Gewalt in der Familie: Tatausgleich soll fallen

Der Verein Neustart läuft gegen eine geplante Änderung im Strafrechtsgesetz Sturm. Diese sieht vor, dass bei häuslicher Gewalt kein Tatausgleich mehr möglich ist. Das sei falsch verstandener Opferschutz, sagt „Neustart Vorarlberg“-Leiter Winfried Ender.

Gerade im familiären Bereich sei es wichtig, den Opfern diese Wahlmöglichkeit zu lassen und ihnen die Chance zu geben, den Konflikt mit Hilfe von Experten einvernehmlich zu bereinigen, so Ender.

Neuer Gesetzesentwurf

Ein neuer Gesetzesentwurf sieht vor, dass der so genannte Tatausgleich in Fällen von familiärer Gewalt gestrichen wird und es stattdessen zu einer Gerichtsverhandlung kommt.

Die Möglichkeit des Tatausgleichs sollte gerade im familiären Bereich dringend erhalten bleiben, sagt auch Stefan Denifl von der Opferschutz-Einrichtung Weißer Ring. Wenn es zwangsweise zu einem Strafverfahren kommt, würden viele Opfer die Aussage verweigern - was dann häufig zu einem Freispruch des Angeklagten führt. In solchen Fällen sei ein Tatausgleich immer klüger, weil die Interessen des Opfers besser abgedeckt werden. So sieht das auch Ulrike Furtenbach, Leiterin der Gewaltschutzstelle des Instituts für Sozialdienste. Der Täter muss die Verantwortung für sein Handeln übernehmen, das sei ein ganz entscheidender Punkt für das Opfer.

Gewaltberatung: Tatausgleich wird als Chance gesehen

Nicht nur für das Opfer, für den ganzen Familienverband sei der Tatausgleich eine Chance, sagt Arno Dalpra, Leiter der IFS-Gewaltberatung. Viele Familien möchten auch weiterhin zusammenleben, aber eben ohne Gewalt. Dalpra fordert in diesem Zusammenhang eine Gesetzesänderung. Nicht nur die Opfer sondern auch die Täter sollten zeitnahe nach der Tat von psychosozialen Einrichtungen kontaktiert werden können. Dafür müssten aber auch die Daten der Täter weitergegeben werden dürfen. In Vorarlberg passiert das derzeit nur auf freiwilliger Basis. Laut Dalpra erklärt sich ein Drittel der Täter bereit, von einer Sozial-Einrichtung kontaktiert zu werden, jeder zweite davon nimmt das Therapie-Angebot dann auch an.

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