Hochwasser: Einsatzkräfte proben Ernstfall

Am Freitagmorgen hat die zweitägige Hochwasserübung entlang des Rheins begonnen. Gegen 14.00 Uhr wurde der Zivilschutzalarm ausgelöst. Mit der Übung soll vor allem die Kommunikation optimiert werden.

Um 9.00 Uhr am Freitagvormittag startete entlang des Rheins die bisher größte Hochwasserübung Vorarlbergs. Sie ist auf zwei Tage ausgelegt und endet am Samstag um 12.00 Uhr. Das Land Vorarlberg, die Bezirkshauptmannschaften und elf Rhein-Anliegergemeinden beteiligen sich daran. Bei der Übung geht es vor allem darum, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Einsatzstäben zu erproben - sei es im Landhaus, in den Gemeinden oder Bezirkshauptmannschaften.

Hochwasser-Katastrophenübung

Im Rahmen einer bis Samstag andauernden Katastrophenübung wird zwischen Bodensee und Feldkirch das richtige Vorgehen bei Hochwasser geprobt.

Wichtig ist auch die Information der Öffentlichkeit, die Vorarlberger Medien werden deshalb in die Übungen eingebunden. Die Landespressestelle informiert Freitag und Samstag laufend über das fiktive, herannahende Hochwasser - unter anderem in den sozialen Medien.

Zivilschutzalarm am Freitag

Bei der Übung wird davon ausgegangen, dass der Rhein stetig ansteigt. Im Rheinvorland wurden am Freitagvormittag erste Maßnahmen getroffen, etwa die Sperre von Radwegen oder das Wegbringen von weidendem Vieh. Am ersten Übungstag geht es vor allem darum, dass sich die verschiedenen Einsatzstäbe untereinander über die Gefahrensituation austauschen.

Da das Szenario möglichst real sein soll, wurde am frühen Freitagnachmittag der Zivilschutzalarm ausgelöst, wie es im Katastrophenschutzplan vorgesehen ist. In den betroffenen Gemeinden waren die Sirenen drei Minuten lang durchgängig zu hören. Alarmiert wurde auch per SMS, Smartphone-App oder über Social Media-Kanäle.

Evakuierungen werden am Samstag geprobt

In fünf Gemeinden werden am Samstagvormittag auch Evakuierungsübungen durchgeführt. Ziel der Übung ist es, nicht nur die Kommunikation unter den Einsatzleitern, der Gemeinden, des Landes und der Presse zu überprüfen, sondern auch die Bevölkerung für den Ernstfall Rheinhochwasser zu sensibilisieren.

  • Höchst – Benevit-Pflegeheim
  • Lustenau – Betreute Personen aus Privathäusern evakuieren
  • Götzis – Evakuierung eines Pferdestalls
  • Hohenems – Notquartier wird evakuiert
  • Altach – Angehörige von Einsatzkräften werden evakuiert
Hochwasser Übung

ORF

Der Einsatzstab der Hochwasserübung ist in der Landeswarnzentrale untergebracht.

Im Zuge der Übung wird auch ein neues Alarmierungssystem vom Austrian Institute of Technology, getestet, das in ganz Österreich zum Einsatz kommen soll.

Der Detaillierte Ablauf der Übung

Bei einer prognostizierten Abflussmenge von mehr als 2.500 Kubikmetern pro Sekunde wird die erste Warnung („Aufmerksamkeitsphase“) mittels eines dreiminütigen Sirenensignals ausgegeben. Derzeit fließt der Rhein mit gerade mal 500 Kubikmetern pro Sekunde.

Verschärft sich die Lage weiter, dann teilen die Einsatzleitungen den Übergang in die „Vorbereitungsphase“ mit. Dies geschieht ohne Sirene und wird über Internet und die Medien kommuniziert. In der Vorbereitungsphase werden Schulen, Kindergärten oder Kinderbetreuungen geschlossen – die Kinder müssen Zuhause bleiben. Die Einsatzleitung ordnet in dieser Phase die Evakuierung von Menschen, die sich in Pflege befinden, an. Das Übungsszenario am Freitag und Sonntag sieht derartige Evakuierungen vor.

Rhein Hochwasserübung

Land Vorarlberg

Wenn die Gefahr einer Überflutung bestimmter Bereiche weiter zugenommen hat, kann es zu einer Evakuierung kommen. Der eigentliche „Alarm“ für die Bevölkerung („Evakuierungsphase“) wird dann wieder mittels eines Sirenensignals (auf- und abschwellend, eine Minute lang) mitgeteilt – bei einer tatsächlichen Abflussmenge von über 3.100 Kubikmetern pro Sekunde oder bei „Gefahr im Verzug“ (bei Dammbruch). Diese Evakuierungsphase wird nicht mehr geübt werden.

Wallner: Hochwasser jederzeit möglich

Anlass für die Katastrophenübung ist laut Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) das beinahe Hochwasser vor zwei Jahren, als die Wasserpegel des Rheins binnen weniger Stunden gefährlich angestiegen waren. Erst am übernächsten Tag hatte sich die Lage wieder beruhigt - mehr dazu in Hochwasser: Situation hat sich beruhigt.

Hochwasser Übung

ORF

Koordinierte Zusammenarbeit

„Wir nehmen die Gefahr, welche der Alpenrhein mit sich bringt, sehr ernst“, so Wallner und fügt hinzu: „Es ist wichtig, dass wir uns auf diesen Ernstfall entsprechend vorbereiten“. Es sei wichtig, einerseits die Bevölkerung zu sensibilisieren und andererseits die internen Abläufe zu optimieren, erklärt Wallner.

Große Schäden in der Vergangenheit

Rheinhochwasser haben in früheren Zeiten in Vorarlberg häufig schwere Schäden verursacht. Mit der Rheinregulierung im 19. und 20. Jahrhundert gehörten diese der Vergangenheit an. Allerdings sind die Dämme derzeit nur für eine Abflussmenge von 3.100 Kubikmetern pro Sekunde ausgelegt, das entspricht einem alle hundert Jahre vorkommenden Ereignis.

Größere Abflussmengen sind laut Rheinbauleitung jedoch nicht ausgeschlossen und jederzeit möglich, zudem können sich Dammbrüche bereits bei geringeren Wassermengen ereignen. Im Rahmen des internationalen, langfristig angelegten Schutzprojekts „RHESI - Rhein Erholung und Sicherheit“ soll die Abflusskapazität des Rheins auf mindestens 4.300 Kubikmetern pro Sekunde ausgebaut werden.

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