Gesamtschule: Opposition kritisiert Wallner

Die Vorarlberger Opposition hat am Mittwoch im Landtag Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) in Sachen Gesamtschule ein Doppelspiel vorgeworfen. Zum einen setze sich Wallner in der Bundes-ÖVP nicht durch, zum anderen könnten seine Vorstöße bloße Wahlkampftaktik sein, so die Kritik.

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Die SPÖ machte die Gemeinsame Schule in der „Aktuellen Stunde“ zum Thema und hielt dem Landeshauptmann vor, mit seiner Unterschrift unter das Koalitionsübereinkommen auf Bundesebene einen „riesigen Fehler“ gemacht zu haben. Denn schließlich würden darin weder die gemeinsame Schule noch ein Modell-Versuch dazu mit einem Wort erwähnt. „Ich kann Sie in dieser Frage nicht ernst nehmen“, meinte die Abgeordnete Gabriele Sprickler-Falschlunger.

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Im Video zu sehen: Katharina Wiesflecker, (Grüne), Michael Ritsch (Klubobmann, SPÖ), Markus Wallner (Landeshauptmann, ÖVP), Silvia Benzer (FPÖ), Gabriele Sprickler-Falschlunger (SPÖ), Matthias Kucera (ÖVP); Beitrag von Jürgen Peschina, Manfred Abel, Gernot Kutzer

Grüne: Zweifel an Ernsthaftigkeit der Bestrebungen

Katharina Wiesflecker (Grüne) zweifelte ebenfalls an der Ernsthaftigkeit von Wallners Bestrebungen, Schritte in Richtung Gesamtschule zu setzen. Möglicherweise wolle er angesichts der Vorarlberger Landtagswahl im heurigen September nur nicht im „ÖVP-Bildungsblockierer-Eck“ stehen. Das Problem sei, dass man viel Zeit verliere und schon verloren habe, so Wiesflecker. Dabei gebe es wichtige pädagogische und sozialpolitische Argumente, warum die gemeinsame Schule eingeführt werden müsse - darauf reagiere Wallner einfach nicht.

Sprickler-Falschlunger (SPÖ): Projekt als Verzögerung

Auch SPÖ-Abgeordnete Gabriele Sprickler-Falschlunger sieht im Forschungsprojekt nur ein weiteres Verzögern der ÖVP. Angesichts dessen, dass man bereits Jahre und Jahrzehnte über die gemeinsame Schule diskutiere und dann ein Forschungsprojekt ansetze, dessen Ergebnis erst im Jahr nach der Wahl präsentiert werde und bei dem man fast die wichtigsten Player - nämlich die Lehrer - nicht befragt hätte, käme sie sich verschaukelt vor.

Benzer (FPÖ) will „Vorarlberg-Agenda“

FPÖ-Bildungssprecherin Silvia Benzer forderte die Erarbeitung und Umsetzung einer „Vorarlberg-Agenda“, es brauche ein „Gesamtpaket von Null bis Ende der Pflichtschulzeit unter der Einbindung aller“.

Benzer machte deutlich, dass sie genug von der sich im Kreis drehenden Debatten über eine gemeinsame Schule habe. Daran ändere auch das derzeit laufende Forschungsprojekt zur Schule der Zehn- bis 14-Jährigen nichts. Mit der ÖVP komme man in punkto gemeinsame Schule hier im Land einfach nicht weiter. Auch der Versuch von Wallner, eine sogenannte „Westachse“ zu bilden, sei scheinbar nicht tragbar und werde auch nicht wirklich gelebt, so Benzer.

Wallner: Weiterentwicklung „ohne Denkverbote“

Wallner erklärte, man wolle die gemeinsame Schule sicherlich nicht mit der Brechstange einführen, wie das von der Opposition gefordert werde. Das müsse gemeinsam mit der Bevölkerung, den Schülern und den Eltern gemacht werden.

Wallner unterstrich zudem, dass er sich voll und ganz zu den im Regierungspakt vereinbarten Bildungspunkten bekenne, „da gibt es einige wesentliche Ansätze“. Umgekehrt schließe das Regierungsübereinkommen natürlich nicht aus, dass ein Bundesland eine Modellregion verlangen könne. „Ich bin sehr dafür, dass wir uns ohne Denkverbote ergebnisoffen weiterentwickeln“, stellte Wallner zum wiederholten Mal fest. Eine allfällige Einführung der gemeinsamen Schule dauere aber Jahre und werde in Vorarlberg wenn, dann nicht mit der Brechstange, sondern unter Einbeziehung von Lehrern, Eltern und Schüler erfolgen.

Mennel und Frühstück: Land in Bildungsfragen aktiv

Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) und ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück erklärten, dass sich „im Bildungsbogen sehr viel bewegt“. Wallner lasse die offene Diskussion zu, das Land sei aktiv. „Es wäre aber ein Fehler, eine Modellregion einzurichten, ohne die Ergebnisse des Vorarlberger Forschungsprojekts abzuwarten“, sagte Frühstück. Mennel betonte, sie lasse sich das bis 2015 angesetzte Forschungsprojekt nicht schlecht reden. An anderen Orten gut funktionierende Modelle könnten nicht einfach auf Vorarlberg übergestülpt werden.

ÖVP-Abgeordnete mit Wahlslogan-Ansteckern

Nicht nur inhaltlich, sondern auch am Erscheinungsbild der ÖVP-Abgeordneten zeigte sich am Mittwoch im Landtag, dass der Wahlkampf scheinbar schon begonnen hat: Alle trugen gelb-schwarze Anstecker mit der Aufschrift "Vor allem. Vorarlberg.“ – dem Wahlslogan der ÖVP. SPÖ-Abgeordnete Sprickler-Falschlunger kritisierte, dass solche Wahlwerbung im Landtag nichts verloren hätte.

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