt, obwohl es laut Gstöhl als ein altes Wunderkraut beschrieben wird. Aber auch das Bohnenkraut, Currykraut, Lorbeer, Bärenwurz oder Pfefferblatt wären wunderbare Geschmacksverstärker, diese sind jedoch nur selten in den Gärten zu finden, weiß die Expertin.
Kräuterliebhaberin hat mehr als 1.000 Kräuter und Pflanzen
Die 80-jährige Kräuterkundige hat von ihrem Opa, der Botaniker war, gelernt, und wusste mit drei Jahren schon mehr über Kräuter als andere in ihrem ganzen Leben. Gstöhl hat über 1.000 Kräuter und Pflanzen auf ihrer Dachterrasse und wird ständig von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt besucht, um ihre besonderen Kräuter zu begutachten. Denn in ihrem Besitz sind beispielsweise auch zahlreiche Kräuter, die bereits ausgestorben sind.