Spitalsärzte: Drei Viertel denken an Kündigung

Drei Viertel der Vorarlberger Spitalsärzte überlegen, ihren Arbeitsplatz innerhalb der nächsten Jahre zu verlassen. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die den „Vorarlberger Nachrichten“ vorliegt. ÖVP-Gesundheitslandesrat Wallner verweist auf geplante Änderungen.

Erste Sofortmaßnahmen seien bereits getroffen worden, sagt Noch-Gesundheitslandesrat Markus Wallner (ÖVP). Ab 1.1. kommenden Jahres werden etwa die Zulagen und Überstunden höher bezahlt oder die Bedingungen für Turnusärzte verbessert.

Darüberhinaus werde kommendes Jahr die Kinderbetreuung ausgebaut und die Ambulanzen entlastet, so Wallner. Auch an einer Gehaltsreform werde gearbeitet. Die Arbeitsgruppe, in der Krankenhausbetriebsgesellschaft, Ärztevertreter und der Betriebsrat einen gemeinsamen Weg für eine Gehaltsreform suchten, arbeite intensiv an Lösungen. Erste Ergebnisse sollen im Frühjahr 2012 präsentiert werden.

Arzt: „Wertschätzung der Mitarbeiter“

Die Dienste vor allem in viel frequentierten Krankenhäusern müssten kürzer werden, das Grundgehalt müsste angehoben und neue Arbeitszeitmodelle müssten eingeführt werden, die auch eine Teilzeitanstellung ermöglichen, sagt Thomas Heidegger. Er ist seit mehr als 20 Jahren Arzt in der Schweiz und seit fünf Jahren Leiter der Anästhesie in den Krankenhäusern Altstätten, Grabs und Walenstadt. Es brauche entsprechende Arbeitszeitmodelle, ein modernes Dienstsystem und ein ebensolches Gehaltsystem, „zusammenfassen könnte man das unter Wertschätzung der Mitarbeiter“, sagt Heidegger. Er glaube, dass dann die Zufriedenheit wieder steigen könnte.

75 Prozent überlegen Kündigung

Eigentlich hätten die Umfrageergebnisse noch nicht an die Öffentlichkeit kommen sollen, sagen die Ärztevertreter Michael Jonas und Burkhard Walla in den „VN“. Der eingeschlagene Weg und das Verhandlungsklima mit dem Land sollten nicht beeinträchtigt werden. Nun aber wurden die Ergebnisse doch publik.

Mehr als 100 Ärzte wurden zu ihrer Arbeitssituation befragt. Das Ergebnis: Die Stimmung ist dramatisch schlecht. Über 75 Prozent der Mediziner denken demnach daran, innerhalb der nächsten Jahre zu kündigen. Mehr als die Hälfte sprach sogar von einem Ausstieg in den nächsten ein bis zwei Jahren.

Über 40 Prozent der befragten Spitalsärzte bewerteten zudem die Qualität ihres Arbeitsplatzes als negativ. Immerhin 36 Prozent sahen diesen Punkt positiv. Die Frage nach dem Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben ergab - nach Schulnoten - den Durchschnittswert von 3,75. Statt „Sehr gut“ gab es mehrere „Nicht genügend“.

Wallner, Gögele und KHBG informiert

Die Befragung fand allerdings zu einem äußerst turbulenten Zeitpunkt statt - nämlich im Anschluss an die Spitalsärzte-Enquete, in der der große Unmut erstmals öffentlich in dieser Deutlichkeit zutage getreten war. Es könnte also sein, dass diese Diskussion das Ergebnis mitbeeinflusst habe, meinen auch die Ärztevertreter.

Die Umfrageergebnisse wurden nun an Landesstatthalter Markus Wallner (ÖVP), seinen designierten Nachfolger als Gesundheitslandesrat, Rainer Gögele (ÖVP) sowie die Geschäftsführer der Krankenhaus Betriebsgesellschaft weitergeleitet. Die Ärztevertreter wollen allerdings vorsichtig kalmieren: Die vom Land angekündigten Verbesserungen seien „ein Schritt in die richtige Richtung“. Zuletzt wurden ja drei Millionen Euro zusätzlich vom Land bereitgestellt.