Wir alle googeln täglich am Computer und am Handy, wir bestellen im Internet, wir sind auf Facebook und in anderen Sozialen Medien. Zudem hat die Pandemie die digitale Welt noch mehr in unsere Wohnzimmer geholt: Home-Office und Home-Schooling inklusive. Die modernen Technologien erleichtern aber nicht nur unseren Alltag, sie verunsichern auch viele.
Sendungshinweis: „Focus – Themen fürs Leben“ bei ORF Radio Vorarlberg, 5. Februar 2022, 13.00 bis 14.00 Uhr
Dass man keine Angst vor der Digitalisierung haben muss, weil wir Menschen es ja sind, die es in der Hand haben, etwas Sinnvolles daraus für die Zukunft zu machen, vermittelt der Vortrag von Harald Pichler, der Ende 2020 von „Pro Mente Vorarlberg“ im Kulturhaus Dornbirn veranstaltet wurde.
Die Zukunft hängt vom Menschenbild ab
„Künstliche Intelligenz, Algorithmen, selbstfahrende Autos – das sind wichtige Themen, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen und uns als Gesellschaft beschäftigen. Ebenso wichtig für unsere Zukunft sind jedoch die Fragen des menschlichen Miteinanders. Die Zukunft der Menschheit hängt vor allem von unserem Menschenbild ab. Nicht nur Technologien entscheiden, wie wir künftig leben werden, sondern auch unsere Fähigkeit, wertschätzend und menschenwürdig miteinander umzugehen.“ (Harald Pichler)
Zur Person:
Dr. Harald Pichler ist selbstständiger Unternehmensberater, Naturwissenschafter und Autor. Zunächst war er in der Forschung tätig, dann 15 Jahre lang Manager in der Futtermittel- und Pharmaindustrie. Harald Pichler befasst sich seit gut 20 Jahren mit der Lehre Viktor Frankls rund um den Sinn und leitet am Viktor-Frankl-Zentrum Wien den Bereich „Wirtschaft.Arbeit.Sinn“. Zudem lehrt er an der FH Wiener Neustadt.
Künstliche Intelligenz ist kein Bewusstsein
Der Begriff der künstlichen Intelligenz ist vielen geradezu unheimlich. Intelligenz bedeutet allerdings nichts anderes als die Fähigkeit, Probleme zu lösen. So gesehen ist jeder Taschenrechner eine Art künstlicher Intelligenz.
Man könnte bei der „künstlichen Intelligenz“ an Roboter denken, die ein Eigenleben entwickeln oder die zumindest gewisse Jobs unnötig machen und diese ersetzen. Harald Pichler stellt klar: das wäre nicht künstliche Intelligenz, sondern künstliches Bewusstsein. Dabei ist noch nicht mal ausreichend erforscht, was menschliches Bewusstsein ist.
Neben allen technologischen Zukunftsfragen sollten wir uns deshalb auch damit beschäftigen, welche Fähigkeiten und Potenziale wir als Menschen haben, um die Zukunft zu gestalten. Dr. Harald Pichler zeigt auf, wie wichtig es ist, dass wir Menschen uns in dieser modernen Welt unseres Menschseins bewusst werden.
Viktor Frankls Lehre zum Sinn
Neben der Digitalisierung braucht es auch eine sinnorientierte, menschenwürdige Gestaltung der Arbeitswelt, sagt Unternehmensberater Pichler. Er greift dabei auf das Menschenbildnis nach Viktor Frankl zurück und auf dessen Lehre zum Sinn. Viktor Frankls Menschenbild hat nämlich nicht an Aktualität verloren, gerade nicht in einer komplizierteren, digitalisierten Welt.
Gute Geschichten statt Schreckensvisionen
Um unser Leben und unsere Zukunft sinnvoll und positiv zu gestalten brauchen wir – sagt Dr. Pichler – auch positive Geschichten. Erfolgsgeschichten statt Schreckensvisionen. Wir Menschen glauben an Geschichten. Und die müssen gut sein, damit wir etwas zum Guten verbessern. Die Erwartungshaltung hat massiv Einfluss darauf, wie etwas sein wird, oder wie sich Menschen verhalten werden.
Keine Angst also vor der Digitalisierung und ihren Gefahren, sagt Harald Pichler. Eine positive Vorstellung davon, was man mit den neuen Technologien umsetzen und sinnvoll bewirken will, wird einen positiven Weg in die Zukunft weisen.