Erster Zeuge im Betrugsprozess gegen M.Seidl

Am Mittwoch hat im Prozess gegen den Vermögensberater Michael Seidl als erster Zeuge der Vorarlberger Unternehmer Richard Morscher ausgesagt. Morscher schilderte vor dem Landgericht Vaduz, wie Seidl ihn um mehr als drei Millionen Euro betrogen haben soll.

Der zweite Tag im Seidl-Prozess am Landgericht Vaduz war zunächst der Einvernahme des Angeklagten Michael Seidl gewidmet. Der 41-jährige Deutsche gab vor Gericht an, er wollte mit den insgesamt 30 Millionen Euro seiner Anleger einen Solarpark in Spanien errichten. Den Anlegern hatte Seidl offenbar vermittelt, der Solarpark bestehe bereits und werfe Gewinne ab.

Michael Seidl, dem Gründer der Liechtensteinischen Finanzgruppe „Money Service Group“ wird schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Die Gelder sollten in Fonds, Solarparks und Anlagen mit fester Laufzeit investiert werden. Tatsächlich habe Seidl nie die Absicht gehabt, das Geld zu investieren, sagt die Staatsanwaltschaft.

Jedenfalls glaubte auch der erste Zeuge, der Vorarlberger Unternehmer Richard Morscher (Montfort Werbung), in einen bestehenden Solarpark zu investieren. Morscher ist einer von mehreren Prominenten - neben Niki Lauda und Harti Weirather - die bei Seidl ihr Geld anlegten.

Morscher: „Könnte ‚Trottel‘ auf meine Stirn schreiben“

Richard Morscher sagt, er habe weder versprochene Gewinn-Ausschüttungen noch Bilanzen gesehen. Böse Briefe folgten. Morscher zeigte Seidl im Mai 2011 schlussendlich an und traf ihn vor Gericht wieder. Danach war Morscher klüger. „Ich könnte ‚Trottel‘ auf meine Stirn schreiben“, sagte der 50-jährige Werbefachmann nach der Verhandlung. „Ich hätte auch ein Stück Land auf dem Mond kaufen können, das wäre das Gleiche gewesen.“

Vor Gericht erzählte Richard Morscher, warum er Seidl glaubte. Der Angeklagte habe vorgegeben, er sei vermögend, er verwalte vier Milliarden Euro Vermögen von reichen Russen und Deutschen. Auch eine Seidl-Familienstiftung mit 200 Millionen Euro habe Seidl vorgetäuscht.

Morscher überweist drei Millionen auf Privatkonto

Morscher berichtet, er habe Seidl über Harti Weirather kennengelernt. Damals habe es ein Problem gegegeben, auf der Bank sei das Geld nicht sicher gewesen. Zur rechten Zeit sei das Angebot Seidls gekommen, in Alternativ-Energie zu investieren. Aus seiner Commenta-Stifung habe er, Morscher, im April 2010, drei Millionen Euro auf Seidls Privatkonto überwiesen. Warum auf ein Privatkonto, fragt der Richter. Morscher antwortet: „Damals waren Liechtensteinische Stiftungen ein rotes Tuch. Ich war nicht glücklich von meiner Liechtensteinischen Stiftung auf ein deutsches Konto Geld überweisen zu müssen. Da kam Seidls Vorschlag, das Geld auf sein Privatkonto zu überweisen.“ Das Geld sollte nach einer weiteren Station bei der deutschen Hermes-Beteiligungsgesellschaft landen.

Unternehmer läßt sich wieder überreden

Noch ein zweites Mal, im Oktober 2010, überweist Morscher dem Angeklagten 450.000 Euro aus seiner RIMO-Privatstiftung. Er habe sich von einem Freund überreden lassen und wieder nichts von seinem Geld gesehen. „Damals machten wir 20 Millionen Gewinn in den Stiftungen“, sagte Morscher vor Gericht.

Morscher berichtet dem Gericht, er habe einen weiteren Vertrag mit Seidl abgeschlossen, den „Family Office Vertrag“. Im Zuge der Übersiedlung seines Unternehmens von Vorarlberg nach Liechtenstein habe er eine Neubewertung von Vermögens- und Firmenwerten vornehmen lassen wollen, so Morscher. Es sollte überprüft werden, ob das Vermögen gut angelegt ist. Morscher beziffert die Firmen- und Vermögenswerte vor Gericht mit 150-180 Millionen Euro. Es sei geplant gewesen, 50-70 Millionen Euro über ein „Owners Buy out“ herauszunehmen.

Als ihm Zweifel gekommen seien, sei dieses Projekt mit Seidl geplatzt. „Gott sei Dank“, schloss Morscher, „sonst wäre ich heute ein armer Mann“. Er bedauere, dass er Seidl auch Rüdiger Kapitza vom Maschinenbau-Konzern Gildemeister vorgestellt habe. Er habe die Geschäftsbeziehungen zum Angeklagten dann im Jahr 2011 endgültig abgebrochen.

Sendehinweis, Guten Morgen Vorarlberg", 27.9.2012

Der erste Zeuge - Richard Morscher. Ein Bericht von Magda Rädler

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Michael Seidl bestreitet Vorwürfe

Michael Seidl zeigte sich vor Gericht gefasst.Mit sonorer Stimme, ruhig im Ton und arm an Gestik, versuchte er sein Geschäftmodell der Firmenverschachtelungen, das Stopfen von Finanzlöchern, Unterschriften, die er, Seidl, für mehrere Vertragspartner eigenhändig leistete, plausibel darzustellen.

Seidl räumte vor Gericht Fehler ein, doch am Schluss sind es aus seiner Sicht, ein untreuer Mitarbeiter und abgesprungene, ungenannte Darlehensempfänger, die ihn ins Desaster stürzten.

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