Austria Lustenau: Bösch zieht sich zurück

Die Zukunft von Fußball-Profiklub Austria Lustenau ist ungewisser denn je. Eine Gruppe rund um Sprecher Bernd Bösch stellte dem scheidenden Präsidenten Hubert Nagel am Donnerstag ein Ultimatum - dann zog sich Bösch zurück.

Nach den Entwicklungen der letzten Tage habe er nicht das Gefühl, dass es möglich sei, einen Konsens herbeizuführen, sagte Bösch am Donnerstagabend dem ORF Vorarlberg. Er werde deshalb nicht als Präsident zur Verfügung stehen. Die Austria, die sich seit dem angekündigten Rückzug von Präsident Hubert Nagel in einem quasi führungslosen Zustand befindet, schlittert damit weiter in die Krise.

Bernd Bösch

ORF

Bernd Bösch zieht sich zurück

Einziger Ausweg laut Bösch: Es brauche eine neutrale, dritte Person, um den Konflikt zu lösen, in dem es unter anderem um die Art und Weise des Führungswechsels nach dem Abgang von Nagel geht.

Streit um Finanzen

Doch der Reihe nach: Vor knapp zwei Wochen hatte sich Nagel zurückgezogen, nachdem er auf der Jahreshauptversammlung zwar wiedergewählt worden war, das aber nur mit knapper Mehrheit. Ein Grund: Im Hintergrund hatte eine Gruppe an der Neuausrichtung der Austria Lustenau gearbeitet. Auch andere Mitglieder, wie die beiden Vizepräsidenten Reinhard Bösch und Christian Ortner, traten zurück - mehr dazu in Austria Lustenau-Präsident zurückgetreten.

Es entbrannte ein Kampf um die Machtübernahme- insbesondere die Übernahme der finanziellen Verantwortung. Erst am Mittwoch gab die Reformgruppe um Bösch bekannt, die Verbindlichkeiten des Vereins für die laufende Saison würden im schlechtesten Fall zwischen 350.000 und 400.000 Euro betragen. Eine zu hohe Summe, als dass man sie einfach übernehmen könne, so Bösch - mehr dazu in Zukunft von Austria Lustenau weiter ungewiss.

Mehr noch: Ohne Lizenzierung kämen weitere 250.000 Euro dazu, hieß es. Dieses finanzielle Loch wolle man durch mögliche Verkäufe von Spielern so gering wie möglich halten. Falls es mit Saisonende noch Verbindlichkeiten geben würde, sollten diese von Nagel übernommen werden, so der Vorschlag. Diese Summe wollte die Gruppe über fünf Jahre zurückzahlen.

Ultimatum an Nagel

Am Donnerstag stellte Bösch Nagel dann noch einmal die Rute ins Fenster. Für ihn sei der 31. Jänner der letzte Tag, eine Lösung zu finden, so Bösch gegenüber dem ORF: „Ich habe heute Hubert Nagel mitgeteilt, dass ich nur noch heute als sein möglicher Nachfolger zur Verfügung stehen kann.“

Hubert Nagel

GEPA pictures/ Oliver Lerch

Der scheidende Präsident Hubert Nagel

Der Verein stehe nämlich unter Zeitdruck: „Wenn wir nächste Woche, am Freitag, eine Jahreshauptversammlung haben möchten, dann müssten wir heute dazu einladen, dann bräuchten wir heute eine gemeinsame Lösung.“

Nagel: Team Bösch kann übernehmen

Hubert Nagel reagierte mit einer Stellungnahme, in der er sich dagegen verwehrte, die Austria „als Sanierungsfall“ darzustellen. Es handle sich vielmehr um einen „kerngesunden Verein“. Seine Lösungsvorschläge: Entweder seine möglichen Nachfolger übernehmen den Verein sofort mit allen Rechten und Pflichten - also auch den Verbindlichkeiten des laufenden Spielbetriebs. Oder, Variante zwei, er stellt den Verein schuldenfrei und wird dafür von seinen Nachfolgern innerhalb eines definierten Zeitraumes entschädigt.

Bösch und sein Team könnten die Führung jederzeit übernehmen, so Nagel: „Da das Team um Bernd Bösch seit November Einsicht in die Finanzen der Austria nehmen konnte, gibt es auch keinerlei finanzielle Unklarheiten.“ Zu einer raschen Machtübergabe wird es aber nicht kommen: Am Donnerstagabend zog Bösch den Schlussstrich.