Ärztekammer weist Haller-Kritik zurück

Die Ärztekammer lässt die Kritik von Gerichtsgutachter-Sprecher Reinhard Haller nicht auf sich sitzen. Haller hatte kritisiert, dass die Kammer die Gerichtspsychiater zu wenig unterstütze und dies ein Grund dafür sei, dass es keinen Gerichtspsychiater-Nachwuchs gebe.

In Vorarlberg gibt es nur noch sechs Sachverständige, der jüngste von ihnen ist 61 - mehr dazu in Vorarlberg gehen die Gerichtspsychiater aus. Haller sieht einen Grund für das Nachwuchs-Problem bei der Ärztekammer. Sie seien eine kleine Gruppe und führten in der Kammer ein Außenseiterdasein, im Gegensatz zu Internisten, Chirurgen oder Orthopäden.

„Haller verhandelt selbst mit Ministerium“

Dass die Kammer aber, wie Gutachter-Sprecher Reinhard Haller kritisiert, die Gerichtspsychiater zu wenig unterstütze, weist Ärztekammer-Präsident Michael Jonas zurück: Haller verhandle als Gutachter-Referent der Kammer selbst mit dem Justizministerium, er sei auch selbst für den Nachwuchs zuständig. Die Verantwortung für die jetzige Misere der Kammer umzuhängen, sei daher unfair.

Schlechte Entlohnung für Gerichtspsychiater

Jonas teilt aber die Befürchtung der Gerichtspsychiater, dass der Justiz in vier Jahren keine psychiatrischen Gutachter in Vorarlberg mehr zur Verfügung stehen. Dies habe laut Jonas aber nicht nur mit der schlechten Entlohnung zu tun.

Immer mehr Psychologen statt Psychiater

Die Pauschale von nur 116 Euro für ein psychiatrisches Gerichtsgutachten ist auch für Jonas unhaltbar. Es gebe aber auch generell immer weniger Psychiater, diese seien mit der täglichen Arbeit mehr als ausgelastet. Die Folge: Statt Psychiatern setze die Justiz immer mehr Psychologen, also Nicht-Ärzte, ein. Dass dies die Qualität der Gutachten hebt, glaubt Jonas nicht.