Opposition über Reform: Mutlos und herzlos

Schullandesrätin Mennel ist enttäuscht über die am Dienstag präsentierte Bildungsreform und die Modellregion-Niederlage. Sie hätte sich mehr Mut bei den Verhandlungen gewünscht. Auch die Opposition ist wenig begeistert.

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Bildungsreform präsentierte Dienstagvormittag in Wien die Eckpunkte der Bildungsreform. Demnach kann kein Bundesland flächendeckend eine Modellregion für die gemeinsame Schule werden. Für Vorarlberg ein herber Schlag. Denn zudem muss das Projekt vom Land selbst finanziert werden. Schullandesrätin Bernadette Mennel ist darüber enttäuscht und hätte sich insgesamt von den Verhandlern mehr Mut erwartet, auch aufgrund der Forschungsergebnisse zur Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen in Vorarlberg - mehr dazu in: Vorarlberg will Gemeinsame Schule umsetzen.

Modellregion: Vorbereitungen im Land laufen bereits

In Vorarlberg würden die Vorbereitungen bereits laufen, an einer Projektstruktur werde bereits gearbeitet, und auch ein Stufen- und Zeitplan soll bis Ende des Jahres vorgelegt werden. Die Bildungsreform würde laut Mennel zwar einen ersten Schritt in Richtung Gemeinsame Schule darstellen, für Vorarlberg sei das jedoch zu wenig.

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Schullandesrätin Bernadette Mennel im Gespräch mit ORF-Redakteurin Birgit Hackspiel über die Bildungsreform

Mehr Schulautonomie geplant

Dass die Verwaltung von Lehrern und Gehältern künftig über eine Bund-Länder-Behörde laufe, sei ein Kompromiss, so Mennel. Sie hätte die Verwaltung der Lehrer gerne im Land behalten. Durch die Bildungsreform werde die Verwaltung vereinfacht, und es komme dadurch auch zu gewissen Einsparungen. Wie sich das dann auf Vorarlberg auswirke, muss laut Mennel aber zuerst geprüft werden.

Zufrieden zeigt sich Mennel über die Entscheidung, dass die Schulen mehr Autonomie erhalten: Direktoren können ihre Lehrer künftig selbst aussuchen und Schwerpunkte an den einzelnen Schulen setzen, Lehrer dürfen vom Lehrplan abweichen. Die Elementarpädagogik und die Schuleingangsphase beispielsweise können so einfacher gestaltet werden, das seien wichtige positive Neuerungen, so Mennel, im Sinne der Schüler.

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In Vorarlberg hält sich die Begeisterung über die Bildungsreform in Grenzen. Vor allem die Niederlage bei der Modellregion „Gemeinsame Schule“ ist ein herber Schlag.

Zadra: Reform ist eine Notlösung

Die Vorarlberger Oppositions-Parteien bezeichnen die Bildungsreform als mutlos und halbherzig und zeigen sich wenig begeistert. Für Unmut sorgt vor allem die Tatsache, dass die Modellregion „Gemeinsame Schule“ nicht flächendeckend umgesetzt werden könne. Daniel Zadra, Bildungssprecher von den Grünen, findet dazu klare Worte: Die neue Bildungsreform sei nicht einmal ein Reförmchen sondern eine Notlösung. Die Themen der Zukunft werden laut Zadra damit jedenfalls nicht behandelt.

Anstelle von mutigen Reformen werde lediglich der „rot-schwarze Weg der kleinen Schritte“ fortgeführt, so FPÖ-Landesobmann Dieter Egger. Vom angekündigten großen Wurf ist nicht viel übrig geblieben, sagt auch Sabine Scheffknecht von den Neos. Die Vorarlberger ÖVP habe der Bevölkerung wieder einmal Lösung vorgegaukelt, die sie in den eigenen Reihen nicht durchbringe. Landeshauptmann Markus Wallner und Schullandesrätin Bernadette Mennel seien nun gefordert zu erklären, wie es mit dem Projekt, das ja schon gestartet ist, weitergehen soll, so Gabi Sprickler-Falschlunger von der SPÖ. Der Bund schreibt mit der neuen Bildungsreform vor, dass nur 15 Prozent der Schulen beim Modellversuch mitmachen können. Zudem müssen die Länder die Finanzierung allein tragen.

WK: Pädagogische Konzepte sind zu kurz gekommen

Auch der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft Gerhard Unterkofler ist von der Bildungsreform enttäuscht über die Niederlage bei den Vorarlberger Plänen zur Modellregion „Gemeinsame Schule“. Positiv bewertet Unterkofler, dass die Regierung von den zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden für Lehrer Abstand genommen hat. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg hingegen begrüßt den Fokus auf Frühpädagogik und den Ausbau der Schulautonomie in der Bildungsreform. Für Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein sind aber pädagogische Konzepte zu kurz gekommen.

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