Bürger suchen Lösungen für bessere Schulen

Der fünfte landesweite Bürgerrat hat Ideen zum Thema Bildung ausgearbeitet. Sie wurden nun präsentiert. Besonderes Gewicht eingeräumt wurde den Aufgaben der Lehrer. Es wurde aber auch gefordert, dass sie entsprechend entlohnt werden sollen.

Bürgerräte sind eine noch ziemlich junge Einrichtung in der Vorarlberger Politik. Abseits von Wahlen oder Volksabstimmungen werden so die Bürger in den politischen Entscheidungsprozess eingebunden. Vor zwei Wochen hat der mittlerweile fünfte landesweite Bürgerrat getagt und ein Wochenende lang über das Thema Bildung nachgedacht. 21 zufällig ausgewählte Personen, wohnhaft zwischen Lochau und Lech, 19 bis 68 alt, waren dabei.

Freitagabend hat der Bürgerrat im Feldkircher Pförtnerhaus seine Überlegungen in einem öffentlich zugänglichen „Bürgercafe“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Die präsentierte Palette an Ideen war eine sehr breite. Besonderes Gewicht eingeräumt wurde den Aufgaben der Lehrer.

Forderungen an und für Lehrer

Eines dürfte in Bildungsfragen klar sein: Ohne eine gute Beziehung zwischen Lehrer und Schüler dürfte es nicht gehen. Darauf legt auch der Bürgerrat zum Thema Bildung Wert. Für Andreas Marosch, Mitglied des Bürgerrates, folgt daraus folgendes: Wie der Lehrer den Grundschüler fördert, so wird sich auch unsere Bildung verändern. Wer als Kin erkenne, dass Bildung Spaß bedeute, für den werde Bildung auch ein lebenslanger Begleiter sein.

Lehrerinnen und Lehrer sollen aber nicht nur Wichtiges leisten, sondern etwas von der Gesellschaft zurückbekommen, sagt Marosch. Der Lehrerberuf sollte dringend wieder angesehen und auch besser bezahlt werden. Das Ansehen sollte seiner Ansicht nach auch durch Kampagnen unterstützt werden. Aber auch Geld ist durchaus ein Thema, meint auch Bürgerrat Markus Konzett. Gerade Grundschullehrer verdienen sehr wenig und könnten von ihren Gehältern nur schwer eine Familie erhalten.

Landesrätin für Gleichstellung bei Gehältern

Das geht ein Stück weit gegen die Bundes-ÖVP. Die hat sich in dieser Woche von einem einheitlichen Gehaltsschema für alle Lehrer verabschiedet; Pflichtschullehrer sollen auch künftig weniger verdienen als ihre Kollegen etwa an Gymnasien. Dazu sagte Schul-Landesrätin Bernadette Mennel, ebenfalls ÖVP, gegenüber Radio Vorarlberg: Es werde eine neue Pädagoginnenausbildung geben. Dann gebe es auch gleichgestellte Lehrpersonen, und diese sollten dieselben Gehälter erhalten. Mennel fordert also, dass es keine Benachteiligung für Pflichtschullehrer geben soll, und stellt sich gegen die Parteilinie der Bundes-ÖVP; sie werde diese ihre Meinung parteiintern auch „deponieren“.

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Videobeitrag von Jürgen Peschina, Reinhard Mohr, Andreas Furxer; zu sehen: Andreas Marosch ( Bürgerrat), Monika Paterno (Jugendinformationszentrum), Markus Konzett (Bürgerrat), Bernadette Mennel, Winfried Gerstgrasser und Erich Grabher (Bürgerräte), Markus Wallner.

Stärken stärken

Der Bürgerrat hat auch Ideen entwickelt, wie man Schülern das Lernen noch mehr als bisher schmackhaft machen kann. Bisher gehe zu viel Energie in das Ausmerzen von Schwächen, anstatt in den Ausbau von Stärken, sagt Winfried Gerstgrasser. Sein Vorschlag: Nach der Grundschule sollte jeder Schüler ein Fach aussuchen dürfen, für das er nicht benotet werde und wo er auch nicht durchfallen könne. Wenn einer Sozialarbeiter wird, wozu braucht er dann Integralrechnung, fragt Gerstgrasser.

Bildung ist nicht nur Sache der Schule

Für ganz wichtig erachteten mehrere Mitglieder des Bürgerrates, dass das Thema Bildung nicht gänzlich an die Schule abgeschoben werde; gefordert seien - natürlich - auch die Eltern, wie Markus Konzett sagt: Er würde einen Elternführerschien befürworten. Für vieles sei ein Eignungsschein nötig, aber für etwas derart Wichtiges wie Elternschaft nicht.

Aber auch Schule und Familie zusammengenommen dürfe man nicht mit Bildung allein lassen, es komme auf das gesamte Umfeld eines Kindes an - für Bildung brauche es ein ganzes Dorf, war eine der Thesen, die der Bürgerrat entwickelt hat.

Bürgerrat Helmut Wolf wies darauf hin, dass das Thema Bildung mit dem Ende der Schulzeit oder mit dem Berufseintritt nicht aufhört. Auch bei Älteren, welche etwa ihren Beruf verloren hätten, sei es wichtig, Stärken zu stärken.

Wallner: „Inhalt, nicht Struktur“

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) äußerte sich angetan über den Verlauf der Diskussion. Es sollte der Politik zu denken geben, sagte er, dass hier in erster Linie über inhaltliche Fragen diskutiert worden sei und nicht über Fragen der Struktur, in denen sich die Politik verheddere.

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