Banker erschossen: Illegale Waffe aus Vorarlberg?

Die Liechtensteiner Polizei hat Freitagnachmittag weitere Details zum Tötungsdelikt von vergangenem Montag bekanntgegeben. Die Tatwaffe dürfte illegal in Vorarlberg besorgt worden sein. Eine Flucht des Verdächtigen durch den Rhein wird von der Polizei als unwahrscheinlich erachtet.

Die Suche nach dem mutmaßlichen Täter Jürgen Hermann, der Montagfrüh in Balzers einen Bankdirektor erschossen haben soll, blieb bisher ohne Erfolg. Die Polizei vermutet, dass er Suizid begangen hat. Seit Freitagmittag durchkämmen rund 90 Beamte das gesamte Ruggeller Ried - konkret suchen sie nach der Tatwaffe und dem Handy Hermanns. Das sagte der Liechtensteiner Polizeichef Jules Hoch am Freitag vor Medienvertretern in Ruggell, wo sich die Spur des mutmaßlichen Todesschützen Jürgen Hermann verlor.

Die Waffe, mit der Hermann geschossen haben soll, war im Herbst 2012 von einem Angehörigen des Verdächtigen in Österreich besorgt worden. Vorher hatte die Polizei Hermann vier Pistolen abgenommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die Tatwaffe von einem Familienmitglied Hermanns in Vorarlberg besorgt und illegal nach Liechtenstein gebracht. Bestätigt kann das erst nach dem Fund der Waffe werden.

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Video: Stefan Krobath war bei der Pressekonferenz in Liechtenstein. Sie sehen den Liechtensteiner Polizeichef Jules Hoch.

Flucht durch den Rhein gilt als unwahrscheinlich

Eine Flucht durch den Rhein erachtet die Polizei als wenig wahrscheinlich, da zwei unbenutzte Taucheranzüge des mutmaßlichen Täters sichergestellt wurden. Entsprechende Gerüchte, der Tatverdächtige sei durch den Rhein getaucht, waren dadurch genährt worden, dass Hermann seit Jahrzehnten Taucher war.

Für die Polizei steht der Suizid des Täters nach dem Tötungsdelikt nach wie vor im Vordergrund. Sie veröffentlichte am Freitag Ausschnitte der handschriftlichen Notizen, die Hermann im Pass eingetragen hatte, Abschiedsworte und ein Geständnis. Ermittelt wird aber weiter in alle Richtungen.

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Video: Auch für Gerichtspsychiater Reinhard Haller ist eine Flucht unwahrscheinlich. Mit Haller hat Stefan Krobath gesprochen.

Polizeischutz bleibt aufrecht

Solange unklar ist, ob der frühere Fondsmanager wirklich Suizid begangen hat, wird der verstärkte Schutz einiger öffentlicher Gebäude sowie möglicherweise bedrohter Personen in Liechtenstein aufrecht erhalten. Die Polizei wird dabei durch private Sicherheitsdienste unterstützt.

Die Liechtensteiner Polizei erstellte wegen der regelmäßigen Drohmails Jürgen Hermanns eine Liste von Personen, die gefährdet sein könnten. Es handelt sich um ein Dutzend Leute. Betroffen sind nicht nur Personen in Liechtenstein, sondern auch im Ausland, speziell in Österreich.

Drei Schüsse abgefeuert

Nach Polizeiangaben befand sich der Ex-Fondsmanager Jürgen Hermann am letzten Montagmorgen kurz nach sieben Uhr etwa vier Minuten in der Tiefgarage der Bank Frick in Balzers. Er soll auf den Chefbanker Jürgen Frick drei Schüsse aus einer Pistole abgefeuert haben. Zwei dieser Schüsse waren tödlich. Hermann machte den Banker für den Ruin seiner Investmentfirma mitverantwortlich.

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Audio: Ines Hergovits-Gasser war bei der Pressekonferenz in Liechtenstein

Familie des Opfers meldet sich zu Wort

Zu Wort gemeldet hat sich am Freitag auch die Familie des getöteten Bankers. Sie schrieb, ihr sei es ein wichtiges Anliegen mitzuteilen, dass sich auch Mitglieder der Familie Hermann für die Trauerfeier am Samstag angemeldet hätten.

Die Familie Frick schrieb weiter, damit werde ein wichtiges Zeichen der Christlichkeit und Mitmenschlichkeit gesetzt. Der Tatverdächtige habe nicht nur großes Unglück über die Familie Frick gebracht, sondern auch über die eigene.

Chefbanker in Tiefgarage erschossen

Der 48 Jahre alte Banker Jürgen Frick war Montagfrüh in der Tiefgarage der Bank Frick in Balzers erschossen worden. Als dringend tatverdächtig gilt der 58 Jahre alte frühere Fondsmanager Jürgen Hermann. Lesen Sie dazu Weitere Suchaktionen nach Bankermord und Bankdirektor erschossen: Fahndung geht weiter.