Doris Wagner
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Focus

Katholische Kirche: Spiritueller Missbrauch

Weltweit wird das Selbstbestimmungsrecht der Menschen durch die katholische Kirche missachtet, sagt die Theologin und Philosophin Doris Wagner. Sie hat jahrelang in einer Ordensgemeinschaft gelebt und am eigenen Leib geistlichen Missbrauch erlebt, bevor sie den Absprung geschafft hat.

Sendungshinweis
„Focus“ – Themen fürs Leben bei ORF Radio Vorarlberg
Allerseelen, 21. Dezember 2019, 13.00 bis 14.00 Uhr

Seither hat Doris Wagner mit vielen Menschen gesprochen, die Ähnliches durchgemacht haben. Wagner hat nach ihrem Austritt Theologie und Philosophie studiert.

Geistlichen Missbrauch, sagt Wagner, könne man analog zu sexuellem Missbrauch sehen. Ein geistlicher Akt wird einem Menschen aufgezwungen. Ein Mensch befindet sich in spiritueller Not, ihm wird nicht geholfen. Das Leben hat für ihn keinen Sinn mehr, er kann sich nicht fangen und bräuchte jemanden, der ihm sagt: “Du bist nicht wertlos.“ Den gibt es aber nicht.

Die Sendung zum Nachhören:

„Geistlicher Missbrauch führt immer in geistliche Not“

Doris Wanger unterscheidet drei Stufen des geistlichen Missbrauchs, die aufeinander aufbauen: Geistliche Vernachlässigung, Manipulation und Verführung als schlimmste Form des geistlichen Missbrauchs. Die wenigsten Menschen erholen sich wieder, sagt die Theologin, sie knabbern noch Jahrzehnte danach an dem Erlebten und fragen sich: „Warum hast Du das alles mit Dir machen lassen?"

„Die einzige Chance gegen geistlichen Missbrauch wäre hinzuschauen und aufzuklären, doch derzeit gibt es zu wenig Aufarbeitung, zu wenig ernsthafte Konsequenzen“, sagt Wagner.

Buchhinweise:

  • „Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche“, Herder Verlag
  • „Nicht mehr ich, Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau“, Knaur Verlag