Häusliche Gewalt: Jede vierte Frau im Land betroffen

Laut einer internationalen Studie sind rund 62 Millionen Frauen in der EU seit ihrem 15. Lebensjahr Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt geworden. Auch in Vorarlberg erlebt jede vierte Frau häusliche Gewalt.

„Häusliche Gewalt hat eine ganz besondere negative Dynamik“, sagt Ulrike Furtenbach, Leiterin der Vorarlberger Gewaltschutzstelle. Während Übergriffe im öffentlichen Raum meist einmalig und von unbekannten Tätern erfolgen, sind Frauen und Kinder dem Partner oder Vater im eigenen Zuhause ausgesetzt. Meistens dauert die häusliche Gewalt auch über mehrere Jahre an, so Furtenbach, denn, angezeigt werden die Partner selten.

Ansprechpartner für Betroffene:

Auch die Telefonseelsorge berät betroffene Frauen unter 142.

Laut der Studie meldet sich nur weniger als ein Drittel der betroffenen Frauen bei der Polizei. Für Furtenbach ganz klar, schließlich sei gerade bei häuslicher Gewalt Scham ein großes Thema. „öffentlich zu machen, dass gerade der Partner, den man selbst gewählt hat, einem Gewalt antut“, das sei eine enorme Überwindung, so Furtenbach. Zudem ziehe eine Anzeige auch eine Menge Schritte nach sich, so Furtenbach.

Jede zweite Frau erlebt sexuelle Belästigung

Erschreckend ist laut Furtenbach, dass jede zweite Frau einmal im Leben mit sexueller Belästigung konfrontiert wird. Dies erfolgt meist verbal, durch abschätzige Witze oder Aussagen über das Gewicht und die Körperstatur. Aber auch als harmlos dargestellte Berührungen zählen dazu sowie körperliche Übergriffe. Laut der Studie werden rund 30 Prozent der Frauen am Arbeitsplatz, durch Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden belästigt.

Auffallend sei, so Furtenbach, dass immer mehr Frauen innerhalb von sozialen Netzwerken - also per Mail oder Handy - sexuell belästigt werden. Das betrifft laut Furtenbach jede zehnte Frau und hängt sehr mit dem Alter zusammen. Laut einer europaweiten Studie werden Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren sogar doppelt so häufig auf diese Weise belästigt. Gerade in sozialen Netzwerken wie Facebook nehmen sexuelle Übergriffe deutlich zu, sagt Furtenbach. Die Hemmschwelle dort sei niedriger, und Frauen seien auch oft gutgläubiger. Es sei erstaunlich, wie leichtsinnig gerade junge Mädchen beispielsweise Fotos versenden. Die meisten Täter seien aus dem Freudeskreis der Opfer, oft aktuelle oder frühere Partner.