Katharina Rogenhofer
Heribert Corn/Zsolnay
Heribert Corn/Zsolnay
„Focus“

Wie wir eine Klimakatastrophe abwenden können

Katharina Rogenhofer spricht in der aktuellen „Focus“-Sendung darüber, wie wir eine Klimakatastrophe noch abwenden können. Sie zeigt konkret auf, was jede und jeder von uns gegen die Erderwärmung samt ihrer erbarmungslosen Folgen tun kann.

Katharina Rogenhofer ist Biologin und Bestsellerautorin und sie ist jene Frau, die die „Fridays for Future“-Bewegung nach Österreich quasi importiert hat. In Folge initiierte sie auch das Klimavolksbegehren.
Rogenhofers Vortrag – aufgezeichnet bei den Goldegger Dialogen im Land Salzburg – ist von der Grundintention positiv angelegt und dementsprechend klingt auch der Titel: „Mehr Mut braucht die Welt – Damit sich alles ändern kann.“

Zur Person
Katharina Rogenhofer (*1994) hat Zoologie in Wien und Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement in Oxford studiert. Sie hat die Bewegung „Fridays for Future“ nach Österreich gebracht und ist die Sprecherin des Klimavolksbegehrens. Gemeinsam mit dem Physiker und Philosophen Florian Schlederer hat sie 2021 das Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ geschrieben, das zum Bestseller wurde.

1,7 Grad mehr: Hälfte der Menschen in Lebensgefahr

Trotz dieser Zuversicht beginnt Katharina Rogenhofer ihren Vortrag allerdings mit teils schockierenden Zahlen des Weltklimarates von 2018 zur Klimaerwärmung. Damit will sie die Dringlichkeit klarmachen. Sie führt die drohende Katastrophe drastisch vor Augen: Eine Erhitzung der Erde um 1,7 Grad bedeutet, dass die Hälfte der Weltbevölkerung – Milliarden von Menschen – von lebensbedrohlichen Auswirkungen betroffen sein wird.

Küstenmetropolen wie Shanghai oder New York wären betroffen, aber auch Staaten am Meer, wie die Niederlande oder Bangladesch. Derzeit steuern wir auf eine Erderwärmung um bis zu vier Grad bis Ende des Jahrhunderts zu – trotz aller Maßnahmen, die derzeit ergriffen werden.

Viele Teufelskreise werden in Gang gesetzt

Gewisse Auswirkungen sieht man jetzt schon: Waldbrände etwa sind siebenmal so häufig wie noch 1950. Es gibt viele Teufelskreise, die in Gang gesetzt werden könnten. Etwa dass Permafrostböden, das sind ständig gefrorene Böden, z.B. in den Alpen auftauen könnten. Dann setzen diese Methan frei, ein wie CO2 klimawirksames Treibhausgas. Dadurch wird es heißer, dadurch taut noch mehr Permafrostboden auf – und es wird noch heißer. Dadurch verliert der Mensch die Kontrolle komplett.

Kluft zwischen politischen Reden und der Umsetzung

Die Fakten liegen alle am Tisch, sagt Katharina Rogenhofer, aber es hapert an der Umsetzung durch die Politik. Da wird viel versprochen und angekündigt, aber wenig getan. Rogenhofer zeigt anhand persönlicher Erfahrungen auf, wie heuchlerisch teilweise Politiker und Manager bei diversen Gipfeln agieren. Der Unterschied zwischen dem, was in den Konferenzräumen gesagt wird und dem, was außerhalb der Räume Wichtigkeit hat, sei riesengroß.

Bei den Gipfeln hat Katharina Rogenhofer allerdings durch das Zusammentreffen mit den Aktivist*innen vor den Konferenzräumen mitbekommen, dass die Klimakrise eine zutiefst menschliche Angelegenheit ist. Dort habe sie gemerkt, dass es mehr brauche als diese Treffen auf hoher Ebene, die seit Jahrzehnten nichts bewirkt haben – es braucht laut Rogenhofer den Druck von unten, es brauche Menschen, die aufstehen, die politisch sind und laut werden. Da hat sie „Fridays for Future“ nach Österreich gebracht.

