„Die Aufteilung der Hausarbeit und der Kinderbetreuung ist eine der größten Gefahren für eine Beziehung“, sagt der Geschlechterforscher Erich Lehner.
Focus-Sendung zum Nachhören
Sendungshinweis:
„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg,
Samstag, 18. Juli 2020, 13.00 bis 14.00 Uhr. Es handelt sich um eine Wiederholung der Sendung vom 11. Jänner 2020.
Lehner spricht darüber, wie veränderte Rollenbilder von Frauen und Männern auf Beziehungen wirken und welche Schlüsse sich daraus für die Zukunft des Zusammenlebens ziehen lassen. Lehner hat Theologie, Psychologie und Pädagogik studiert. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Männer- und Geschlechterforschung. Anlässlich des 40-Jahr Jubiläums des Ehe- und Familienzentrums sagt er, warum sich die traditionellen Rollenbilder ändern müssen.
Warum plädiert Erich Lehner für eine neue Form der Aufteilung der Arbeit zwischen Mann und Frau? Wissenschaftliche Studien, sagt er, belegen, dass es nötig ist. Es gibt in Österreich nach wie vor den vollzeiterwerbstätigen Vater und die teilzeiterwerbstätige Mutter. Die Lasten von Erwerbsarbeit und Hausarbeit sind ungerecht verteilt.
Leben in Fülle bewahren
Die Qualität der Beziehung ist laut Studien am höchsten, wenn noch keine Kinder vorhanden sind. Wenn Kinder kommen, trübt das die Beziehung. Wenn die Kinder das Haus verlassen, erleben die meisten Frauen das als Tiefpunkt, danach erholt sich die Beziehung wieder. Für Männer wie für Frauen würde sich eine gerechtere Aufteilung von Erwerbs- und Hausarbeit sowie bei der Kindererziehung positiv auswirken. „Je länger eine Beziehung dauert, desto unzufriedener werden viele Frauen – das sollte uns zu denken geben. Männern dagegen würde weniger Stress und Arbeit im Job gesundheitlich gut tun. Es geht darum, dass alle Menschen das Leben in Fülle haben.“ Eine Aufteilung der Eltern bei der Kindererziehung hat enorme Auswirkungen für die Kinder, sagt Erich Lehner: „Die Kinder können ihre Intelligenz besser entwickeln, gemeinsame Erziehung fördert die schulische Bildung.“
Wie kann nun eine Partnerschaft gelingen? Das ist harte Arbeit an der Beziehung, sagt der Referent. Was in der katholischen Kirche nicht möglich ist, sollte es werden, sagt Lehner. Ein Scheitern einer Beziehung, eine Trennung oder Scheidung muss möglich sein, die Kirche muss dafür Vorgangsweisen entwickeln, fordert der studierte Theologe und Psychologe.
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