Nach Kritik: Bregenz hält an Seestadt fest

Eine aktuelle Studie über die Entwicklung des Handels hat zu einer Diskussion über Großprojekte geführt, darunter auch die „Seestadt“ in Bregenz. Die besondere Qualität der neuen Handelsflächen spreche für das Vorhaben, argumentieren Land und Stadt Bregenz.

Im neuen Stadtquartier in Bregenz sollen attraktive Geschäfte, Wohnungen und öffentliche Flächen entstehen (mehr in 181 Mio. Euro für Seestadt und Seequartier). Der Verfasser der CIMA-Studie, Roland Murauer, hatte am Donnerstag auf Anfrage von Journalisten gemeint, dass dieses Projekt in seinem Vollausbau die Grenzen der Verträglichkeit für den Handel im Raum Bregenz überschreiten würde.

Studie: Bedarf in Bregenz, aber nicht so viel

Laut Studie besteht im Raum Bregenz der größte Bedarf an neuen Handelsflächen. Bis 2020 können laut Studienautor Roland Murauer 12.000 Quadratmeter an neuen Verkaufsflächen geschaffen werden. Allerdings würden die derzeitigen Seestadt-Pläne diese Zahl überschreiten und so zu „strukturunverträglichen Entwicklungen“ führen - mehr in Studie: „Keine zusätzlichen Verkaufsflächen“. In der Studie wird die Größe der Seestadt daher als „illusorisch“ bezeichnet.

Linhart: „Qualität muss auch etwas zählen!“

Der Bürgermeister von Bregenz, Markus Linhart, sagt, es gebe eine andere, genauere Studie. In der CIMA-Studie hätte man gewidmete Handels-Flächen mit eingerechnet, die in Wahrheit aber schon mit Wohnungen verbaut seien. Die Gesamtverkaufsfläche für Seestadt und Seequartier sei bereits auf 16.000 Quadratmeter verringert worden.

Außerdem gehe es nicht nur um Quantität, sondern um Qualität. Für 3.800 Quadratmeter des Seestadt-Areals habe die Modekette Zara unterschrieben - das müsse man anders werten als etwa Baywa in Lauterach oder Baumaxx in Rankweil, meint Linhart.

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Videobeitrag von Theresia Bilgeri. Sie sehen Markus Linhart und Hubert Rhomberg, Geschäftsführer der Rhomberg Gruppe.

Seestadt bringe genau die verlangte Zentrums-Stärkung

Das für ihn wesentliche Ergebnis der Studie, die Stärkung der Zentren, habe weit über Bregenz hinaus Bedeutung. Linhart sagt, er wolle hin zu einer nachhaltigen Raumordnung. Bregenz gehe mit der Entscheidung für die Seestadt genau in die von der Studie empfohlene Richtung. Der Konzentration von Einkaufszentren auf der grünen Wiese werde damit entgegengetreten.

Projektentwickler Prisma liegen andere Zahlen vor

Prisma-Vorstand Bernhard Ölz, der das Seestadt-Projekt gemeinsam mit der Spar-Tochter SES entwickelt, zeigt sich von den CIMA-Zahlen überrascht. Er betont, dass diese von einem Beratungsunternehmen vertreten würden. Prisma selbst habe eine Studie der Firma Regioplan aus dem Jahr 2011 - und dort werde die verträgliche Handelsfläche für Bregenz mehr als doppelt so hoch angegeben.