Katharina Rogenhofer
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Studie: Klimaaktivisten bewegen etwas

Eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien belegt, dass diese Bewegung auch tatsächlich etwas bewirkt: Dabei wurde die Klimagesetzgebung vor der Gründung der Bewegung mit jener danach flächendeckend in verschiedenen Staaten verglichen. Mit dem Ergebnis, dass diese Gesetzgebung immer ambitionierter geworden ist – egal welche Partei in welchem Land gerade an der Macht war.

Wissenschaftlich gesehen ist es für Katharina Rogenhofer offensichtlich: Die Wende kann noch gelingen, aber es braucht ein drastisches Umkehren. Die Politikerinnen und Politiker müssten tiefgreifende Veränderungen angehen. Sich nur einen grünen Anstrich zu geben – das reicht nicht mehr.

Reduzierung der Treibhausgase: Österreich hinten

Gerade bei uns in Österreich müsste noch sehr viel passieren, sagt Katharina Rogenhofer. Österreich hat es etwa seit 1990 nicht geschafft, die Treibhausgase zu reduzieren. Und ist damit – mit vier weiteren Staaten – unter den Schlusslichtern der EU. Es gebe – sagt Rogenhofer – auch keinen Maßnahmenplan der Regierung und keine national verbindlichen Klimaziele, wie das anders werden soll.

Es gäbe noch ganz viele Möglichkeiten, wo man wirksam ansetzen könnte: Rogenhofer liefert in ihrem Vortrag neue Ideen für die Themen Energie, Gebäude, Mobilität, oder Raumplanung und sie macht konkrete Vorschlage, die Natur betreffend: Moore renaturieren, Flüsse an die Oberfläche holen und renaturieren, Grünflächen schaffen, Bäume pflanzen – all das senkt den CO2-Wert.

Grundrecht auf eine intakte Natur gefordert

Rogenhofer spricht aber auch ein Umdenken der Wirtschaft an: Weniger Ressourcen verbrauchen, und die Dinge, die wir produzieren, so zu produzieren, dass sie lange haltbar, reparierbar, wieder verwendbar und recyclebar sind. Letztendlich fordert Umweltaktivistin Katharina Rogenhofer auch ein Grundrecht auf eine intakte Natur in die Verfassung festzuschreiben. Dann sind die regierenden auch in der Pflicht, etwas dafür zu unternehmen.

Die Umweltaktivistin hat 2021 gemeinsam mit dem Physiker und Philosophen Florian Schlederer das Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ geschrieben, das zum Bestseller wurde. Darin schlägt sie einen Green New Deal vor. Soziales und Ökologisches müssten dabei mehr zusammengedacht werden, sagt Rogenhofer.

Umverteilung des Vermögens

Da ist man derzeit von einem Gleichgewicht noch weit weg – wenn man etwa daran denkt, dass die reichsten zehn Prozent der Welt für die Hälfte der weltweiten Emissionen seit 1990 verantwortlich sind. Für Katharina Rogenhofer ist das nachvollziehbar, wenn man an die Privatjets, mehreren Autos oder Ferienwohnungen denkt. Es braucht ihrer Ansicht nach also auch eine Umverteilung des Vermögens.

Musik in der Sendung:
Peter Gabriel – Here comes the Flood
Regina Spector – Ballade of a Politician
Louis Armstrong – What a wonderful world
Paul Mc Cartney – Despite repeated Warnings

Überzeugen möchte die Umweltaktivistin vor allem mit der Vision einer besseren Welt. Eine schöne, nachhaltige und gesunde Zukunft ist ihrer Ansicht nach möglich. Schließlich könne das Leben ein so lustvolles und schönes sein. Dafür lohnt es sich all die nötigen Veränderungen anzugehen. Zumindest der Dialog darüber ist in Fahrt gekommen. Katharina Rogenhofer setzt viel Hoffnung in uns.