Geothermieprojekt in St. Gallen wird fortgeführt

Der Stadtrat St. Gallen hat Dienstag entschieden, das Geothermieprojekt weiterzuführen. Nachdem die Bohrungen am 20. Juli unerwartet ein Erdbeben ausgelöst hatten, war das Projekt vorzeitig gestoppt worden.

Es sei trotz der Risiken klar entschieden worden, das Projekt fortzusetzen, sagt der politisch verantwortliche Stadtrat Fredy Brunner. Es geht nun also weiter, allerdings gebe es Modifikationen, sagen Brunner und der Verantwortliche des Geothermieprojekts, Marco Huwiler.

Die erste Bohrphase soll in den kommenden Wochen abgeschlossen werden, danach wird die Bohranlage abgebaut und das Bohrloch konserviert. Die aus der abgeschlossenen ersten Projektphase gewonnenen Erkenntnisse sollen Aufschluss über den weiteren Verlauf des Projekts geben. Ein Projektabbruch ist nach wie vor und jederzeit möglich. Das würde die Stadt St. Gallen 45 Millionen Franken kosten. Neuerliche Erdbeben können laut Experten nicht ausgeschlossen werden. Das Risiko, mit den Bohrarbeiten weitere Erschütterungen auszulösen, nehme der St. Galler Stadtrat in Kauf.

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Video: Beitrag von Stefan Krobath, Holger Weitze und Gernot Kutzer. Sie sehen Stadtrat Fredy Brunner und Projektverantwortlichen Huwiler.

Interesse auch in Vorarlberg

Auch in Vorarlberg ist man an der Energiegewinnung aus Thermalwasser-Vorkommen, also Geothermie oder Erdwärme, interessiert. Erste Bohrungen könnten jedoch frühestens in drei Jahren beginnen.

Erdbeben nach Druckanstieg

Vor gut einem Monat hatte in der Region am Bodensee die Erde mit einer Stärke von 3,5 gebebt. Grund für den unerwartet starken Erdstoß waren die Arbeiten im Bohrloch in 4.450 Metern Tiefe. Dort war es am Tag zuvor während Vorarbeiten für Pumptests zu einem gefährlichen Gaseinbruch gekommen. Um unter anderem eine Explosion der Bohranlage zu verhindern, wurden rund 650 Kubikmeter Wasser und schwere Bohrflüssigkeit ins Loch gepumpt. Danach kam es zu einer Reihe immer stärkerer Beben. Die Bohrarbeiten wurden sofort gestoppt. St. Gallen: 120 Schadensmeldungen nach Erdbeben

Nach dem Erdbeben, das bis in den Bodenseeraum zu spüren war, haben Expertenteams Gutachten erstellt. Parallel zu den Auswertungen der Seismologen hat das Team vor Ort das Bohrloch, in das unerwartet Gas eingetreten war, wodurch das Beben ausgelöst wurde, stabilisiert.

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Video: Der St. Galler Stadtrat Fredy Brunner hat Stefan Krobath über das Projekt, Gründe für dessen Fortführung und Risiken berichtet.