Mehr Ärzte als Aufwertung des Spitalssystems

Wegen der Verkürzung der Arbeitszeit für Spitalsärzte braucht es 100 zusätzliche Ärzte im Land. Der Chefarzt des Landeskrankenhauses Bregenz, Christian Huemer, sagte im Samstaginterview von Radio Vorarlberg, dadurch sei eine große Aufwertung im Spitalssystem zu erwarten.

Christian Huemer

ORF

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Das Interview mit Christian Huemer führte Ines Hergovits-Gasser.

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Es würden wieder zusätzliche medizinische Spezialisten in die Spitäler kommen, die mehr Zeit für ihre Patienten haben werden, sagte Huemer. Huemer ist Mitglied der Arbeitsgruppe, die sich mit der Umsetzung der Arbeitszeitverkürzung der Spitalsärzte für Vorarlberg beschäftigt. Bis 2021 sollen die Arbeitszeiten der Ärzte schrittweise auf EU-konforme 48 Wochenstunden gebracht werden. Durch die stufenweise Arbeitszeitverkürzung für die Spitalsärzte von bisher 72 Wochenstunden auf 48 müssen innerhalb der nächsten sieben Jahre allein für Vorarlberg etwa 100 zusätzliche Ärzte eingestellt werden. Das kostet den Spitalserhalter einige Millionen Euro mehr.

Kontinuität für Patienten soll gewährleistet werden

Dass diese Anpassung ihre Zeit brauche, sei durchaus sinnvoll, sagte Huemer, es brauche ein behutsames und dadurch auch stufenweises Vorgehen. Dass es eine Anpassung der Arbeitszeiten brauche, sage er bereits seit Jahren. Es würden jeden Tag Anstrengungen unternommen, dass es keine Ärzte gebe, die sich vor lauter Übermüdung fast nicht auf den Beinen halten könnten, wie der Sozialminister es formuliert habe: Etwa würden moderne Arbeitszeitmodelle ausprobiert, es gebe Spätdienste und Unterstützung durch Nichtfachärzte. Eine Frage, der auch viel Augenmerk gewidmet werde, sei, wie durch häufigere Dienstwechsel Kontinuität in der Patientenbetreuung gewährleistet werden könne. Der Patient solle nicht den Eindruck erhalten, er werde von einem Arzt zum anderen weitergereicht. Auch für Abteilungsbesprechungen zwischen den Ärzten würden neue Strategien erprobt.

Er sei überzeugt davon, dass das neue System für Leistung und Angebot nur Positives bringen werde. Medizin sei sehr stark Wissen, und Medizin sei dann gut, wenn die Ärzte, die die Patienten behandeln, gute Ärzte sind. Dann erst kämen die Ressourcen und instrumentellen Ausstattungen. Die Chance, auch mit mehr Ärzten mehr kompetente Leute in ein Krankenhaussystem Vorarlberg zu bringen, sei eine wichtige Chance. Er hoffe, dass es damit auch wieder mehr Leute gebe, die Experten seien, und auch mehr Zeit hätten, ihr Wissen anzuwenden.

Keine Gehaltseinbußen für Ärzte

Dass es Schwierigkeiten geben könnte, in Zeiten des Ärztemangels zusätzliche 100 Ärzte zu rekrutieren, glaubt er eher nicht. Es seien in den vergangenen zwei Jahren große Anstrengungen im Bereich der Ärzterekrutierung unternommen worden, fast gebe es schon eine Überbesetzung in den Krankenhäusern. Besonders viele Bewerbungen gebe es von Turnusärzten. Die Spitalsärzte müssen aufgrund der zukünftigen Arbeitszeitverkürzung nicht mit Gehaltseinbußen rechnen. Würde sich die verkürzte Arbeitszeit auf negativ auf das Gehalt auswirken, würde die Suche nach neuen Ärzten erheblich erschwert, ist Huemer überzeugt.

Übergewicht im Kindesalter als Risikofaktor

Der ORF widmet Herz und Kreislauf ab Samstag den Schwerpunkt „Unser Herz“. Zu dieser Thematik sagt Kinderheilkundler Huemer, Übergewicht im Kindesalter sei ein klarer Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen. Bereit ein Zehntel der jungen Patienten habe Übergewicht, 25 Prozent der übergewichtigen Kinder hätten schon eine Fettleber. In Vorarlberg gebe es rund 7.000 übergewichtige Kinder. Es sei wichtig, bereits im Kindesalter richtige Ernährung und Bewegung zu erlernen.

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